Szene aus Beate Faßnachts neuem Stück „Obwohl“ Foto: Andreas Zauner

Beate Faßnachts neues Stück„Obwohl“ ist in der Landesbühne Esslingen zu sehen. In der Inszenierung von Wolfram Apprich erlebt manskurrile Gestalten in einer Kneipe.

Esslingen - „Einen Campari-Orange, bitte“, haucht die blonde Fremde (Kristin Göpfert). Doch anstelle des Kaltgetränks erhält sie Lachanfälle: Die Wirtin (Vivian Scheurle) klammert sich prustend an die Theke, Bedienung Anni (Nina Mohr) reißt es fast vom Barhocker. In dieser Provinzkneipe trinkt man Bier. Oder Wein. Oder Schnaps. Keine Longdrinks.

Die Ausgangssituation in Beate Faßnachts „Obwohl“, an der Landesbühne Esslingen zur Uraufführung gebracht von Wolfram Apprich, gäbe einiges her: Schenkenpersonal und Stammgäste müssen sich plötzlich mit einer Unbekannten auseinandersetzen. Sie wirbelt den tristen, aber behaglich-vertrauten Stimmungsstaub auf. Wer derlei Spelunkenkonstellationen erlebt hat, weiß, wie absurd die Gespräche klingen, wie situationskomisch gewisse Verhaltensänderungen aussehen können.

An Gags fehlt es dem Stück von Faßtnacht nicht

Die Akteure sitzen an einem drehbaren Tresen und blicken einander nur selten an. Der ziellose, ins Publikum schweifende Blick des Angesäuselten verbindet sie. Später springen sie immer wieder auf, um verzweifelt oder erzürnt über die Bühne zu tigern. Da rutscht den Figuren auch mal ein primitiver Ausruf wie „Halt’s Maul!“ raus, worüber man schmunzeln kann.

Eberhard Boeck amüsiert als alteingesessener Trinker, der seine Äußerungen gegenüber der Neuen stets mit „Wenn ich mal dumm fragen darf“ einleitet. Auch Florian Stamm, der mit ulkiger Dorfdeppenmimik ein herumdrucksendes „obwohl“ an die Enden sämtlicher Bemerkungen hängt, macht anfangs Laune: „So was hab’ ich ja noch nie gesehen – obwohl . . .“ Nikolaos Eleftheriadis gibt einen kulturell Kundigen: Er spricht in Reimen und wird von den banausischen Mittrinkern stets lautstark untergebuttert.

An Gags fehlt es dem Stück also nicht. Doch wie oft lässt sich über den prinzipiell immer gleichen Scherz schon lachen?

Leider zielt „Obwohl“ nur im kleinen Rahmen auf die Kneipenkultur ab und lässt viel Satirepotenzial ungenutzt. Die skurrile Story gerät früh außer Kontrolle: Draußen geht die Welt apokalyptisch unter, nur im Wirtshaus lässt sich’s noch leben. Viele Aspekte wie etwa unterschiedliche Moralvorstellungen werden angedeutet, aber kaum besprochen. Hier sollen Menschen zu sehen sein, die ihre Konventionen hinterfragen? Diese Idee versinkt in mittelmäßigen Späßen. Das einstündige Schauspiel pendelt unentschlossen zwischen Persiflage und Absurdität. Dass dies ganz gut zum zögerlich klingenden Titel „Obwohl“ passt, ist nur ein schwacher Trost.

Die Koproduktion mit dem Theater Rampe ist in der Landesbühne Esslingen noch am 13. und 30. 10., jeweils 20 Uhr, zu sehen, vom 4. 11. an in der Rampe Stuttgart. www.wlb-stuttgart.de; www.theaterrampe.de