Irma Flores ist stolz auf ihre Tochter Thalia. Das Mädchen hat durch seine Hartnäckigkeit erreicht, dass sie die Feuerwehr rechtzeitig alarmieren konnte Foto: Christian Hass

Das ging gerade noch mal gut: Ein sieben Jahre altes Mädchen hat gehört, dass in dem Dreifamilienhaus, in dem sie in Vaihingen lebt, der Rauchmelder los ging. Dadurch konnte die Feuerwehr rechtzeitig alarmiert und eine 74-jährige Mieterin aus ihrer völlig verqualmten Wohnung gerettet werden.

Stuttgart - Thalia ist gerade mal sieben Jahre alt. Trotzdem weiß das Mädchen bereits ganz genau, was sie gehört hat – und lässt sich davon auch nicht so leicht abbringen: zum Glück für eine 74-jährige Nachbarin, die im Erdgeschoss des Mietshauses in der Rosentalstraße im Stuttgarter Stadtteil Vaihingen direkt unter Thalia und ihren Eltern wohnt. Denn als die Siebenjährige am vergangenen Mittwoch gegen 17.15 Uhr in ihrem Zimmer auf dem Boden ein Puzzle zusammensetzte und darauf wartete, dass ihr Vater von der Arbeit nach Hause kommt, hörte sie plötzlich einen lauten Piepton. „Ich bin zu meiner Mama und habe ihr gesagt, dass da irgendetwas piepst“, sagt Thalia. Doch Irma Flores, die Mutter des Mädchens, beschwichtigte Thalia und versicherte ihr, dass der Piepton weit weg sei. „Nein, das Piepsen ist hier, hier bei uns im Haus“, beharrte Thalia und ließ nicht locker, bis ihre Mutter sie an die Hand nahm, um nachzuschauen, ob die Kleine doch recht hat.

Feuerwehr war in zehn Minuten vor Ort

Kaum standen die beiden im Treppenhaus, war der Mutter klar, dass es sich bei dem durchdringenden und anhaltenden Piepsen um den Warnton eines Rauchmelders handelte. Und dieser Warnton drang aus dem Erdgeschoss des Dreifamilienhauses. Im Erdgeschoss selbst nahmen Mutter und Tochter beißenden Rauch wahr, der dort aus einer Wohnung kam. Thalias Mutter klingelte an der Wohnungstür der Nachbarin. Doch nichts passierte, die Nachbarin öffnete nicht. Die Mutter alarmierte umgehend die Feuerwehr. Die war knapp zehn Minuten später mit einem Löschzug der Berufsfeuerwehr Stuttgart und der Freiwilligen Feuerwehr Vaihingen vor Ort.

„Die Rettungskräfte mussten die Türe aufbrechen, um in die Wohnung zu gelangen. Mit einer Wärmebildkamera suchten sie nach Personen und fanden die 74-Jährige reglos im Bett“, sagt eine Sprecherin der Stuttgarter Feuerwehr. Die Feuerwehrleute holten die Rentnerin aus ihrer völlig verqualmten Wohnung. Sie kam mit einer leichten Rauchvergiftung in ein Krankenhaus. Nach etwa einer halben Stunde, gegen 18 Uhr, konnten die Retter wieder abrücken. Die Brandursache war vermutlich eine brennende Zigarettenkippe, die in einen Mülleimer in der Küche geworfen worden war und den Müll in Brand setzte. die Mieterin hat vermutlich nichts gemerkt, weil sie sich hingelegt hatte und eingeschlafen war. Auf die Wohnung haben die Flammen nicht übergegriffen. Laut Polizei hat die Siebenjährige der Nachbarin aber „offensichtlich das Leben gerettet“. Denn die Rauchentwicklung war lebensbedrohlich.

Installation von Rauchmeldern wird nicht kontrolliert

Aber nicht nur Thalias Aufmerksamkeit hat die Nachbarin ihr Leben zu verdanken, auch dem Vorhandensein eines Rauchmelders. Das Anbringen des Warnsystems ist seit Januar dieses Jahr in Baden-Württemberg Pflicht. Vermieter dürfen laut Amtsgericht Stuttgart (AZ: 6 C1267/14) zwar nur aus begründetem Anlass die Wohnung ihres Mieters betreten. Zu den begründeten Anlässen zählt außer drohender Gefahr das Ablesen von Messgeräten, aber auch die Installation von Rauchmeldern. Die Grundlage dafür liefert zum einen die Heizkostenverordnung. Der zufolge müssen Mieter den Zugang zur Ablesung von Messeinrichtungen möglich machen. Und zum anderen haben Mieter nach der Landesbauordnung den Zugang zur Wohnung für die Installation von Rauchmeldern zu gewähren. Allerdings sehen dass nicht alle Mieter ein. So hat die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft zu Beginn des Jahres rund 70 Verfahren gegen Mieter angestrengt, weil die ihre Tür zur Installation der Rauchmelder nicht aufmachen wollten. Die Vermieter sind zwar verpflichtet sicherzustellen, dass die Wohnungen mit funktionierenden Rauchmeldern ausgestattet sind. Überprüft wird das bislang jedoch nicht – auch nicht nach einem Brand von der Feuerwehr.

Während des Einsatzes der Feuerwehr in der Rosentalstraße in Vaihingen hat es Thalia nach Auskunft ihres Vaters Bernhard Hurler „etwas mit der Angst zu tun bekommen“ und war deshalb während der Rettungsaktion bei Nachbarn untergebracht. „Am meisten Angst hatte sie allerdings nicht um sich, sondern um ihren Schulranzen und ihre Schulsachen. Die musste meine Frau aus unserer Wohnung holen, damit denen nichts passiert, falls es doch noch brennen sollte“ , sagt der Vater.

Nach dem Feuerwehreinsatz hatte Thalia die Aufregung auch ganz schnell wieder vergessen – zumal sie zum Dank für ihre Aufmerksamkeit und Hartnäckigkeit in ein Feuerwehrauto steigen und alles ganz genau inspizieren durfte. Und Thalias Eltern haben aus dem Vorfall eines gelernt: die Beobachtungen ihrer Tochter künftig immer ernst zu nehmen.