Kriminalhauptkommissar Frank Steier (Joachim Król) Foto: HR

Joachim Król letztmals als Kommissar Frank Steier: Sind Wege in den Abgrund umkehrbar? Das ist die Frage dieser „Tatort“-Folge, und Erol Yesilkaya und Michael Proehl (Drehbuch) sowie Sebastian Marka (Regie) ­machen daraus ein bitterböses ­Kammerspiel.

Stuttgart - Bereits im Januar 2014 waren für Joachim Król seine Auftritte als Kommissar Frank Steier im Frankfurter „Tatort“ Geschichte. „Eine Folge gibt es noch“, sagte er seinerzeit den Stuttgarter Nachrichten, „sie ist schon gedreht.“ Und ergänzte: „Aber über die Form des Abschieds werde ich nichts verraten“.

An diesem Sonntag nun ist Król in „Das Haus am Ende der Straße“ letztmals für die Frankfurter „Tatort“-Macher unterwegs. Mürrisch wie je, und natürlich auch wieder auf ausgedehnten Solo-Pfaden. „Es ist doch interessant, wenn jemand eine Idee hat, auf die man nicht selbst kommt, und dann eine Figur spielt, der man selbst eher nicht entspricht. Da fängt der Spaß an“, sagte Król unserer Zeitung über die Rolle als Frank Steier.

Mit Kopf und Herz war Król vor zwölf Monaten jedoch woanders – Stuttgarts Schauspielintendant Armin Petras hatte ihn als Gast für „Szenen einer Ehe“ gewonnen – und Król zeigte sich begeistert. „Es war uns doch immer klar, dass Stuttgart einer der ganz wichtigen Theaterstandorte ist. Und ich habe das Gefühl, dass die richtige Truppe am richtigen Ort angekommen ist“, sagte er.

An diesem Sonntag aber ist er noch einmal Frank Steier – nicht wirklich beliebt bei den Kollegen, aber eben „der Beste“. Wenn da nur der Alkohol nicht wäre. „Sechs doppelte Wodka und eine Flasche Rotwein“ sind zu viel, um seine Aussage in einem Tötungsdelikt vor Gericht gelten zu lassen – und mit der öffentlich gemachten Sucht ist Steier auch intern angreifbar. Fehlt nur noch ein neuer Chef. Steier bekommt ihn – und hat genug.

Ermittlerkollege Seidel (Peter Kurth aus dem Stuttgarter Petras-Ensemble) warnt: „Wenn du kein Polizist mehr bist – was bleibt dir dann noch?“ „Ich will wieder Held in meinem Film sein“, antwortet Steier. Das will Ex-Polizist Poller auch. Sein Sohn ist an einer Überdosis gestorben, und Poller, als der Armin Rohde sich mit Joachim Król bald ein beklemmendes Psycho-Duell auf engstem Raum liefert. Sind Wege in den Abgrund umkehrbar? Das ist die Frage dieser „Tatort“-Folge, und Erol Yesilkaya und Michael Proehl (Drehbuch) sowie Sebastian Marka (Regie) machen daraus ein bitterböses Kammerspiel. Dass dabei das Interesse für die weiteren Figuren neben Król und Rohde etwas verloren geht – geschenkt.

Die Szenerie mit einer durch einen Immobilieninvestor in die Ödnis gestürzten Straße einst stolzer Einfamilienhäuser darf man derweil getrost als Anspielung auf beliebte Positionierungen früherer Ruhr-„Tatort“-Folgen verstehen. Einzig „Das Haus am Ende der Straße“ ist noch bewohnt – und wird zur Falle für Gut und Böse.

Am Ende sitzt Frank Steier noch einmal als Zeuge in einem Gerichtssaal. Auf der Anklagebank derselbe Mann, dessen Verteidiger Steiers Alkoholsucht öffentlich gemacht hatten. Steier aber ist ein anderer geworden – und Joachim Król darf ihn in seinem denkwürdigen „Tatort“-Finale sogar lächeln lassen.