Im Schatten des Bosch-Parkhauses haben Autoknacker auf einem Messe-Stellplatz zugeschlagen. Foto: Lichtgut/Oliver Willikonsky

Kaum zu glauben: auf einem Messeparkplatz unmittelbar neben der Autobahn im Schatten des Bosch-Parkhauses scheinen sich Diebesbanden ungestört zu fühlen. Unbekannte Autoknacker sind dort mit Navi-Geräten im Wert von 20 000 Euro verschwunden.

Stuttgart - Der Parkplatz P 40, unterm Bosch-Parkhaus auf der Stuttgarter Seite der Autobahn, gilt als Ausweichparkplatz für Messebesucher – wenig bekannt, abgelegen und unscheinbar. Für Diebesbanden jedoch scheint der umzäunte Parkplatz auf Plieninger Gemarkung dagegen eine wahre Fundgrube zu sein. Bei den organisierten Tätern hat sich offenbar herumgesprochen, dass dort hochwertige Mietwagen-Fahrzeuge abgestellt sind.

Jetzt hat dort eine Navi-Bande zugeschlagen. Acht Karossen der Marken Mercedes und BMW wurden dort aufgebrochen und geplündert. Die Täter bauten die hochwertigen Navigationssysteme im Wert von mehreren Tausend Euro aus. Der Gesamtschaden wird von der Polizei auf mehr als 20 000 Euro geschätzt. „Die Tat ist am Dienstagnachmittag entdeckt worden“, sagt Polizeisprecher Michael Schaal, „sie könnte sich aber bereits am Montag abgespielt haben.“

Ins Visier geraten sind fünf Mercedes der C-, B- und E-Klasse, aus denen die Comand-Navigationssysteme ausgebaut wurden. Außerdem machten sich die Täter über drei BMW her, darunter ein Fahrzeug des Typs X 3. Die Fahrzeuge sind nagelneu und teilweise noch nicht zugelassen.

Die Autoknacker gingen ziemlich rücksichtslos vor: Die Unbekannten schlugen jeweils eine hintere kleine Seitenscheibe ein und öffneten die Verriegelung der Türen. Eigentlich hatten sie noch in zwei weitere Fahrzeuge eindringen wollen – doch obwohl die Scheiben eingeschlagen waren, blieben die Navigeräte an Ort und Stelle. Es wird nicht ausgeschlossen, dass die Täter sich womöglich gestört fühlten und die Aktion abbrachen.

P 40 schon einmal ein Tatort

Dass der offenbar organisierte Diebstahl lange Zeit nicht entdeckt wurde, ist bemerkenswert. Denn nur wenige Meter weiter rauscht der Verkehr der A 8 vorbei, Zehntausende Fahrzeuge pro Tag. Auf der anderen Seite rollt der Verkehr auf der L 1192 zwischen Plieningen und der Messe. Und doch ist der Ausweichparkplatz P 40 offenbar abgelegen genug, um die Täter in Sicherheit zu wiegen. Eine Überwachung scheinen sie nicht fürchten zu müssen.

Der P 40 ist freilich nicht zum ersten Mal ein Tatort für Diebesbanden. Mitte April hatten sich Unbekannte dort zu schaffen gemacht. Die Täter bockten damals über Nacht zwei Mercedes der G-Klasse, einen Audi A 7 und einen 4er BMW auf Steine auf und montierten die Räder ab. An den Fahrzeugen einer Autovermietung entstand dadurch ein erheblicher Sachschaden. Allein der Wert der erbeuteten Räder wurde auf insgesamt 16 000 Euro geschätzt. Die Täter konnten bis heute nicht gefasst werden.

In der Region Stuttgart hatten sich Navi-Diebe eigentlich schon lange nicht mehr blicken lassen. Vor allem die in Mercedes verbauten Comand-Geräte blieben nach mehreren Serien in der Vergangenheit in letzter Zeit unberührt. Der letzte größere Fall datiert von Anfang Juli, als Unbekannte in Löchgau und in Erligheim (Kreis Ludwigsburg) fünf Fahrzeuge der Hersteller BMW und Mercedes aufgebrochen und geplündert hatten. Sie bauten die Navigationssysteme sowie die Airbags aus und richteten dabei einen erheblichen Sachschaden an.

Die Zahl der Fälle hielt sich in diesem Jahr in Grenzen – was offensichtlich an den Ermittlungserfolgen der Polizei im vergangenen Jahr liegen könnte. Allein in Stuttgart konnten 2015 insgesamt sechs Tatverdächtige im Alter zwischen 19 und 28 Jahren von einer Ermittlungsgruppe namens Triangel ermittelt werden. Alle Beschuldigten stammten aus Litauen. Alle Beschuldigten stammten aus Litauen. Da passt ins Bild, dass aktuell am Dienstag zwei 21 und 26 Jahre alte Litauer im hessischen Offenbach auf frischer Tat ertappt wurden, als sie ein Navigerät aus einem BMW ausbauten.

Im jüngsten Fall auf dem Messe-Parkplatz hat das Polizeirevier Flughafen noch keine heiße Spur. Wer zwischen Montag, 11 Uhr, und Dienstag, 14.30 Uhr, Verdächtiges im Schatten des Parkhauses beobachtet hat, wird gebeten, sich unter der Rufnummer 07 11 / 7 87 80 - 0 an die Polizeidienststelle zu wenden.