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Der selbstständige Taxifahrer Thomas Alber
(59) hält Göppingen für ein schwieriges Pflaster. Dennoch will er weitermachen – bis zu seinem Lebensende.

Göppingen – - Thomas Albers hat sich mit seinem elfenbeinfarbnen Droschke am Bahnhof angestellt. Seit dem Jahr 1997 ist er selbstständiger Taxiunternehmer – allerdings nicht des Geldes wegen, wie er sagt. „Ich liebe die Freiheit.“
Herr Alber, wie laufen heute die Geschäfte?
Ich bin seit fünf Stunden im Einsatz und hatte drei Fahrten. Zwei gingen zum Arzt, und auch die dritte war eine reine Stadtfahrt. Jetzt hoffe ich auf Laufkundschaft vom Zug.
Das klingt nach wenig.
Das ist normal für Göppingen.
Wie füllen Sie Ihre Pausen?
Ich bin selbstständig und mache vom Autositz aus meine ganze Büroarbeit. Außerdem lese ich viel. Ich habe da meine Heiligen Schriften dabei. Auch den Koran habe ich schon gelesen. Wissen Sie, ich bin bei der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage.
Kann man vom Taxifahren leben?
Ich bin verheiratet, habe aber keine Kinder. Da geht das, dass man zehn bis zwölf Stunden am Tag arbeitet.
Jetzt gibt es ja den Mindestlohn. . .
8,50 Euro? Das können Sie vergessen. Wer das in Göppingen bezahlen kann, ist nach meiner Ansicht ein Genie.
Wieso ist es hier schwieriger als anderswo?
Wir sind hier auf dem Land. Das Taxi ist für die Leute nur der Notanker, wenn das Auto kaputt ist und auch sonst keiner aus der Familie sie fahren kann. Und die örtliche Industrie verlangt Sonderpreise. Das machen alles die Mietwagenfirmen. Die sind sowieso ein Problem, weil sie uns um 20 bis 30 Prozent unterbieten. Dabei ist das unlogisch. Schließlich zahlen sie einen höheren Mehrwertsteuersatz und müssen nach jeder Fahrt zurück zu ihrem Standort.
Könnten Ihnen höhere Preise helfen?
Wir hatten doch gerade erst eine kräftige Erhöhung. Seither haben wir noch weniger Fahrten. Nein, das hilft uns überhaupt nichts. Wir sind jetzt schon teurer als anderswo.
Hat dann Taxifahren für Sie persönlich überhaupt eine Zukunft?
Ja, es ist eine brotlose Kunst, die man nur aus Idealismus machen kann. Aber ich liebe die Freiheit, und ich glaube, dass ich so meinen Mitmenschen am besten dienen kann. Ich werde es bis zu meinem Lebensende machen, sofern die Gesundheit mitspielt.