Immer mehr Flüchtlinge nutzen Bibliotheken. Foto: dpa

Viele Flüchtlinge nutzen die Bibliotheken im Südwesten - um Bücher zum Deutschlernen auszuleihen, ausländische Zeitungen zu lesen oder einfach wegen des WLANs. Doch der Verband bemängelt: Die finanzielle Unterstützung für die Büchereien dafür ist gering.

Stuttgart - Viele Flüchtlinge im Südwesten sind inzwischen Mitglieder der öffentlichen Bibliotheken im Land. „Die Nutzung ist signifikant“, sagte die Geschäftsführerin des Landesverbands Baden-Württemberg im Deutschen Bibliotheksverband, Monika Ziller, zum „Tag der Bibliotheken“ am 24. Oktober. Zwar gibt es keine landesweiten Zahlen. Die Stadtbibliothek Heilbronn - deren Leiterin Ziller auch ist - habe aber beispielsweise seit Juli 2015 einen Ausweis an rund 1100 Flüchtlinge ab 19 Jahren ausgestellt, also 16 Prozent aller Neuanmeldungen in diesem Zeitraum. „Kinder und Jugendliche sind nicht extra erfasst und kommen noch dazu.“

Flüchtlinge interessieren sich für Sprachen

Die meisten Flüchtlinge seien an Materialien zum Sprachlernen interessiert, aber auch an fremdsprachigen Romanen, an Musik, Filmen, Spielen und ausländischer Presse. „Sehr stark ist auch die Nachfrage nach WLAN und PC-Arbeitsplätzen in Bibliotheken - sie bieten das oft als einzige Einrichtung in der Kommune an“, sagt Ziller.

Die Büchereien im Land trügen mit einem umfangreichen Angebot zur Integration von Geflüchteten bei: So gebe es E-Learning-Angebote, Sprachencafes, Vorlesestunden oder Büchertaschen für Asylunterkünfte. „Auch die wissenschaftlichen Bibliotheken bieten Programme an, die geflüchteten Akademikern oder Studierenden den freien Zugang zu wissenschaftlichen Ressourcen ermöglichen.“

Wenig Unterstützung für Bibliotheken

Mehr Geld habe es für diese Angebote allerdings nicht gegeben, sagte die Verbandschefin. „Unserer Kenntnis nach haben die kommunalen Bibliotheken bisher kaum von den höheren Finanzzuweisungen an die Kommunen profitiert. Vereinzelt gab es Unterstützung aus Stiftungsmitteln oder Förderprogrammen.“ Der Verband fordert daher, dass Bibliotheken in nationalen, landesweiten oder kommunalen Integrationsplänen fest verankert werden.

Der Tag der Bibliotheken findet seit 1995 bundesweit am 24. Oktober statt. Viele Bücherhäuser im Südwesten beteiligen sich mit dezentralen Aktionen und Veranstaltungen. In Ulm findet die zentrale Abschlussveranstaltung für Süddeutschland statt. Für den Abend stand eine Diskussion von Politikern und Fachleuten in der gläsernen Pyramide der Stadtbibliothek über die Zukunft der Bibliotheken in Deutschland auf dem Programm. Unter anderem der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) und der Karlsruher OB Frank Mentrup (SPD) sowie Vertreter von Bibliotheksverbänden waren geladen.