Eine Lichtblitz-Orgie: Spider-Man gegen Electro im Kampf um New York. Foto: Verleih

Der zweite Teil des Spider-Man-Neustarts leugnet seine Trash-Wurzeln und möchte dramatisch ernstgenommen werden. Der sensible Andrew Garfield in der Hauptrolle ist ideal, Emma Stone („The Help“) hingegen uninteressant.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "The Amazing Spider-Man 2"

Als seine Freundin Gwen ihm den Laufpass gibt, kann Peter Parker seine heimliche Rolle als New Yorks Held Spider-Man nicht mehr genießen. Dabei braucht ihn die Stadt mehr denn je: Freund Harry, der todkranke Firmenerbe, und Fan Max werden durch die Experimente von OsCorp zur Gefahr.

Angesichts von Sam Raimis kaum einer Dekade alter „Spider-Man“-Trilogie (2002 bis 2007) kann die frenetische Reboot-Manie schon mal verwirren, was auch an der austauschbaren Handlung des zweiten Teils von Marc Webbs Neustart liegt: Diese schwankt zwischen gut gelauntem Pop-Nerd-Lustspiel, der Seelenqual-Tragödie von Verstörten und Verlassenen sowie einer TeenieRomanze, das Ganze aufgelockert durch 3-D-Flugspäße.

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Webb und seine sieben Drehbuchautoren haben nicht den Mut zum pubertären Comic-Pulp der Vorlage von Stan Lee und Steve Ditko, auch wenn dies als bunte Actionkomödie immer wieder durchscheint. Aber sie wollen dramatisch ernstgenommen werden und dichten die Leiden des jungen P, der Arbeits- und Privatleben mit Freundin auf die Reihe kriegen will.

Weder ihm noch dem Film gelingt es, das alles unter einen Hut zu bringen. Der sensible Andrew Garfield in der Hauptrolle ist ideal, Emma Stone („The Help“) hingegen uninteressant, weshalb alle Tragik in Verbindung mit ihr nicht berührt.

Pflichtschuldig abgearbeitet werden die Qualen von Jamie Foxx („Django Unchained“) als Gegenspieler Electro, den ein Blitzschlag zum Energiebündel hat werden lassen, und Dane DeHaan („Chronicle“) als todgeweihtem Jüngling Harry – wenig inspiriert fällt das aus, es vermag nicht zu fesseln und lässt die 140 Minuten Spielzeit ungerechtfertigt erscheinen.

Sobald Webb den Anspruch – Drama um Lügen und was sie mit uns anrichten – ab- und den Comedyschalter anlegt, gewinnt der Spinnenmann an Charakter: Wenn er nach seinen Einsätzen zerschlagen ins Bett fällt oder verwirrt sein Chaos-Leben zu ordnen versucht, ist sein Beziehungsstatus kompliziert. Doch das plätschert viel zu sehr vor sich hin – und der gefühlvollste Song ist aus „The Spectacular Now“ geklaut.

Im Kampf um New York, als Zeitlupen-CGI-Spektakel weniger eine Destruktions- denn eine Lichtblitz-Orgie, feiert die Stadt schließlich die Überwindung einer Stromausfall-Krise, die natürlich an den 11. September erinnert. Wenn die Bürger begeistert ihrem kinderlieben Helden applaudieren und eine Hoffnungsrede Zuversicht in Anbetracht noch bevorstehender Schrecken verbreitet, wendet sich der Film auch an die ganze Nation.

Dazwischen kann diese Episode ihre Wurzeln im grellen Trash nicht verleugnen – nur steht sie nicht dazu.

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