Jeden Freitagabend trainiert das SVV-Volleyballteam der Hörgeschädigten in der Halle des Hegel-Gymnasiums. Foto: Wiebke Wetschera

Seit elf Jahren gibt es beim SV Vaihingen die Hörgeschädigten-Abteilung.

Vaihingen - Vier Männer in roten Trikots des SV Vaihingen (SVV) schlagen den Ball über das Netz. Jeden Freitagabend trainiert das Volleyball-Team der Hörgeschädigten in der Sporthalle des Hegel-Gymnasiums. Immer mit dabei ist Reinhard Schmiedl. Er ist Abteilungsleiter dieser Gruppe beim SVV. „Wir machen alle mehrere Sportarten“, sagt Schmiedl. Die Abteilung bietet mehrere Disziplinen an – unter anderem Volleyball, Tischtennis, und Badminton. „Ich spiele hauptsächlich Badminton“, sagt Schmiedl. „Aber wir sind eigentlich alle Allrounder.“

Das ist wichtig, denn die Abteilung hat derzeit nur etwa 20 bis 25 aktive Mitglieder. „Die Hörgeschädigten-Gruppe unseres Vereins könnte in jedem Fall noch mehr gefördert werden“, sagt Markus Löw. Er ist der SVV-Geschäftsführer. Seit 2005 gibt es die Kooperation zwischen dem Sportverein und dem Behinderten-Sportverein Stuttgart (BSV). Damals hatte Reinhard Schmiedl, der auch Vize-Präsident des BSV ist, die Zusammenarbeit mit dem damaligen und heutigen SVV-Vereinspräsidenten Jürgen Sauer in Gang gebracht.

„Früher hatten wir eigene Sportangebote im BSV“, sagt Schmiedl. Da die Angebote nicht gut liefen, hat Schmiedl den SVV zur Unterstützung gesucht und gefunden. „Ich bin froh, mich für die Zusammenarbeit mit dem SVV entschieden zu haben.“

Integration ist das Ziel

Ein Ziel der Hörgeschädigten-Abteilung ist es, die Sportler trotz ihrer Beeinträchtigung in andere Gruppen zu integrieren. „Wir haben nur im Volleyball ein separates Training“, sagt Schmiedl. „Badminton spiele ich bei der Badminton-Abteilung des Vereins.“ Die Integration der Hörgeschädigten in die Abteilungen anderer Sportarten ist nach den Worten von Schmiedl gelungen. „Das Verhältnis zu den anderen Sportlern ist gut, und auch leistungsmäßig ist kein Unterschied festzustellen.“

Momentan sind die Hörgeschädigten beim Volleyball noch unter sich. Schmiedl wünscht sich künftig weitere beeinträchtigte und nicht beeinträchtigte Teilnehmer im Training. Auch der Geschäftsführer Markus Löw will die Teilnahme am Training stärken. „Gerade im Volleyball haben wir noch Kapazitäten“, sagt er. „Wir müssen gucken, wie es angenommen wird.“

Der Nachwuchs ist ein Problem in der Hörgeschädigten-Abteilung. Die wenigen Mitglieder sind im Durchschnitt etwa 40 Jahre alt. „Seit wir beim SVV sind, können wir an einer Hand abzählen, wie viele neue Mitglieder dazu gekommen sind“, sagt Schmiedl.

Die hörgeschädigten Sportler sind erfolgreich

Vor ein paar Monaten gab es einen elfjährigen hörgeschädigten Interessenten für das Tischtennis-Training. Die Rückmeldung von der Familie an den Verein war zunächst positiv, denn dem Jungen hatte das Training gefallen. Trotzdem beschloss er mit seinen Eltern, nicht in den Verein einzutreten – weder beim Tischtennis der Hörgeschädigten noch im Training der Tischtennis-Abteilung. „Er wäre der einzige junge Sportler bei den Hörgeschädigten, und beim anderen Training wäre er der Einzige mit einem Hörgerät gewesen“, sagt Löw.

„Ich wünsche mir auch mehr Nachwuchs“, sagt Christian Jung. Er ist Sportler in der Hörgeschädigten-Abteilung. „Wir haben Glück, dass einige von uns mehrere Sportarten trainieren.“ So ist die Teilnahme an den deutschen Meisterschaften des Schwerhörigen Verbands (DSSV) in unterschiedlichen Disziplinen möglich.

Und die hörgeschädigten Sportler sind erfolgreich. Jung ist im Tischtennis-Herrendoppel diesjähriger deutscher Meister und Schmiedl im Badminton-Doppel. Beim Minigolf sind die Hörgeschädigten des SVV in der Einzeldisziplin mit Jochen Kühne und als Mannschaft Vize-Meister geworden.

Die Hörgeschädigten-Abteilung hat neue Sponsoren

An Erfolg mangelt es den Sportlern also nicht, aber an neuen Talenten. Dieter Neumann hat schon 1989 mit dem Volleyballspiel angefangen. Er ist Gründungsmitglied der Hörgeschädigten-Abteilung des SVV. „Vor Jahren habe ich mal den Titel geholt“, sagt Neumann und lacht. Viele der langjährigen Teilnehmer wie Neumann oder Jung können nicht regelmäßig zum Training kommen, weil etliche von ihnen von weiter her kommen und den Weg nicht so oft auf sich nehmen wollen.

Hoffnung geben den Sportlern ihre beiden neuen Sponsoren: der Hörgerätehersteller Iffland und die Immobilienfirma W2 Development. Iffland will den Geschäftsführer Löw künftig bei der Öffentlichkeitsarbeit für die Sportgruppe unterstützen, um mehr Nachwuchs zu generieren. Dank der Sponsoren haben die Sportler ihre zehn Jahre alten Shirts gegen neuen Trikots und Trainingsanzüge tauschen können. Bei den deutschen Meisterschaften waren sie in neuen roten Trikots des SVV zu sehen.