Der ehemals Obdachlose Hansi ergibt sich Kommissarin Sieland. Foto: MDR

Tatort-Vorschau: In Dresden stürzt ein Unternehmer von einer Brücke. Es scheint Zeugen zu geben. Doch die sind betrunken und faseln wirres Zeug. Eine harte Nuss für die Kommissarinnen Henni Sieland (Alwara Höfels) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski).

Stuttgart - Im deregulierten Kapitalismus kann man bekanntlich aus fast allem Profit schlagen, selbst aus der Armut. Indem die Politik der vergangenen Jahrzehnte ihr Heil in der zunehmenden Privatisierung vormals staatlicher Aufgaben gesucht hat, ermöglichte sie nämlich Typen wie Hans Martin Taubert (Michael Sideris) den Aufstieg: Der Unternehmer wurde reich mit einer Firma, die der Stadt Dresden die Versorgung Obdachloser abnimmt. Offenkundig handelt es sich dabei um ein derart einträgliches Geschäftsmodell, dass Taubert einen einigermaßen exzentrischen Lebenswandel kultivieren konnte. Allerdings hat er sich mit seinem Auftreten auch Feinde gemacht, was wiederum erklärt, warum der Mann zu Beginn des neuen „Tatorts“ aus Sachsen schwer verletzt unter einer Brücke liegt.

Die Zeugen sind angetrunken und faseln wirres Zeug

In der Eingangssequenz vernimmt das toughe Ermittlerduo Henni Sieland (Alwara Höfels) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) drei Stadtstreicher: Hansi (Arved Birnbaum), Platte (David Bredin) und Eumel (Alexander Hörbe) behaupten nämlich, beobachtet zu haben, wie Taubert von der Brücke gestoßen wurde. Dumm nur, dass die drei Männer schwer angetrunken sind und deswegen eher wirres Zeug faseln. Vor allem der Oberkommissarin Gorniak ist das Trio ganz augenscheinlich lästig – allzu viel Verständnis bringt die Frau für Leute, die auf der Straße leben, nicht auf. Vielleicht auch, weil sie privat mit ihrem verhaltensauffälligen Sohn Aaron (Alessandro Emmanuel Schuster) genug Probleme hat.

Ein windiger Geschäftsmann wird zum Verdächtigen

Bei den Ermittlungen gerät nun nicht nur der Bruder des Toten (Urs Jucker), ein ebenfalls windiger Geschäftsmann, der Taubert eine Stange Geld schuldete, in Verdacht. Im Fokus der Kommissarinnen stehen auch immer wieder die Obdachlosen. Vielleicht wollten die Autoren (Ralf Husmann, Mika Kallwass) und der Regisseur (Droh Zahavi) auf diese Weise den Blick auf Leute lenken, von deren Existenz jeder weiß, deren Los aber weitgehend ignoriert wird. Nur krankt dieser „Tatort“ daran, dass Armut in ihm allein als Karikatur existiert. Der immerhin zu spürende Wille, bei der Inszenierung des Stoffs einen eher unkonventionellen Ton anzuschlagen, kann darüber dann auch nicht mehr hinwegtrösten. (had)

„Tatort“: Der König der Gosse, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD