Eisner (Harald Krassnitzer) und Fellner (Adele Neuhauser) sollen eine Bluttat verhindern.Foto:ARD Foto:  

Das haben Moritz Eisner und Bibbi Fellner nicht verdient. Die Wiener Ermittler gehen in der kruden „Tatort“-Episode „Schock“ voller jammernder und geschwollen daherredender Studenten völlig verloren. Gegen die Langeweile hilft nicht mal mehr der Sarksamus von Eisner.

Stuttgart - Heulsusen, alles Heulsusen. Wenn die Generation Y wirklich so ist, wie dieser „Tatort“ aus Wien glauben machen will, dann Gnade uns Gott. Die Mittzwanziger, sie jammern, sie sind überfordert, sie schlucken Amphetamine wider den Leistungsdruck, und sie reden, als ob sie aus einem Poesie-Album vorlesen. Dieses weinerliche Getue geht selbst dem Misanthropen Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) auf die Nerven. Er muss sich aber auch dauernd Kalendersprüche wie „Es gibt nur ein Ende, ein Ende, das ein Anfang sein kann“ anhören. Und die Klage seiner Tochter, dass seine Generation Spaßdrogen wie LSD, Hasch und Koks einwerfen durfte, während ihre Altersgenossen süchtig aus Vernunft seien. Man schmeißt ein, was einen leistungsfähiger macht. „Wir sind die Pflichterfüllergeneration“, barmt sie.

Schuld ist natürlich das System

Man merkt, es geht um das große Ganze. Eine Studentin wirft sich aus dem Fenster, weil sie durch eine Prüfung gerasselt ist. Ihr Freund David Frank leidet unter ihrem Tod, unter seinem Übervater, einem genialen Mathematik-Professor, vor allem aber am Leben. Wer schuld ist? Natürlich das System. Um seinen Mitmenschen die Augen zu öffnen, die Gesellschaft zu schocken, entführt er Mama und Papa und droht via Internet deren Tod an. Fortan rennen Eisner und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) dem jungen Mann hinterher, so eine Art Schnitzeljagd. Nett gefilmt ist das, aber leider ziemlich langweilig und ohne den sonstigen Wiener Schmäh. Auch das Ende ist wenig überraschend, man ist dann aber doch zumindest froh, wenn es eintritt.

Die Larmoyanz von Julia Engelmann

Damit man kapiert, worum es geht, tritt hin und wieder die Soziologiedozentin Sarah Adler (Mercedes Echerer) auf. Sie soll den gedanklichen Überbau liefern, redet aber vor allem geschwollen daher und ist bestens bewandert in Küchenpsychologie. Es scheint, als habe der ORF die weinerliche Poesie von Julia Engelmann verfilmt. Die hat mal vor Jahren mit ihrer lamoryanten Lyrik namens „eines Tages“ alle Internet-Kanäle verstopft; eine Klage, die in Pseudo-Tiefsinn gipfelte wie „Unser Leben ist ein Wartezimmer, und niemand ruft uns auf“. Die Zuschauer warten auch – auf einen spannenden Krimi. Sie warten leider vergebens

Sonntag, ARD, 20.15 Uhr