Stefan Hallmayer und Gerd Plankenhorn (v. li.) Foto: Theater

Christoph Biermeier hat Sean O’Caseys Einakter „Das Ende vom Anfang“ inszeniert - Mann und Frau tauschen ihre Rollen, und - Überraschung - das geht nicht gut aus. Jetzt ist dies im Melchinger Theater Lindenhof zu sehen.

Christoph Biermeier hat Sean O’Caseys Einakter „Das Ende vom Anfang“ inszeniert - Mann und Frau tauschen ihre Rollen, und - Überraschung - das geht nicht gut aus. Jetzt ist dies im Melchinger Theater Lindenhof zu sehen.

Melchingen - Darry streitet sich mal wieder mit seiner Ehefrau Lizzie, wer hier die schwerere Aufgabe zu leisten hat: Haushalt oder Hof. Und damit der Streit nicht ausgeht wie immer als Hornberger Schießen, beschließen die beiden einfach mal, ihre Rollen zu tauschen. Das geht absehbar nicht gut aus, es ist das „Ende vom Anfang“, wie der Ire Sean O’Casey seinen Einakter nannte.

Christoph Biermeier, der seine Regiehandschrift am Melchinger Theater Lindenhof profiliert hat und heute Intendant der Freilichtspiele Schwäbisch Hall ist, hat diesen Einakter zunächst mit Melchinger Akteuren für sein Haller Globe-Theater inszeniert. Jetzt wird das Stück auf der Alb gespielt.

Natürlich klappt da eigentlich gar nichts, wenn Mann Hand anlegt im Haushalt, aber das macht auch eigentlich gar nichts, solange die Musik und die gute Laune stimmen. Stefan Hallmayer, Mitbegründer des Theaters Lindenhof und heute dessen Intendant, zeigt sich hier als nimmermüder Komödiant mit großen sportlichen Ambitionen.

Als Begleitmusik für seine Fitnessübungen hat er sich ausgerechnet „Popcorn“ ausgesucht, jenes Instrumentalstück aus den 1970er Jahren der frühen Synthie-Pop-Ära, das er in wechselnden Geschwindigkeiten abspielt. Sein Nachbar Barry ist zwar besten Willens, seinem Kumpel zu helfen, doch ist er dazu viel zu ungeschickt, und kurzsichtig ist er auch noch. Allerdings hat Gerd Plankenhorn einen Kontrabass mitgebracht und mit Hallmayer an der teils elektrisch verzerrten Ukulele machen sie einen wilden Ritt durch frühere Rockmusik-Jahre von „Satisfaction“ bis „Smoke On The Water“.

Leicht verständlich, dass da immer mehr zu Bruch geht bei so viel Ungestüm, wo sogar die Ofenklappe rhythmisch mitwippt und der Wäschetrockner übermütige Sprünge macht. Es ist freilich Biermeiers Spezialität, dies ins Absurde zu drehen oder auf einmal einen Schwenk ins Unheimliche zu machen. Platter Humor ist die eine Sache, wenn etwa Plankenhorn hinter seinen dicken Brillengläsern mit den Augen rollt, doch Biermeier will noch mehr: Das Irrationale im scheinbaren Alltagsgeschehen herauskitzeln.

Die von Katrin Busching zunächst sehr detailverliebte Einrichtung einer Schmuddelküche wird so allmählich zu einem Trümmerfeld, in dem auch seltsame Apparate, deren Haushaltsrelevanz nicht erklärt wird, ein Eigenleben entwickeln. Am Ende kommt Anne Julia Koller als Lizzie hinzu: Sie ist eigentlich gar nicht so sehr überrascht von dem Chaos, das hier herrscht, sondern lässt sich von dem Handlungsrausch der beiden Männer anstecken.

Nächste Aufführung am 31. Mai im Rahmen der Ruhrfestspiele Recklinghausen