Organisiert vom Stadtjugendring, haben 12- bis 17-Jährige ein Programm aus Hip-Hop, Breakdance und Theater-Elementen erarbeitet Foto: Susanne Müller-Baji

Straßburger und Stuttgarter Jugendliche haben ein Tanz-Projekt erarbeitet, das am Donnerstag in der Feuerbacher Louis-Leitz-Schule zu sehen ist.

Feuerbach - Eben hat noch die Theater-AG der Louis-Leitz-Schule Position geprobt: Eine moderne Fassung der „Antigone“ nach Jean Anouilh wird man im Rahmen der Französischen Wochen am Donnerstag, 20. Oktober, aufführen. Und dann wirbelt mit einem Mal eine französisch-deutsche Gruppe über die improvisierte Bühne: Tür auf, Tür zu, deuten sie pantomimisch an. Ein imaginärer Ghettoblaster wird hereingetragen. Und der Tanz kann beginnen. . .

Klassik auf der einen, Streetdance auf der anderes Seite – dieser kulturelle Mix ist typisch für die Französischen Wochen, die seit 1999 jedes Jahr im Großraum Stuttgart ausgerichtet werden. Seit 2010 werden diese vom Institut français Stuttgart koordiniert. Ziel ist es, die Freundschaft und die Verbindung zwischen Frankreich und Deutschland zu stärken. Vom 12. bis 23. Oktober gibt es mehr als 60 Veranstaltungen.

Jugendliche aus Straßburg und Stuttgart

Für das Streetdance-Projekt, das in der Louis-Leitz-Schule zu sehen ist, haben 12- bis 17-Jährige aus den Partnerstädten Straßburg und Stuttgart ein Programm aus Hip-Hop, Breakdance und Theater-Elementen erarbeitet – „Auf den Spuren der Meinungs- und Ausdrucksfreiheit“, wie die bilaterale Jugendbegegnung überschrieben ist. Auf Französisch würde das „Sur les traces de la liberté d’expression“ heißen, aber Sprachbarrieren sind hier kein Thema. Alles werde in die jeweils andere Sprache übersetzt, erläutert Bettina Szotowski vom organisierenden Stadtjugendring. Bei den drei Arbeitstreffen stünden der Streetdance als Ausdrucksform ohne Grenzen im Mittelpunkt und das gegenseitige Kennenlernen. Sollten die Jugendlichen sich danach inspiriert fühlen, ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen – umso besser.

Das Ziel der Zusammenarbeit klingt in diesem Kontext etwas altmodisch, ist aber aktueller denn je: Es sollen Werte und der Respekt voreinander vermittelt werden, und die jungen Tänzer machen dies auf ihre Weise und in ihrer eigenen Lebenswelt erfahrbar: In einer Szene wird etwa einem Betrunkenen geholfen, statt einfach angewidert wegzusehen. „Es geht um Zivilcourage, dass man sich füreinander einsetzt, dass man die Dinge wahrnimmt und den Mut hat, das Richtige zu tun“, bringt Projektleiterin Szotowski das Anliegen auf den Punkt. Sie hofft, dass sich auch die Gäste bei der Aufführung am Donnerstag mitreißen lassen und mittanzen. Sowohl das Theaterstück zuvor wie auch das Tanztheater selbst stehen ausdrücklich allen offen. Und junge Tanztalente, die sich selbst einmal bei solchen internationalen Begegnungen einbringen wollen, dürfen gerne Kontakt mit dem Stadtjugendring aufnehmen.

Begegnung mit anderen

Sobald Regisseurin Pauline Vernier eine Pause verkündet, geht das Wirbeln erst richtig los: Dann ist Freestyle angesagt, Moves werden ausgetauscht, jeder guckt sich was vom anderen ab. Was nehmen die Jugendlichen von dem Projekt mit nach Hause: „Es ist toll, wie das auf Deutsch und Französisch gleichzeitig funktioniert hat“, sagt Hedda Gau-Nhim aus Straßburg, und Mittänzerin Kenza Vela-Lopez ergänzt: „Dass man neue Dinge beim Tanzen kennen gelernt hat – und überhaupt die Begegnung mit anderen!“

Die Schlüsselszene läuft übrigens als Videoeinspielung im Hintergrund: Eine Handvoll Jugendlicher tanzt ausgelassen in der U-Bahn und filmt sich dabei. So tatsächlich geschehen im Mai bei der ersten Begegnungswoche in Stuttgart – und im Grunde ihrerseits eine Frage der Ausdrucksfreiheit: Ist das nun der pure Übermut, eine Ruhestörung gar? Oder kann man da darüber wegsehen, vielleicht sogar mitwippen? Der Fahrer der U 15 entschied sich für ersteres, unterband das bunte Treiben – und inspirierte so die Gruppe zu ihrem Programm. Zuerst seien sie enttäuscht gewesen, erzählt Kenza Vela-Lopez, zumal die übrigen Fahrgäste dem Geschehen ganz freundlich gegenübergestanden hätten. „Aber jetzt ist es gut, dass wir unser Ding daraus machen konnten.“

Info

Die Theater-AG der Louis-Leitz-Schule, Wiener Straße 51, zeigt am Donnerstag, 20. Oktober, von 11 Uhr an „Antigone“ nach Jean Anouilh. Und von 12.15 Uhr an wird „Auf den Spuren der Meinungs- und Ausdrucksfreiheit” getanzt. Weitere Infos zu den Projekten des Stadtjugendrings gibt es unter der Telefonnummer 23 72 60 und unter www.sjr-stuttgart.de.