Blogger Jonas Bischofberger analysiert die Partien des VfB Stuttgart. Foto: 63238390

Taktikblogger Jonas Bischofberger analysiert das Saisonfinale des VfB gegen die Würzburger Kickers und erklärt, wie sich die Schwaben zum Sieg konterten.

Stuttgart - Der VfB gewinnt zum Saisonabschluss ohne Glanz und mit einfachen Kontern. Würzburg hingegen strahlt gerade im Umschaltspiel zu wenig Gefahr aus und steigt nach einer sieglosen Rückrunde ab.

–Würzburg kompakt gegen Stuttgarts Doppelspitze

–Schwache Konter ohne Soriano

–Stuttgart kontert sich bequem zum 4:1

Im letzten Spiel der Saison probierte Hannes Wolf noch einmal, den Doppelsturm Simon Terodde und Daniel Ginczek von Beginn an ins Rennen zu schicken – die Variante, auf die er normalerweise erst in der zweiten Halbzeit zurückgreift. Eingebettet waren die beiden in ein 4-4-2-System mit breiten Flügelspielern, eher tiefen Sechsern und einem Linksverteidiger, der höher als der Rechtsverteidiger agierte. Also sonst alles beim alten beim VfB.

Würzburgs Pressing

Der Gegner aus Würzburg hingegen setzte auf eine Fünferkette, die leicht Richtung Viererkette tendierte, wenn Karsanidis (oder später Rama) tiefer blieb und Halbverteidiger Pisot auf die Position des Linksverteidigers rausschob. Auf diese Weise gewann das fast durchgängig als tiefes Mittelfeldpressing gespielte Defensivsystem der Gäste an Flexibilität und Zugriff auf den Flügeln. Die Mitte war von dem Fünfeck, das die drei Sechser mit den Spitzen bildeten, sowieso komplett zugestellt. Stuttgarts Sechser wurden von Benatelli und Schröck immer wieder angelaufen und konnten kaum nach vorne eröffnen.

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Diese Kompaktheit behielt Würzburg auch im Verschieben auf die Seite bei, sodass der VfB bei seinen Flügelangriffen zwar erst einmal Raum gewann, aber im Anschluss nicht mehr zurück ins Zentrum spielen konnte. Das hatte auch damit zu tun, dass der VfB sich vor allem auf verschiedene Pärchen konzentrierte, die aber untereinander wenig verknüpft waren. Links waren das Maxim und Insua, die wie gewohnt gut harmonierten. Zudem sollten diesmal Terodde und Ginczek sich gegenseitig Räume öffnen und für Tiefe und Ablagen sorgen.

Würzburg baut kein Tempo auf

Während Würzburg defensiv recht stabil stand, konnten sie nach vorne nur wenig gute Szenen entwickeln. Durch ihr eher zurückhaltendes Pressing gewannen sie viele Bälle tief und hatten weite Wege zum gegnerischen Tor. Da die Innenverteidiger gegen die konterstarken Stuttgarter wohl große Probleme bekommen hätten (und später auch bekamen), rückten gerade die Flügelverteidiger nur zögerlich nach, weswegen es vor allem an Benatelli und Schröck lag, die Angriffe zu initiieren und gleichzeitig die Läufe nach vorn zu machen.

Gerade bei den Kontern schmerzte jedoch der Ausfall von Stammstürmer Elia Soriano. Ersatzweise spielte bei den Gästen eine Doppelspitze aus Nejmeddin Daghfous und dem eigentlich auf der Zehn beheimateten Sebastian Ernst. Beide zeigten ihrem Naturell entsprechend wenig Läufe in die Tiefe: Daghfous zog es auf den linken Flügel, wo er Bälle für seine Dribblings forderte, während Ernst sich ins Mittelfeld zurückfallen ließ. Dadurch blockierte er allerdings die Aufrückbewegungen von Benatelli und Schröck und verhinderte eher, dass Würzburg Tempo aufbauen konnte.

Konter über Ginczek und Terodde

Diese Schwächen im Umschaltspiel waren für Würzburg vor allem deshalb so gravierend, weil sie sich, wegen der fehlenden Spielstärke aus der Abwehr heraus, mit Ballbesitzangriffen unheimlich schwer taten. Auch wenn sie ihre Konter zu geduldigen Angriffen umzumünzen versuchten, bekamen sie Probleme. Ihre Überladungen auf der linken Seite waren teilweise so übertrieben, dass sie von dort schlicht nicht mehr wegkamen. Außerdem kamen diese eher strategisch geprägten Situationen den vor allem im Kombinationsspiel starken Offensivkräften nicht besonders zugute.

Gerade als Würzburg offensiver wurde und mehr Personal nach vorne warf, konnte der VfB schließlich die schwache Endverteidigung mehrfach bestrafen. Wenn Pisot und die Flügelspieler nach vorne gingen, blieben teilweise sogar nur zwei Verteidiger gegen Terodde und Ginczek übrig. Zu allem Übel misslang auch die Abseitsfalle des Öfteren. Folglich waren bei einem Durchbruch oft direkt beide VfB-Stürmer durch und konnten sich vor Torwart Siebenhandl den Ball noch gegenseitig vorlegen. So wurde der Saisonabschluss zumindest was das Spiel nach vorne angeht, schließlich doch eine relativ mühelose Veranstaltung für den VfB.