Südwestmetall-Chef Stefan Wolf warnt vor zu hohem Lohnabschluss Foto: dpa

5,5 Prozent mehr Lohn fordert die IG Metall in der aktuellen Tarifrunde für die Beschäftigten der Branche. Zu viel, sagen die Arbeitgeber. Es drohe die Verlagerung von Jobs ins Ausland.

Stuttgart - Bisher hat sich die IG Metall mit ihren Forderungen für die 800 000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie im Südwesten ganz geschickt positioniert, jetzt holen die Arbeitgeber zum Gegenschlag aus. „Wenn wir so weitermachen, wird Deutschland bald wieder zum kranken Mann Europas“, sagte Südwestmetall-Chef Stefan Wolf am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Stuttgart. Er wies mit Blick auf die Lage in den Unternehmen die Lohnforderungen der IG Metall erneut zu rück. „Wir können den hohen Stand an Beschäftigung nur bei einem maßvollen Abschluss halten“, warnte Wolf. Ansonsten drohe die Abwanderung von Arbeitsplätzen ins Ausland.

Eine aktuelle Umfrage unter Mitgliedsbetrieben habe ergeben, dass nur weniger als jeder dritte Betrieb 2015 mit einer verbesserten Auftragslage rechne, der Rest aber von einer Verschlechterung ausgehe. „Wir haben das Vorkrisen-Niveau von 2007 noch immer nicht wieder erreicht“, so Wolf. Auch die Gewinne in den südwestdeutschen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie stagnierten seit etwa drei Jahren.

Im gleichen Zeitraum seien jedoch die Löhne um zehn Prozent gestiegen, die Wettbewerbsfähigkeit habe sich dadurch verschlechtert. Ein nochmaliger Zuschlag von 5,5 Prozent bedeute Kosten von rund zehn Milliarden Euro, die vom Branchengewinn in Höhe von rund 53 Milliarden Euro abgezogen werden müssten. „Viele Betriebe bekommen da Schwierigkeiten“, so Wolf. Nicht wenige mittlere und kleinere Firmen hätten die Verlagerungspläne schon in der Schublade. Schon heute werde fast nur noch im Ausland investiert, wo auch ein Großteil der Gewinne erwirtschaftet werde.

Die Arbeitgeber wehren sich auch gegen eine Ausweitung der Regelungen zur Altersteilzeit. Angesichts der Rente mit 63, die allein in Baden-Württemberg bis jetzt von etwa 20 000 Beschäftigten in Anspruch genommen werde, drohe bald ein Fachkräftemangel. Mit den bisherigen Regelungen zur Alterszeit, die wegen der Rente mit 63 außer Kraft gesetzt sind, könnten die Arbeitgeber leben. Sie sollten fortentwickelt werden. Abgelehnt werden jedoch generelle Ansprüche von jenen Beschäftigten, die anders als etwa Schichtarbeiter körperlich nicht besonders belastet sind. „Jeder kann ja gehen, wann er will, aber dann muss er halt Kürzungen in Kauf nehmen.“

Richtig in Fahrt kommt Wolf aber erst bei der von der IG Metall geforderten persönlichen Weiterbildung für Beschäftigte. Diese muss sich nicht unbedingt an den Bedürfnissen des jeweiligen Betriebs orientieren und soll von den Arbeitgebern finanziell gefördert werden. „Da haben wir überhaupt keinen Handlungsbedarf“, sagt Wolf.

Wenn sich etwa ein Buchhalter zum Bilanzbuchhalter qualifizieren lasse, es dafür aber keine Stelle gebe, werde dieser sich mit Sicherheit woanders bewerben. Für die Arbeitgeber kommt es aber nicht in Frage, eine Weiterbildung zu finanzieren, für die es keinen Bedarf im Unternehmen gibt. Zudem biete der bisherigen Tarifvertrag Qualifikation genügend Möglichkeiten. „In der Vergangenheit war es meist so, dass die zur Verfügung stehenden Mittel kaum abgerufen wurden.“

Ob es bei der zweiten Verhandlungsrunde am kommenden Montag in Ludwigsburg ein erstes Angebot von Südwestmetall geben wird, ließ Wolf offen. Erste Warnstreiks sind dann ab 29. Januar möglich. Die IG Metall reagierte noch am Nachmittag auf die Stellungnahme der Arbeitgeber. Man sei verwundert angesichts der verhaltenen Zukunftsprognosen. „Daraus zu schließen, dass wir in der laufenden Tarifrunde Maß halten müssen, halte ich für abenteuerlich“, sagte IG-Metall-Bezirkschef Roman Zitzelsberger. Die Metall- und Elektroindustrie im Land sei „kein Tal der Tränen“.