Susann Kaiser bringt auch optisch die besten Voraussetzungen für eine Karriere in der Schlager-Szene mit Foto: privat

Mit Liedern, die von der Liebe handeln, schaffte Sängerin Susann Kaiser den Durchbruch in der Schlager-Szene. Inzwischen steht sie mit ihren einstigen Idolen gemeinsam auf der Bühne.

Stuttgart - Für Susann Kaiser aus Steinenbronn ist Schlager viel mehr als nur ein momentaner Trend: „In meinem Kinderzimmer hingen keine Poster von Popstars, sondern von Howard Carpendale“, erinnert sich die Sängerin. Während Schlager durch Künstler wie Helene Fischer („Atemlos“) und Andreas Gabalier („I sing a Liad für di“) heute auch bei Jugendlichen salonfähig geworden sind, hat Susann Kaiser bereits mit sechs Jahren gewusst, dass sie Schlagersängerin werden will.

Mit acht Jahren verfasste sie ihren ersten Liedtext und trällerte ihn ihrem Bruder vor. Ihre Begeisterung für die Musikrichtung hat sich seitdem nicht geändert, da Schlager für sie „etwas Leichtes hat und Themen behandelt werden, die jeden berühren“. Nicht ohne Grund könne in den Bierzelten oder zur Faschingszeit fast jeder die Liedtexte von Marianne Rosenberg oder Andrea Berg mitsingen.

Den Kindheitstraum wollte Susann Kaiser, die ursprünglich aus dem badischen Rheinfelden kommt, auch nicht begraben, als sie erwachsen wurde. Konsequent verfolgte sie ihr Ziel weiter – gegen alle Widerstände. „Meine Eltern sind völlig unmusikalisch und konnten mit meinen Wünschen erst einmal wenig anfangen“, sagt sie. Heute ist sie stolz darauf, dass sie auch ohne die Unterstützung ihrer Familie ihren Weg weiter ging. Sie sang im Schülerchor, finanzierte sich selbst den Gesangsunterricht, nahm an Talentwettbewerben teil und trat mit ihrer Band auf. „In dieser Zeit habe ich mit der Band auch englische Lieder, zum Beispiel von Madonna und Kylie Minogue, gesungen. Doch das war nie so richtig meins“, sagt sie.

Vielleicht auch deshalb blieb der große Durchbruch zunächst aus. Doch die zweifache Mutter ließ nicht locker – und bekam schließlich doch mit Anfang 30 den ersehnten Plattenvertrag. Im Jahr 2008 kam dann ihr erstes Album auf den Markt. Die erste Singleauskopplung „Es war diese Nacht“ wurde von den einschlägigen Radiosendern auch bundesweit sofort gespielt, erinnert sich die Sängerin: „Als ich das erste Mal meinen eigenen Song im Radio gehört habe, war das die pure Freude.“

Dass sie mit ihren langen blonden Locken, den blauen Augen und der schlanken Figur optisch die besten Voraussetzungen mitbringt, um in der Schlagerwelt Erfolg zu haben, freut sie zwar, doch nur darauf zu setzen reicht ihr nicht: „Ich möchte durch meine Musik überzeugen.“ Und das gelang ihr offenbar: Mit ihrem selbst geschriebenen Titel „Sternenflug“ konnte sie den Erfolg des ersten Songs noch übertrumpfen und wurde anschließend häufiger Gast in Radio- und Fernsehsendungen, wie zum Beispiel beim „Fröhlichen Weinberg“ im SWR oder bei der Hans-Rosenthal-Gala im ZDF.

Kaiser will die Menschen berühren

Dass sie mitunter auf derselben Bühne steht wie ihre einstigen Idole, ist ein Nebeneffekt, der sie freut: „Die alten Hasen wie Bata Illic oder Tom Astor waren wahnsinnig nett zu mir.“ Generell gebe es keinen Neid und Eifersüchteleien unter den Schlagerstars: „Nach dem Auftritt sitzt man noch zusammen und unterhält sich.“ Inzwischen findet sie es „nicht mehr so spektakulär“, die Größen der Branche kennenzulernen.

Doch nach dem ersten Höhenflug folgte durch den Tod ihres Managers Michael Auer der Absturz: „Unsere Zusammenarbeit lief so gut, dass ich nach seinem Tod erst einmal in ein tiefes Loch gefallen bin“, sagt Susann Kaiser. Ein Jahr lang machte sie Pause. Im Jahr 2014 wechselte sie zu einer anderen Plattenfirma und will nun wieder neu durchstarten. Einige Texte zu neuen Liedern stammen aus ihrer eigenen Feder; inzwischen schreibt sie sogar für andere Schlagersänger Liedtexte: „Es ist für mich eine Ehre, wenn andere meine Lieder singen wollen.“

In den Texten zu ihren Liedern verarbeitet sie ihre eigenen Erlebnisse und Erfahrungen, manchmal auch die Geschichten, die Freunde von ihr erleben. Generell will sie über Themen singen, die die Menschen berühren, weil sie sich selbst darin wieder finden: „Wenn ich über die große Liebe singe, fühlt sich davon jeder angesprochen.“ Die Ideen zu den Texten überkommen sie manchmal ganz plötzlich, ob unter der Dusche oder kurz vor dem Einschlafen. Manchmal will ihr zu einer Melodie aber auch nichts einfallen – dann bekommt sie Hilfe von ihrem Team in der Plattenfirma.

Außerdem bekommt sie viel Hilfe und Unterstützung von ihrem Ehemann, sagt sie. Er sei ihr ehrlichster Kritiker, aber auch ihr größter Fan: „Er ist bei den Auftritten immer mit dabei und muss mir danach sagen, was ich verbessern könnte.“

Denn auch wenn Susann Kaiser auf der Bühne ganz in ihrem Element ist, verlässt sie diese immer mit gemischten Gefühlen: „Ich bin selbstkritisch. Andererseits bekommt man von den Zuschauern so viel zurück – das ist ein tolles Gefühl.“ Ihr geht es darum, den Zuhörern eine Freude zu bereiten und sie für eine kurze Zeit aus ihrem Alltag zu holen.

Dabei ist es ihr ganz egal, vor wie vielen Leuten sie auftritt. Wenn sie im Sommer beim großen Schlager-Olymp zusammen mit Stars der Szene wie Ireen Sheer, Michelle und Jürgen Drews in Magdeburg und Bremen vor jeweils 20 000 Menschen auftritt, ist sie ebenso aufgeregt und voller Vorfreude, wie wenn sie für einen Geburtstag oder eine Discothek gebucht wird: „Ich singe, wo man mich hören will.“