Auch mit 67 Jahren steht Soo-Nam Park (li.) noch täglich im Übungsraum Foto: Baumann

Der Koreaner Soo-Nam Park prägt seit Jahrzehnten den deutschen Taekwondo – erst war er Bundestrainer, nun ist der Stuttgarter Präsident der Deutschen Teakwondo-Union.

Stuttgart - Spaziert man die Böblinger Straße in Stuttgart entlang, fällt einem in der Regel nicht sehr viel auf. Supermarkt reiht sich an Tattoo-Shop, reiht sich an Fahrschule, reiht sich an Döner-Bude. Mittendrin befindet sich, ebenso unscheinbar, ein Schild mit drei Silben, die in Deutschland keine unbekannten mehr sind: Tae Kwon Do; zu deutsch: Fußtechnik, Handtechnik, Weg. Dass heutzutage viele Menschen etwas mit den koreanischen Lauten verbindet, ist nicht zuletzt einem Mann zu verdanken. Soo-Nam Park, der in der Böblinger Straße seine Taekwondoschule und sein Büro hat, war mit dafür verantwortlich, dass der Kampfsport in Deutschland populär wurde. Als Bundestrainer war er von 1976 bis 1984 fünf Mal in Folge Europameister. Seit über zwei Jahren ist Park nun Präsident des wichtigsten deutschen Taekwondo-Verbands, der Deutschen Taekwondo Union (DTU).

Sein Büro zeugt wenig vom großen Erfolg, den der Koreaner seit seiner Ankunft in Deutschland 1975 hatte. Zweckmäßig ist es eingerichtet. Ein paar Pokale und Bilder aus vergangenen Tagen stehen fast schon vergessen in den Regalen. Soo-Nam Park scheint nicht in seiner glorreichen Vergangenheit hängen geblieben zu sein. Nur eines würde der 67 Jahre alte Koreaner gerne noch einmal erleben. „Was ich am meisten vermisse, ist die Nationalhymne, die vor jedem internationalen Wettbewerb gespielt wird“, schwärmt Park. Auch wenn sein Deutsch noch immer gebrochen ist, hat er in 39 Jahren eine deutsche Identität entwickelt, die so weit reichte, dass er sich vergangenes Jahr einbürgern ließ. In seine Heimat zurückzukehren, kam für Soo-Nam Park, der eigentlich nur ein Jahr bleiben wollte, nicht infrage. „Heute sind fast alle meine Freunde und Bekannte in Deutschland“, erzählt er.

Aber auch aus anderen Gründen ist eine Rückkehr ausgeschlossen. Denn die DTU-Präsidentschaft ist bei weitem nicht seine einzige Tätigkeit. Neben den Reisen und Konferenzen, auf denen er die deutschen Verbände vertritt, ist er Veranstalter des internationalen Park-Pokals, der jedes Jahr in Sindelfingen stattfindet, Herausgeber der Zeitschrift „Taekwondo aktuell“, die monatlich herauskommt und Leiter der ältesten Taekwondo-Schule der Region Stuttgart, in der über 100 Mitglieder trainieren. Jeden Abend ist er noch selbst im Dojang, dem Trainingsraum, der sich unter dem Büro befindet. Das Training leitet er mit seiner Tochter und Sportstudenten aus Korea, die bei ihm ein Auslandspraktikum absolvieren. „Meine Enkel dürfen irgendwann für mich übernehmen“, sagt er, gibt aber zu verstehen, dass er noch lange nicht genug hat.

Auch aus dem Grund, weil Park seine Aufgaben bestens erfüllt. Als DTU-Präsidentschaftskandidat war er vor zwei Jahren mit der Agenda in den Wahlkampf gegangen, weitere Mitglieder zu binden und mehr sportlichen Erfolg zu erreichen. Zweites ist ihm bereits gelungen. In Tahir Güleç hat der Verband 18 Jahre nach dem letzten Titel wieder einen Weltmeister. Und für die Mitgliederzahl, die seit einiger Zeit stagniert, hat er eine Kommission ins Leben gerufen, die sich ausschließlich mit den Möglichkeiten der Mitgliedergewinnung beschäftigt.

Taekwondo heißt Fußtechnik, Handtechnik, Weg – seinen Weg hat Soo-Nam Park nie aus den Augen verloren. Er ist ein Mann mit klaren Vorstellungen, die er geradlinig umsetzt. Eine Eigenschaft, die ihm sein Sport lehrte, und die in seinem Leben allgegenwärtig ist. In Gesprächen lässt er seine Gegenüber keine Sekunde aus den Augen, als wollte er ihre Gedanken lesen. Mit einem nie müde werdenden Lächeln im Gesicht, erklärt er scherzhaft: „Das einzige,was sich in meinem neuen Amt verändert hat ist, dass mein Kopf mehr weh tut als gewohnt.“