Systemkameras wie diese Canon können locker mit der Spiegelreflex-Konkurrenz mithalten. Foto: Hersteller

Systemkameras sind handlich und schnell. Sie können sich ohne Probleme mit Spiegelreflexkameras messen und sind in manchen Bereichen sogar besser.

Stuttgart - Lange Zeit galten Spiegelreflexkameras als das Maß der Dinge. Wer wirklich gute Bilder machen wollte, griff zu einer DSLR-Kamera (Digital Single Lens Reflex). Die großen, oft nicht gerade handlichen Geräte mit Wechselobjektiv und charakteristischem Klicken beim Auslösen stehen für Professionalität. Trotzdem verzichten einige Kamerahersteller schon seit Jahren auf den Spiegel. Für den Fotografen kann das einige Vorteile haben.

Fällt der Spiegelkasten im Inneren des Gehäuses weg, spart man Platz und Gewicht. Die Kameras sind kleiner und leichter als DSLR-Modelle, weil kein Spiegel klappt, gibt es kein lautes Auslösegeräusch. „Eine Profi-Kamera mit Teleobjektiv wiegt als Spiegelreflex sechs bis sieben, als Spiegellose ein Kilogramm“, erklärt Markus Bautsch von der Stiftung Warentest.

Die kleinsten Modelle, digitale Kompaktkameras, passen in die Hosen- oder Hemdtasche. Doch auch hochwertige Systemkameras, also Modelle mit großen Sensoren und Wechselobjektiven, kommen ohne Spiegel aus. Olympus, Fujifilm, Panasonic und Sony haben hier zum Beispiel verschiedenste Kameras im Angebot. Die DSLR-Marktführer Nikon und Canon spielen bisher keine große Rolle. Im Preis unterscheiden sich die Spiegellosen kaum von DSLRs. Einsteigermodelle gibt es ab etwa 400 Euro, ein Gerät mit Spitzenausstattung kostet schnell mehrere Tausend Euro.

Bei der Qualität gibt es keinen Unterschied mehr

Doch können die abgespeckten Kameras von der Qualität her mithalten? Ja, sagt Bautsch, der bei Stiftung Warentest laufend Modelle ohne Spiegel testet. „Es gibt inzwischen so hochwertige spiegellose Systemkameras, dass sie sich mindestens mit einer DSLR messen können.“ Der größte Unterschied besteht im Sucher. Normalerweise wirft der Spiegel das Bild vor der Kameralinse nach oben – im Sucher erscheint in etwa das, was später auf dem fertigen Bild zu sehen sein wird. Kameras ohne Spiegel haben diesen „Durchblick“ nicht. Hier ist der Sucher meist ein hochauflösendes kleines Display, oder man benutzt gleich den Bildschirm an der Kamerarückseite.

Das hat folgende Vorteile: „Ich sehe schon im Sucher, was die Kamera mit meinem Bild macht“, erklärt Bautsch. Das gilt für Fotos und für Videos. Der elektronische Sucher und das Display bieten verschiedene Hilfsmittel, um die Einstellungen zu überprüfen: Sind einzelne Bereiche über- oder unterbelichtet? Stimmt der Schärfeverlauf? Eine digitale Wasserwaage hilft beim Ausrichten, das Histogramm zeigt, ob Bildanteile zu hell oder zu dunkel sind.

Darüber hinaus hängt die Bildqualität, wie bei Spiegelreflexkameras auch, vom Sensor und von der Qualität des Objektivs ab. „Es gibt verschiedene Größen beim Sensor“, erklärt Fotolehrer Tom Striewisch. Viele Modelle setzen beispielsweise auf das APS-C-Format. Hier misst der Sensor etwa 2,5 mal 1,67 Zentimeter. Andere Hersteller nutzen das kleinere Micro-Four-Thirds-System mit 1,8 mal 1,35 Zentimeter großen Sensoren. Doch es gibt auch spiegellose Systemkameras mit einem Vollformatsensor oder dem noch größeren Mittelformat. Es gilt: je kleiner der Sensor ist, desto handlicher ist auch die Kamera.

Nicht alle Objektive passen

Für Objektive gilt: „Gute Objektive kosten“, sagt Constanze Clauß vom Photoindustrie-Verband. Und wie bei Spiegelreflexkameras passen nicht alle Objektive aller Hersteller auch auf alle Gehäuse. Ausnahmen bilden zum Beispiel Panasonic und Olympus, wo man auch zwischen den Marken tauschen kann. Für die Technik anderer Hersteller gibt es zwar Adapter. „Dann hat man aber weiterhin die alten Riesenobjektive und nicht die neueste Technik“, sagt Markus Bautsch.

Mit einem Vorurteil haben die Spiegellosen besonders zu kämpfen: Ihnen haftet der Vorwurf der Langsamkeit an. „Die guten spiegellosen Modelle sind heute mindestens genauso schnell wie Spiegelreflexkameras“, sagt Bautsch und verweist auf Testergebnisse. Mit 15 Bildern pro Sekunde liegt hier eine Spiegellose vorne, die meisten DSLRs können da nicht mithalten. Auch der Autofokus funktioniert bei der spiegellosen Technik präzise und sehr schnell. Also alles auf spiegellos? Einige Vorteile haben Spiegelreflexkameras trotz allem. „Der optische Sucher ist extrem stromsparend“, erklärt Bautsch. Wer schon eine Spiegelreflex-Ausrüstung hat, wird sich schwertun, das ganze Equipment auszutauschen. Der Rest ist Geschmackssache, manchem liegt der unverstellte Blick durch den optischen Sucher mehr. Für alle anderen bieten Systemkameras ohne Spiegel eine Fülle hilfreicher Funktionen und eine hohe Bildqualität.

Für jedes Einsatzgebiet die richtige Digitalkamera

Kompaktkameras Wer einfach nur seine Urlaubserinnerungen im Bild festhalten möchte, ist mit einer vollautomatischen Kompaktkamera meist gut bedient, heißt es bei der Stiftung Warentest. Die Bedienung ist kinderleicht. Viele Modelle sind so klein, leicht und flach, dass sie in die Hosentasche passen. Preisgünstige Kompaktkameras sind schon für weniger als 100 Euro zu haben. Die meisten Hersteller haben auch wasserdichte und stoßfeste Modelle im Angebot. Bei wenig Licht stoßen die meisten Kompaktkameras jedoch recht schnell an ihre Grenzen, ihre eingebauten Zoomobjektive sind in der Regel nicht besonders lichtstark, und die kleinen Bildsensoren neigen bei höheren Empfindlichkeitseinstellungen recht schnell zum Rauschen.

Universalkameras Universalkameras sind quasi die Brücke zwischen Kompaktkamera und Systemkamera und werden daher auch Bridgekameras genannt. Sie sind handlich wie Kompaktkameras, bieten aber viele der technischen Möglichkeiten von Systemkameras, heißt es bei der Stiftung Warentest. So kann man bei Bedarf Schärfe, Belichtung und Blende auch von Hand einstellen, was die kreativen Möglichkeiten des Fotografen erheblich vergrößert. Wie bei Kompaktkameras lassen sich auch bei Universalkameras die Objektive nicht wechseln. Allerdings verfügen die meisten Universalkameras über einen großen bis sehr großen Zoombereich vom Weitwinkel bis zum Tele. Einige Hersteller wie Fujifilm, Sony und Ricoh haben hochwertige Kameras im Retrolook mit lichtstarken Festbrennweiten-Objektiv e n im Programm, mit denen sie traditionelle Fotoenthusiasten ansprechen möchten.

Spiegelreflexkameras Kennzeichen von digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR) ist zum einen der namensgebende Spiegel, der bei jeder Aufnahme hörbar hochklappt, zum anderen der optische Sucher, den viele Fotografen seit Jahrzehnten schätzen. Das schnelle Scharfstellen über den Autofokussensor ist ebenfalls ein Ausstattungsmerkmal guter, moderner Spiegelreflexkameras. Die Preise für semiprofessionelle digitale Spiegelreflexkameras sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gefallen. Mittlerweile sind günstige DSLRs für weniger Geld zu haben als so manche Universalkamera. Digitale Spiegelreflexkameras wiederum lassen sich grob in zwei Kategorien unterteilen: Vollformat-Kameras mit Bildsensoren in der Größe eines Kleinbildfilms (24 mal 36 Millimeter). Vollformat-Kameras sind das Standardwerkzeug von Profis und kosten mehrere Tausend Euro. Wesentlich günstiger, kleiner und leichter sind Modelle mit Sensoren im sogenannten APS-C-Format (16 mal 24 Millimeter), welche häufig die Wahl von ambitionierten Amateuren sind. k