Gasthaus Friedrichsruh Foto: Wagner

Die Friedrichsruh, Freiluftlokal mit Tradition und Blick über die Weinberge, hat einen Neuanfang gemacht.

Die Friedrichsruh, Freiluftlokal mit Tradition und Blick über die Wangener Wengert, hat einen Neuanfang gemacht - unter der Regie eines bereits vor 30 Jahren schon mal gemeinsam aktiven Gastronomenduos. Da kann es bei schönem Wetter nicht schaden, sich einen Tisch zu sichern. Ja, das kann man dort, über die Restaurant-Website. Und siehe da, ein paar Minuten später kommt die Bestätigung per Mail: "Vielen Dank für die Reservierung, wir freuen uns auf Sie, herzlichst, Hotte + Atze." Also nichts wie raus aus dem feinstaubbelasteten Stuttgarter Talkessel, durch die Waldebene Ost und über schmale Sträßchen an üppig blühenden Kleingärten vorbei zum Wirtshaus im Grünen.

Wir hatten schon beinahe vergessen, wie ruhig und locker es in der Friedrichsruh zugeht: Man kann im gemütlichen Gastraum sitzen, aber jetzt zieht es natürlich alle ins Freie in den Biergarten. Es ist sehr einfach und rustikal hier - eben Gott sei Dank kein bisschen schick oder stylish: Die Gäste ordern bei Atze, der zuletzt jahrelang das Kulturcafé Merlin im Stuttgarter Westen führte, an der Selbstbedienungstheke Getränke und Speisen, bezahlen, nehmen Weizen oder Schorle gleich mit und setzen sich draußen auf eine der Bierbänke. Der Feierabend kann beginnen.

Ein bisschen später kommt Hotte mit seinem großen Tablett und serviert das Essen. Das ist, um es gleich vorweg zu sagen, für ein Biergartenlokal zumindest teilweise recht extravagant, was von Atzes Einfluss herrührt, der aus dem Merlin Koch und Küchen-Kultur mitgebracht hat. Die Curry-Zwiebel-Suppe mit roten Linsen, Lauch und Krabbenbrot ist ausgesprochen aromatisch-köstlich, die Crostini-Variationen - geröstete Baguettescheibchen mit Bruschetta, Oliven-, Ricotta- und Thunfischcreme als Aufstrich - sind ratzfatz weggeputzt. Auch am Steakteller mit saftigem 180-Gramm-Rumpsteak und üppiger Portion Blattsalaten gibt es nichts zu mäkeln. Nur die Garnelen in Knoblauch-Olivenöl wurden mit ein bisschen zu viel Zitronensaft mariniert. Natürlich gibt es hier auch Schni-Po-Sa (Schnitzel-Pommes-Salat) oder Maultaschen, so dass selbst gestandene Motorradfahrer, von denen viele in der Friedrichsruh Rast machen, satt werden. Und Chili con Carne wird praktisch rund um die Uhr serviert.

So sitzt man da, isst, trinkt, plaudert und entschleunigt zusehends. Kinder können drinnen am Flipper spielen, draußen auf einen der Bäume klettern oder einfach herumrennen, keinen stört's, im Gegenteil.

Die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein - augenfällig auch bei einem Besuch auf dem stillen Örtchen. Dort sind allerlei Kritzeleien erhalten, etwa die von Doris, 33, die eine "nicht-lesbische, verrückte Freundin" sucht. Das war 1993. Vielleicht hat's ja inzwischen geklappt.

Preis-Leistungs-Verhältnis: Gute Qualität zu sehr günstigen Preisen

Atmosphäre: Urig, handfest, Selbstbedienungsprinzip

Küche: Schwäbisch, wechselnde exotische "Spielwiese"

Adresse: Wirtshaus Friedrichsruh, In den Stubenweinbergen 1, 70327 Stuttgart, Telefon 464645, www.wirtshaus-friedrichsruh.de

Öffnungszeiten: Täglich ab 16 Uhr geöffnet.

Extras: Am Sonntag ab 10 Uhr Brunch (14,80 Euro pro Person, inklusive Kaffee oder Tee und einem Glas Sekt). Reservierung dazu empfehlenswert. Innen Raucherbereich.

Anfahrt: Zufahrt über Geroksruhe, etwa 2,5 Kilometer die Waldebene Ost durch den Wald, dann ca. 200 Meter links durch einen engen Gartenweg. Parkplatz beim Lokal. Oder mit der U 9 bis Inselstraße bzw. mit der U 15 bis Geroksruhe, je gut halbstündiger Fußmarsch.