Mann + Hummel hat sich von 500 Beschäftigten allein in Deutschland getrennt. Einen weiteren Restrukturierungsbedarf sieht Firmenchef Alfred Weber nicht. Foto: Mann+Hummel

Restrukturierungen und schwierige Marktbedingungen in wichtigen Ländern belasten den Filterhersteller aus Ludwigsburg. Große Hoffnung setzt das Familienunternehmen in die Übernahme eines US-Konzerns.

Ludwigsburg - Der Gewinn des Autozulieferers Mann + Hummel ist im vergangenen Jahr deutlich um 66 Prozent auf noch 34 Millionen Euro geschrumpft. „Mit dem Ergebnis können wir nicht zufrieden sein“, sagte Firmenchef Alfred Weber bei der – wegen der Umstellung der Rechnungslegung – verspäteten Vorlage der Bilanz in Ludwigsburg. Er begründete den Gewinneinbruch mit schwierigen Marktbedingungen und den Restrukturierungen in deutschen Werken. Vor allem der Stammsitz ist stark betroffen. 120 Mitarbeiter haben dort vor wenigen Tagen ihre Kündigung erhalten. Lautstark protestierten die Betroffenen, die nun für ein Jahr in eine Transfergesellschaft wechseln können, am Freitag vor dem neuen Technologiegebäude gegen die Entlassung; einige von ihnen haben Klagen vor dem Arbeitsgericht angekündigt.

Abbau von Arbeitsplätzen

Mann + Hummel hatte vor einem Jahr den Abbau von insgesamt 275 Arbeitsplätzen in der Produktion in Ludwigsburg angekündigt. Da nicht genügend Aufhebungsverträge und Frühverrentungen vereinbart werden konnten, kam es zu den Entlassungen, hat das Familienunternehmen bereits vor einiger Zeit mitgeteilt. Grund für die Maßnahme ist ein Technologiewechsel. Bisher wurden Saugrohre am Stammsitz gefertigt, doch diese Produkte würden nicht mehr gebraucht, so Weber. Künftig werden am Stammsitz „nur“ noch Kraftstofffilter hergestellt. Weber zeigte sich überzeugt, dass der Standort nun wieder profitabel werde. Auch an den deutschen Standorten Bad Harzburg/Niedersachsen und Sonneberg/Thüringen sind gut 200 Stellen dem Rotstift zum Opfer gefallen. Dort erfolgte der Abbau aber ohne Kündigungen. Einen weiteren Restrukturierungsbedarf sieht Weber hierzulande nicht. Nicht nur in Deutschland hat das Unternehmen gespart, auch in Brasilien, das massive wirtschaftliche Probleme hat, wurden 300 von 1100 Arbeitsplätze gestrichen. Auch in China sei die Marktlage schwierig, so Weber. Zwar habe sich der Pkw-Bereich wegen eines staatlichen Förderprogramms wieder stabilisiert, doch das Nutzfahrzeug- und das Industriegeschäft befinde sich weiter auf Talfahrt. Mann + Hummel ist in all diesen Bereichen vertreten. Die Ludwigsburger haben sieben Standorte in China. Wie sich der Umsatz in der Volksrepublik entwickelt hat und welchen Anteil das Pkw-Geschäft hat, konnte Weber nicht sagen. Dass die Belegschaft weltweit trotz dieser Einsparungen dennoch gestiegen ist, hat mit der Übernahme der Vokes Ais Gruppe zu tun, einem führenden Anbieter von Filtrationsanwendungen in Schweden.

Solide finanziert

Große Hoffnung setzt Mann + Hummel in die Übernahme des Filtrationsgeschäfts des US-Konzerns Affinia. Dies sei die „entscheidende Weichenstellung für mehr Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum“, hofft Weber. Affinia habe mit den Marken Wix Filters und Filtron in bestimmten Regionen und Marktsegmenten eine gute Position, in denen Mann + Hummel bislang nicht gut aufgestellt sei. Als Beispiele nannte Weber den Schwerlastbereich in den USA und die Hydraulikfiltration. Zudem werde das Unternehmen seine Präsenz in Osteuropa ausbauen. Mann + Hummel hat im Sommer 2015 die Übernahme des Affinia-Filtergeschäftes angekündigt; Anfang Mai 2016 lagen alle behördlichen Genehmigungen vor. Zwölf Affinia-Niederlassungen – die größtem Werke sind dabei in Polen und in den USA – haben damit den Besitzer gewechselt. Durch die Übernahme wird der Umsatz von Mann + Hummel um rund eine Milliarde Euro und die Zahl der Mitarbeiter um gut 4000 auf dann rund 20 000 steigen. Emese Weissenbacher, Finanzchefin des Unternehmens, sprach von günstigen Konditionen für die Finanzierung der Transaktion. So wurde ein Schuldschein über 1,1 Milliarden Euro begeben. Der Durchschnittszins liege bei unter 2 Prozent.

Zurückhaltend für 2016

Zurückhaltend äußerte sich die Finanzchefin über die Entwicklung im laufenden Jahr. Umsatz und Ergebnis werden in etwa auf Vorjahresniveau liegen, dabei sei die jüngste Übernahme noch nicht berücksichtigt, sagte Weissenbacher. Die Entwicklung im ersten Halbjahr bestätige die Erwartungen. Ziel für die kommenden Jahre sei, Eigenkapitalquote und Umsatzrendite zu steigern. Im vergangenen Jahr ist die Eigenkapitalquote auf 25 Prozent gesunken; angestrebt werden 30 Prozent. Die Umsatzrendite – das Ergebnis von Steuern und Zinsen im Verhältnis zum Umsatz – ist 2015 auf 4,5 Prozent geschrumpft. Zielgröße sei 6 Prozent, so Weissenbacher.