Ich Tarzan – du Tarzan: Konstantin Yudenkow aus Botnang bei Proben zum Tarzan-Musical, in dem er den jungen Titelhelden spielt. Foto: Georg Linsenmann

Der elfjährige Konstantin Yudenkow hat im Apollo-Theater eine Rolle als „Young Tarzan“. Der selbstbewusste Nachwuchsschauspieler hat es beim Casting einfach einmal versuchen wollen und setzte sich durch.

Botnang - Tarzan hatte Konstantin noch gar nicht gekannt: „Ich habe das mit Mogli verwechselt.“ Das hat sich schnell geklärt, denn inzwischen ist Konstantin, der diese Woche den zwölften Geburtstag feiert, ein Tarzan-Profi: Seit fast genau einem Jahr spielt der Botnanger auf der großen Bühne des Apollo-Theaters in Möhringen den Affenjungen. Jetzt, kurz vor der 26. Vorstellung, schüttelt er schnell die ganze Story aus dem Ärmel – und wie er in dieses Dschungel-Abenteuer hineingeraten ist: „Meine Mama hat in der Zeitung gelesen, dass man sich zum Casting melden kann. Und dann habe ich es einfach probiert“, erzählt er. Und schon in der ersten Runde hätte er bemerkt, „dass nur zwölf Jungs richtige Konkurrenten waren“. Schließlich muss, wer ein richtiger Tarzan werden will, schon vorher ein bisschen was können: „Tanzen und Singen, Akrobatik und Schauspielen.“ Da hatte er gute Voraussetzungen, denn Konstantin spielt Fußball und macht Geräteturnen, und das Musische liegt eh in der Familie: „Papa ist Konzertsänger, Opa auch. Ich bin schon oft mit in die Konzerte gegangen.“

Man muss sich wie ein Affe fühlen und bewegen können

Eine zweite Runde – und schon war Konstantin in der „Intensivgruppe“: Ein halbes Jahr Training mit den Profis. „Vor allem viel Akrobatik“, sagt der Jung-Tarzan, „man muss wie ein Affe turnen und laufen können“. Und: „Schauspielen war das Schwierigste. Man muss in die Rolle reinkommen und sich wie ein Affe fühlen.“ Ganz schön viel Aufwand! Und daneben musste Konstantin eines im Blick behalten, bis heute: „Man muss in der Schule gut sein. Schule geht vor. Wenn es Beschwerden gibt, dann ist Schluss mit Tarzan.“

Konstantin geht in die Kräherwald-Schule. Wie seine Mitschüler nach der Premiere reagiert haben? „Die finden es cool. Zum Beispiel, dass ich jetzt den Flickflack kann. Manche sind extra in die Vorstellung gegangen.“ Und drumherum gab es manche, „die waren voll der Fan. Das war lästig“. Jetzt aber ist „Schluss mit Gequatsche“, die Vorstellung naht: „Ich geh’ dann mal in die Maske.“ Dort warten bereits zwei Maskenbildnerinnen. Mit professioneller Ruhe lässt sich Konstantin die Haare verstecken. Kein Mucks, auch wenn es zupft und zieht: „Die langen Haare brauche ich, damit die Perücke hält. Freiwillig hätte ich nie lange Haare“, betont er. „Jetzt werde ich gefoltert“, gibt er Laut, als Haarband und Netz gespannt werden. „Dann machen wir es ein bisschen locker“, sagt Giti, während Aislem die Perücke mit den langen Tarzan-Zotteln bringt. Einmal Headbanging, wildes Schütteln. Alles sitzt und hält, auch das hübsch unterm Haar verstaute Headset. Dann streift er kurz übers Geschirr, das er für die Kletter- und Flugpartien braucht, und stellt mit einem schelmischen Lächeln fest: „Ich hab’s drauf!“

Ganz schön selbstbewusst! „Stimmt“, sagt Wenke Elfers, für das Kinder-Management zuständig, und ergänzt: „Er hat eine tolle Entwicklung gemacht, wie alle Jungs, die hier spielen. Es ist aber auch sagenhaft, was die da abfahren müssen! Die wissen inzwischen, was sie können und wer sie sind. Mit dieser Erfahrung haben sie ein ganz anderes Standing.“

Konstantin wartet darauf, dass sich der Vorhang öffnet

Jetzt ist warm machen auf der Probebühne angesagt, mit Thomas Hirschfeld, dem künstlerischen Leiter. Ein Handstand, zwei Räder, dann wird professionelles Strecken, Dehnen und Ape-Movement gemacht, zu immer schnellerer Trommelmusik. Auch das Einsingen mit Jochen Neuffer, dem musikalischen Leiter, endet mit einem dicken Lob: „Sehr schön!“ Und als Konstantin zur Schmodder-Box läuft, wo er die Ganzkörper-Tarzanfarbe abbekommt, stellt Neuffer fest: „Konstantin ist sehr begabt. Und er hat das ganze Umfeld im Blick, ist auch mit dem Kopf voll da. Das sind ja sekundengenaue Abläufe, da muss alles passen.“

„Ich bin ready!“ sagt Konstantin, klatscht ab und ist verschwunden. Gleich geht der Vorhang hoch, vor 1800 erwartungsvollen Zuschauern. Mit Händen zu greifen ist der Zauber, den der kleine Tarzan beschert. Alles so flink, so frisch und keck – und so ganz selbstverständlich! Und richtig berührend, wenn Konstantin, an der Rampe kauernd, sein melancholisches Solo singt: „Warum, wieso?“ Plötzlich ist er weg. Denn die Love-Story mit Jane, die braucht jetzt den erwachsenen Tarzan.

Bald aber ist Konstantin ganz weg. Denn der Junge aus Botnang ist nicht nur prächtig in die Tarzan-Rolle rein-, sondern in dem einen Jahr altersgemäß auch fast schon wieder aus ihr herausgewachsen: „Noch zwei Zentimeter, dann bin ich 145. Dann bin ich zu groß dafür.“ Viermal ist er noch der Tarzan, am 26. April ist seine Schlussvorstellung. Ein bisschen traurig vielleicht? „Nö, das war schon cool. Aber jetzt kann ich was Neues anfangen.“ Und wenn ein neues, passendes Musical kommen sollte? „Klar, dann würde ich es wieder probieren!“