Der Brandner Kaspar (rechts) will sich vom „Boanlkramer“ noch ein paar Lebensjahre ergattern. Foto: Petra Mostbacher-Dix

Das Theater Tredeschin spielt im Lapidarium im Stuttgarter Süden das Volksstück „Der Brandner Kasper und das ewige Leben“. Kann man dem Tod ein Schnippchen schlagen?

S-Süd - Wie jeder hat auch der Tod Probleme. Es plagt den „Boanlkramer“, bayrisch Knochensammler, dass keiner ihn mag. Dabei erfüllt er eine göttliche Aufgabe, wenn er die Sterbenden in den Himmel begleitet. „Immer kalt ist es bei diesem rauf und runter“, erklärt er dem „Portner“, dem Heiligen Petrus. Doch der befiehlt: „Du bringst mir den Brandner Kasper auf der Stelle rauf – fast wollte ich sagen tot oder lebendig.“

Tod und Leben gehören zusammen

Petrus’ Gewand schwingt, seine Locken wogen vor himmlischer Kulisse. Damit ist nicht nur die blaue Decke gemeint, die über einer Wand hängt, sondern der Garten und die Statuen des Städtischen Lapidariums. Dort haben Michael Kunze und Lydia Vanhoutte, die seit 22 Jahren das Figurentheater Tredeschin betreiben, Kurt Wilhelms Komödie „Der Brandner Kasper und das ewige Leben“ inszeniert. Sie basiert auf einer Erzählung von Franz von Kobell, die 1871 in der Wochenschrift „Fliegende Blätter“ erschienen ist. „Diese Geschichte wollte ich lange machen“, sagt Kunze, der den Brandner und den Portner gibt. „Tod und Leben gehören zusammen, er trifft uns in jedem Alter. Und der Wunsch, ihn zu überlisten, ist so alt wie die Menschheit.“

Der Brandner Kasper macht den Tod besoffen

Der Brandner Kasper macht den Tod besoffen, als der den 72-Jährigen holen will. Nach etlichen Stamperl Kirschgeist erschwindelt er beim Kartenspiel vom Boanl-kramer 18 Lebensjahre. Er will den verschuldeten Hof für sein Enkelin Marei (Maja Fischinger) erhalten. Das verwirrt die himmlische Ordnung. Was den Pfortner in Rage bringt, weckt beim Boanlkramer (Tanja Kunze) Gefühle. War doch der Brandner der Erste, der ihn menschlich behandelt und mit ihm wie ein Freund geratscht hat.

Die Macher haben das Stück gekürzt sowie auf die wesentlichen Charaktere reduziert, neben Brandner, Boanlkramer und Marei sind das deren Geliebter Flori, Jäger Simmerl, Erzengel Michael (alle Christoph Daeke) sowie Tante Teres (Lydie Vanhoutte). Gut so, denn nun stehen die Gespräche zwischen Leben und Tod im Fokus. Wie sagt der Boanlkramer? „Wo das Wissen aufhört, fängt der Glaube an. Und wenn ich komm’, dann muss ein jedes dran glauben.“

Weitere Termine im Lapidarium, Mörikestraße 24/1: jeweils samstags 5. August, 12. August und 19. August, 17 Uhr.