Gibt auch angeschlagen nie auf: Til Schweiger als LKA-Fahnder Tschiller in „Der große Schmerz“ Foto: NDR Presse und Information

Das Jahr ist noch jung, wenn die „Tatort“-Folge „Der große Schmerz“ mit Til Schweiger an Neujahr ausgestrahlt wird. Doch schon jetzt ist klar: Alles, was danach kommt, muss sich an diesem fulminanten Krimi messen lassen. Teil zwei kommt am Sonntag.

Stuttgart - Vielleicht sollten wir das neue Jahr damit beginnen, unsere Vorurteile über Bord zu werfen, die wir gegenüber prominenten Nasen hegen. Wer etwa der Meinung ist, dass der Schauspieler Til Schweiger allenfalls für harmlose Komödien taugt und die Sängerin Helene Fischer höchstens auf einer High-Tech-Konzertbühne glänzen kann, dem sei der neue „Tatort“ des Norddeutschen Rundfunks aus Hamburg ans Herz gelegt.

Dabei dürften die ersten Einstellungen gerade jenen in die Hände spielen, die Schweiger gern mal so richtig den Kopf waschen wollen. Als Hauptkommissar Nick Tschiller geht Schweiger, nicht ganz freiwillig versteht sich, mit dem Kopf voraus auf Tauchstation.

Drei Herren mit osteuropäischem Migrationshintergrund wollen von Tschiller wissen, wo dessen krimineller Gegenspieler, der Hamburger Unterweltboss Firat Astan, steckt, der eigentlich in Fuhlsbüttel einsitzen müsste. Schon bei diesen Szenen bleibt einem die Luft weg – und das wird sich auch in den folgenden anderthalb Stunden nicht ändern.

„Der große Schmerz“ lässt nicht nur den Fahnder leiden

„Der große Schmerz“, Teil eins der neuen Doppelfolge aus Hamburg, lässt nicht nur den LKA-Beamten Tschiller leiden. Auch der Zuschauer kann sich dem (auch psychischen) Druck, der auf dem Fahnder lastet, nicht entziehen. Im Grunde wird mit „Der große Schmerz“ fortgesetzt und perfektioniert, was sich in den ersten beiden Folgen bereits abgezeichnet hat: Mit Tschiller und seinem Partner Yalcin Gümer (Fahri Yardim) bricht die ARD-Reihe in eine neue, actiongeladene Dimension auf. Mit betulicher Sonntagabendunterhaltung hat das nichts mehr zu tun. Die ARD hat wohl richtig entschieden, diesen beinharten Thriller mit Tschiller nach den Anschlägen von Paris aus dem Programm zu nehmen – auch wenn hier keine Terroristen am Werk sind, sondern das organisierte Verbrechen wütet.

„Der große Schmerz“ ist großes Kino fürs Fernsehformat – und man fragt sich, warum die Figur Tschiller (mit all ihrem Umfeld) nicht längst auf die Leinwand aufgetaucht ist. Im Grunde geht es um das sittsam bekannte Krimi-Thema „Ein Bulle sieht rot“. Tschiller soll bei einer Gefangenenbefreiung helfen und ist nicht mehr Herr des Verfahrenes, als seine Exfrau und seine Tochter (gespielt von Schweigers Tochter Luna) entführt werden. Tschiller steckt in einer Zwangsjacke. Er bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als Gesetze zu brechen. Sein Partner Yalmin Gümer kann ihm da nur bedingt helfen – man fahndet gewissermaßen aneinander vorbei, was die Spannung zusätzlich steigert. Als Gegenspielerin, eiskalt und sehr erotisch: Sängerin Helene Fischer lässt als brünette Auftragskillerin Leyla Fahnder Gümer (und nicht nur den) atemlos zurück.

Nur soviel sei verraten: Es wird kein lucky Day

Es gibt Krimis, da kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie deshalb schnell geschnitten wurden, weil man das heutzutage eben so macht. Ganz anders in der von Regisseur Christian Alvart in Szene gesetzten TV-Produktion (geradlinig und bisher absolut logisch: das Drehbuch von Christoph Darnstädt). Die schnellen, harten Schnitte und die Kamera, die den Akteuren beängstigend dicht auf den Leib rückt, verfolgen nur einen Zweck: uns hineinzuziehen in den Sog dieses Dramas.

Selbst einen gewissen Witz kann man dem Krimi nicht absprechen, auch wenn er nicht so wortgewaltig wie bei dem Kollegen aus Münster daherkommt. Ein schwer bewachter Gefangenentransport, der im Dunkel des Morgens aufbricht, kommt an einem Werbeplakat vorbei: „This is your lucky day“, „Das ist dein Glückstag“. Wir wollen nicht zu viel verraten, aber der Spruch trifft es nicht ganz.

„Tatort – Der große Schmerz“: Freitag, 1. Januar, 20.15 Uhr, ARDTeil zwei „Tatort – Fegefeuer“: Sonntag, 3. Januar, 20.15 Uhr, ARD