"Glückliches Stuttgart, nimm freundlich den Fremdling mir auf!" Herr Hölderlin, im Vinum hält man sich an Ihre Bitte.
"Glückliches Stuttgart, nimm freundlich den Fremdling mir auf!" Verehrter Hölderlin, im Vinum im Literaturhaus hält man sich an Ihre Bitte. Franco Spanu, der neue Chef, ist gelernter Übersetzer, spricht acht Sprachen fließend und freut sich wie ein Kind, wenn er ausländische Gäste in deren Muttersprache begrüßen kann. Das kommt immer sehr gut an und unterstreicht die Weltoffenheit einer Stadt, die Gastlichkeit und Genuss verbinden will.
Der 36-jährige Spanu, Sohn einer Griechin und eines Italieners, hatte irgendwann genug von seinem gut bezahlten Job in einem Übersetzungsbüro - es zog ihn zurück an einen Ort der Geselligkeit und der menschlichen Kontakte. Schon auf Rhodos hatte er im Restaurant seiner Eltern tatkräftig mitgeholfen und viel Spaß dabei. Jetzt hat er die Leitung des Restaurants im Literaturhaus übernommen, wo schon sein Bruder Aldo unter den früheren griechischen Wirten Fotis und Janis Tomiliotis gearbeitet hat. Die Tomiliotis-Brüder wollten kürzertreten, mehr Zeit für ihre Kinder haben, weshalb sie sich aus dem Vinum zurückgezogen haben. "Ich bin ledig", sagt der neue Chef Franco Spanu, "habe eine Freundin, aber keine Kinder, die mich nie zu Gesicht bekommen könnten."
Viel Arbeit wartet auf einen, der sich viel vorgenommen hat, um den ohnehin schon guten Ruf des Vinums im Literaturhaus noch weiter zu verbessern. Spanus erstes Meisterstück war die Neugestaltung des Außenbereichs zur Liederhalle hin. Eine mediterrane Oase ist loungemäßig mit Olivenbäumen und Sofas entstanden. Da lässt man sich gern nieder, mit einem Buch etwa, in das man dann versinken kann, als wäre man im Urlaub. Alle Gäste können kostenlos die Wlan-Einrichtung nutzen, sich also nicht nur in Gedrucktem vertiefen, sondern auch im World Wide Web über dem eigenen Laptop.
Der neue Chef hat nun auch Pizza auf die Karte genommen, weil unter seinen Gästen viele Familien mit Kindern sind, die auch einfache Gerichte lieben. Mitunter muss es auch schnell gehen, wenn Kulturbesucher nach oder vor Konzerten in der Liederhalle nicht viel Zeit haben. Ansonsten blieben die Speise- und die Getränkekarte so, wie's die Stammgäste geliebt haben. Die besonderen Weine werden nach wie vor von den früheren Chefs, den griechischen Tomiliotis-Brüdern, geliefert. Fischgerichte dominieren. Es gibt viele Angebote in Bio-Qualität. Der Spinatsalat ist knackig, schmeckt nicht nur gesund, sondern auch gut. An der Dorade lässt sich nichts aussetzen - es ist, als läge Stuttgart am Meer. Das Rinderfilet ist saftig, zwar nicht ganz medium wie bestellt. Der Koch entschuldigt sich mit einem kostenlosen Dessert. Nicht nur Fremdlinge werden hier aufgenommen, auch die Einheimischen, die zum Genießen gern wieder kommen.
Küche: Mediterran und vielseitig
Atmosphäre: Wunderschöne Terrasse
Preis-Leistungs-Verhältnis: Auch gute preisgünstige Gerichte
Adresse: Breitscheidstraße 4, 70174 Stuttgart, Telefon 0711 / 253 9444, Fax 0711 / 253 9445. Website: www.vinum-im-literaturhaus.de
Öffnungszeiten: täglich außer sonntags von 11 bis 1 Uhr, sonntags von 18 bis 1 Uhr.
Extras: Wireless Lan (Wlan) für alle Laptop-Nutzer. 200 Sitzplätze im Inneren, 200 Sitzplätze im Freien. Rauchen ist im Vorraum und draußen möglich.
Anfahrt: verschiedene Stadtbahnlinien bis zur Haltestelle Berliner Platz. Für Autofahrer: Parken am besten direkt im Parkhaus bei der Liederhalle.