Dunkles Holz, ochsenblutrote Wände: Das Primafila setzt auf starke Akzente Foto: Petsch

Dunkles Holz, ochsenblutrote Wände: Das Primafila setzt auf starke Akzente

Als die Handwerker begannen, das Haus in der Augustenstraße 70 anthrazitfarben anzustreichen (bis vor kurzem wohnte ich dort um die Ecke), war die Entrüstung in der Nachbarschaft groß: Das "graue Haus" sei düster geworden, gehöre wohl den grauen Herren aus Michael Endes Kinderklassiker "Momo", da wolle doch keiner zum Essen hin und so weiter und so fort.

Inzwischen ist das Ristorante Primafila im Stuttgarter Westen eröffnet - und ständig voll, auch unter der Woche. Deshalb unbedingt reservieren! Drinnen ist nun aber auch gar nichts düster, sondern man betritt einen geschmackvoll eingerichteten Gastraum mit dunklem Holz, dunkelbraunen Stühlen, einem riesigen Spiegel, kreisrunden Lampen, die ein angenehmes, indirektes Licht machen - und einer warmen, ruhigen Farbgebung in Anthrazit und Ochsenblutrot. Durch eine Glaswand abgetrennt ist der Raucherbereich, auch er meist gut frequentiert. Auf den Tischen stehen Gläser mit frischen kugelrunden Rosenblüten, es gibt große weiße Stoffservietten, schöne schlichte Gläser, schlichtes Besteck.

Das Primafila - was übersetzt "erste Reihe" bedeutet - gehört zum kleinen Gastro-Imperium von Luigi Aracri, der auch das Fellini im Bollwerk betreibt und den Aer-Club in der Büchsenstraße; zuvor residierte das Ristorante am Fernsehturm.

Alles läuft hier glatt: Die freundliche Bedienung kommt sofort, nach einem perfekt temperierten Aperol Sprizz teilen wir uns die Primafila-Vorspeisenplatte - feines Vitello Tonnato (Kalbfleischscheibchen mit Tunfischsoße), Meeresfrüchtesalat und Parmaschinken mit aromatischer Melone, kunstvoll auf einem rechteckigen Teller arrangiert. Mein Gegenüber, eine sonst äußerst selektive Esserin (der Schwabe sagt dazu schleckig), ergeht sich kurz darauf in Lobeshymnen über das Hauptgericht von der Empfehlungskarte - butterzarte, dünne Kalbsmedaillons mit einer Zitronen-Minzsoße (die, wie meine Begleitung schwärmt, ein abrundendes "Geschmacks-Dächlein" bildet) und Gemüsebouquet. Nicht ein Fitzel bleibt auf dem Teller übrig, und das will bei ihr was heißen. Ist aber, wie die anderen Fleischgerichte, nicht ganz billig.

Meine Kalbsleber - im Primafila sollen verstärkt traditionelle italienische Gerichte angeboten werden - ist ebenfalls köstlich, schön saftig, innen noch einen Hauch rosa, außen knusprig, mit Salat ein herrlich leichtes Abendessen.

Da passt zum Abschluss sogar ein Dessert: Selten so eine cremige Panna Cotta gegessen, die mit Erdbeersoße überzogen und mit frischen Früchten garniert ist; auch das Halbgefrorene mit gestoßenen Haselnüssen ist fein und luftig.

Tja, das wird wohl der neue Lieblings-italiener im Westen - solange Altweibersommerwetter ist, kann man übrigens auch primafilaspitzenmäßig draußen sitzen.

Preis-Leistungs-Verhältnis: Hohe Qualität zu akzeptablen Preisen

Atmosphäre: Modern-mediterran, guter Service

Küche: Durch und durch italienisch

Adresse: Pizzeria Trattoria Primafila, Augustenstraße 70, 70178 Stuttgart, Telefon 34 22 88 77, www.primafila.de.

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr und von 17.30 Uhr bis 23 Uhr, Samstag und Sonntag von 17.30 bis 23 Uhr.

Extras: Schmale Holzterrasse im Freien. Drinnen extra abgetrennter Raucherbereich. Mittagstisch.

Anfahrt: Mit der S-Bahn bis zu den Haltestellen Feuersee oder Schwabstraße. Für Autofahrer: Trotz Anwohnerparksystem katastrophale Parkplatznot in den umliegenden Straßen, vor allem abends. Knöllchenalarm!