Eine erste Auslandstournee führte das Orchester jüngst nach Spanien Foto: SWR

„Sie bestellen eine Konzertkarte. Wir schenken Ihnen eine zweite dazu“ – kündigt das Management des neuen SWR-Symphonieorchesters an. Die aktuelle Rabattaktion freut nicht alle.

Stuttgart - „Das Orchester ist zwar neu, aber es hat bereits nachhaltig Musikgeschichte geschrieben“, skizziert der Südwestrundfunk sein mit viel kulturpolitischer Begleitmusik auf die Bühne gebrachtes Fusionswunderkind. Für das SWR-Symphonieorchester darf es zum Start offenbar gerne ein bisschen mehr sein.

SWR: „Übliches Angebot“

„Zeit gemeinsam verbringen, wunderbare musikalische Augenblicke mit einem lieben Menschen teilen – zum Beispiel bei Beethovens Achter unter der Leitung von Christoph Eschenbach“: Das hört sich gut an. Das Teilen ist in diesem Fall bares Geld wert. „Sie bestellen eine Konzertkarte. Wir schenken Ihnen eine zweite dazu“, heißt des Mehrwerts Lösung. „Zu Weihnachten jemanden mit gemeinsamer Zeit beschenken und das in Verbindung mit einem kulturellen Erlebnis: Das ist der Leitgedanke der Aktion ,Glücksmomente schenken‘ des SWR-Symphonieorchesters“, bestätigt SWR-Sprecherin Anja Görzel die Aktion. Und sie ergänzt: „Dieser Gedanke ist freilich nicht neu, viele Kulturinstitutionen bieten Ähnliches an.“

Auch auf dem umkämpften Klassikmarkt? Anruf bei dem Konzertveranstalter Stuttgart-Konzert: „Bei uns“, sagt ein Sprecher, „sind solche Angebote nicht üblich.“ Und wie ist es mit dem größten privaten Klassik-Anbieter, der SKS Russ? Auch hier ist die Antwort eindeutig: „Das kann es bei uns nicht geben.“

Michael Russ: „Für uns nicht möglich“

SKS-Lenker Michael Russ, mehr als drei Jahrzehnte Präsident des Verbands der Deutschen Konzertdirektionen, belässt es nicht bei dieser Aussage. In einem unserer Redaktion vorliegenden Schreiben an SWR-Intendant Peter Boudgoust formuliert Russ: „Als Gebührenzahler registriere ich, dass die öffentlich-rechtliche Anstalt SWR Ihr Symphonieorchester auf hohem Niveau subventioniert, was durchaus zu begrüßen ist. Als Gebührenzahler sehe ich aber auch, dass hier mögliche Ressourcen leichtfertig vergeben werden.“ Dann wird Russ deutlich: „Als Konzertveranstalter in Stuttgart und Baden-Württemberg sehe ich in dieser Aktion eine deutliche Wettbewerbsverzerrung zulasten der privaten, nicht subventionierten Konzertveranstalter, die sich ein solches Angebot aus wirtschaftlichen Gründen nicht erlauben können.“