Neu in Berlin: Meret Becker und Mark Waschke Foto: rbb Presse & Information

Der Sonntagabend hat eine Premiere parat: Den ersten Fall von Meret Becker und Mark Waschke als neuem Berliner Ermittlerduo Nina Rubin und Robert Karow.

Taumelte da nicht jüngst ein junger Mann mit einem Messer im Hals durch den Kieler „Tatort“-Auftakt? Nun stolpert ein blutüberströmtes Mädchen durch die Nacht, und auch in Berlin scheint sich niemand für das Geschehen zu interessieren. So ist sie, die Großstadt, so ist Berlin. Ist so Berlin?

Autor Stefan Kolditz und Regisseur Stephan Wagner immerhin ziehen ihre Sicht der Hauptstadt-Dinge über 90 Minuten konsequent durch. Seitenblicke auf gelungene Berlin-Krimis zu Russenmafia und Bandenkriminalität darf man als gewollt einordnen – schnell, hart und gefährlich ist sie nun mal, die Berlin-Gegenwart?

Dazu passen die Parallel-Handlungen zum Auftakt. Das Mädchen auf der Straße und eine eben nicht mehr junge Frau vor dem Spiegel in einem Club. Man kann Kolditz und Wagner wahrlich nicht unterstellen, sie hätten nicht auf Details geachtet, aber Meret Becker lassen sie doch recht plump als Zerrbild Meret Becker auftreten, verfolgt fast von sich selbst und noch weit weg von der Rolle als Kriminalkommissarin Nina Rubin.

Mit der Figur ihres Partners für das neue „Tatort“-Duo aus Berlin machen es sich Kolditz und Wagner noch einfacher: Marc Waschke spielt sein gebeuteltes Ekel-Paket mit fast schon comichafter Machismo-Attitüde so souverän runter, als wolle er seinen Robert Karow und dessen lächerlichen Wollmantel gleich wieder loswerden.

Karow kommt von der Drogenermittlung, kennt, wie es scheint, jeden in Berlin, jeden im Milieu sowieso. Ein Wolf, der seine Wunden leckt und weiß, dass seine Qualitäten angezweifelt werden, seit sein Partner unter nicht geklärten Umständen zu Tode kam.

Um Drogen geht es auch jetzt. Das Mädchen, das da durch die Nacht taumelt, „ist ein Muli“, wie Karow trocken bemerkt – ein menschlicher Transportesel für geschluckte Drogenpäckchen. 40 000 Euro, klärt Karow das Team von Rubin auf, ist die „Muli“-Ware wert – Grund genug für einen Mord, wenn die Ware verloren zu gehen droht.

Und Meret Beckers Rubin? Findet sich, findet die Rolle – und sieht darin ihre Familie zerbrechen. Die Kamera hält auf Beckers Gesicht – und jetzt beginnt Meret Becker, sich in ihrer Rolle zu bewegen. Sie ist die Souveräne, die Mutter, die dialogorientierte Teamleiterin – das darf auch „der Neue“ spüren.

Gemeinsam suchen sie nach dem Mädchen aus der Eingangssequenz. 13 ist sie, Vollwaise und Pendlerin zwischen Pflegemutter und Straße. Eine Verlorene mit Träumen, leichte Beute für die „Muli“-Führer, die ihre Kuriere mit dem Versprechen auf ein paar Euro mehr auf „Urlaubreise“ schicken.

Der Fall gewinnt – in dem Maße auch, wie Kameramann Thomas Benesch und die in den ersten 15 Minuten doch sehr forcierende Cutterin Susanne Ocklitz das Tempo drosseln und den Figuren mehr Raum geben. Auch Rubin und Karow. Als Einzelne sind sie dem Mädchen auf der Spur, als Partner zeigt die Kamera sie im Schlussbild – an jenem Ort, an dem Karows Partner umkam. Durch eine Polizeikugel vielleicht gar? Die Geschichte innerhalb der Fall-Geschichten der neuen Berlin-Ermittler ist eröffnet.

Sonntag, 20.15 Uhr, ARD