Die Kette, die nicht nach Kette ausschaut: Das Tialini in der Innenstadt. Foto: Leif Piechowski

Reden wir nicht lang um den heißen Brei herum: Die beste Reklame für ein Lokal ist immer noch, dass der Laden brummt. ­Insofern braucht das Tialini im Metropol­-Gebäude in der Stuttgarter Innenstadt keine Lobeshymnen von der ­Kritik.

Stuttgart - Reden wir nicht lang um den heißen Brei herum: Die beste Reklame für ein Lokal ist immer noch, dass der Laden brummt. Insofern braucht das Tialini im MetropolGebäude in der Stuttgarter Innenstadt keine Lobeshymnen von der Kritik. Man weiß nicht so genau, wie es der große Zampano im Hintergrund, der ehemalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, schafft, aber es schaut fast so aus, als sei seine Restaurantkette Tialini (Namensanhang: una storia italiano, sprich: eine italienische Geschichte) drauf und dran, eine Erfolgsstory zu schreiben. Das hat mit der einfachen, italienischen, ehrlich anmutenden Küche zu tun, die man geboten bekommt. Aber nicht nur.

Was für ein Unterschied zu der Zeit vor dem Umbau. In grauer Vorzeit logierte hier ein Edelitaliener, dessen blasiertes Personal vor allem eine Kunst beherrschte: dem Gast, der seine Speisen nicht auf Italienisch bestellte, Minderwertigkeitsgefühle einzuträufeln. Im Tialini wird man von einer jungen Frau freundlich begrüßt und gefragt, ob man kurz an der Theke Platz nehmen wolle, im Moment seien leider alle Plätze besetzt. Wohlgemerkt: Diese storia spielt nicht am Wochenende, sondern an einem verregneten Mittwochabend im September.

Ein halbes Prosecco-Glas später (0,1 Liter zu 2,90 Euro) ist die Frau wieder da und bietet zwei Plätze an einem hübschen Holztisch an, bei dem ungegessen schon Freude aufkommt. Das rustikale Inventar, so hört man, wurde in halb Europa zusammengekauft. Die Innenarchitekten haben das Mobiliar so geschickt arrangiert, dass man sich nicht in der Filiale einer Kette wähnt.

Doch wenden wir den Blick auf das, was eine ebenso freundliche wie aufmerksame Bedienung serviert. Der offene Chianti (0,25 Liter zu 4,20 Euro) hätte sich den Umweg über ein Eichenfass sparen können. Besser schmeckt uns der fruchtige Montepulcano (5,20 Euro), der gut zum reichhaltigen Antipasti-Teller (9,50 Euro) und selbst zum Vitello tonnato passt (dünn aufgeschnittenes, zartes Kalbfleisch mit fein abgeschmeckter Thunfischsoße, 8,90 Euro). Die Spaghetti mit Olivenöl, Knoblauch und Peperoni (6,90 Euro) hätte man sich mit mehr Biss gewünscht, dafür ist die dazu bestellte Salsiccia, eine scharfe toskanische Bratwurst (drei Euro), tadellos. Nichts auszusetzen gibt es an der Pizza Siciliana (mit Mozzarella, Sardellen, Oliven und Kapern, 8,50 Euro). Der Teig ist dünn, kross, aber nicht trocken, und das Ganze so üppig, dass man froh ist, als die Bedienung anbietet, den Rest zum Mitnehmen einzupacken.

Das Tialini ist einen Abstecher wert, mit einer Einschränkung: Wer ein lauschiges Plätzchen sucht, der sitzt hier falsch.

Infos und Adresse

Küche: Ordentliche Pizza und Pasta - basta.

Atmosphäre: Viel Leben in der hübsch möblierten Hütte

Service: Schön, wenn das Personal Spaß an der Arbeit hat.

Preis-Leistungs-Verhältnis: Für innerstädtische Verhältnisse moderat im Preis.

Adresse: Tialini – una storia italiana, Bolzstraße 10, 70173 Stuttgart. Telefon: 07 11 / 90 71 59 69, www.tialini.com.

Öffnungszeiten: Von 11 bis 24 Uhr; freitags und samstags von 11 bis 1 Uhr.

Extras: 285 Plätze im Innenraum hören sich nach viel an, sind am Abend aber oft gut belegt. Bei angenehmen Temperaturen kann man draußen sitzen, vis-à-vis vom Gloria-Kino oder an der Lautenschlagerstraße. Für Hungrige gibt’s „pasta in famiglia“: viermal Nudeln zum Preis von drei Portionen.

Anfahrt:Ein Steinwurf von der Straßenbahnhaltestelle Friedrichsbau/Börse entfernt. Etliche Parkhäuser in der Umgebung.