Bei dieser Hitze schmeckt das Eis doppelt gut. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Heiße Temperaturen setzen den Stadtmenschen zu. Auch die Eisverkäufer sind nicht unbedingt glücklich. Aber die Hitze bringt auch eine Gemütlichkeit.

Stuttgart - Diese Vorboten des Sommers haben auch eine Schattenseite. Sie liegt rechts. Viele, die auf dem Weg in Richtung Bahnhof auf der Königstraße unterwegs sind, bevorzugen die rechte Seite des Boulevards. Sommer in der Stadt – oder: die Sehnsucht nach Abkühlung. Selbst für Sonnenanbeter, die die klimatische Normalität unserer Breitengrade für ein extremes Manko halten, ist dieses UV-Vollbad schwer erträglich. Denn Rückzugsmöglichkeiten sind rar, alle wirken angeschlagen und schleichen durch die Stadt. Das gedrosselte Tempo wird vor allem im Hauptbahnhof sichtbar. Der Tunnel, der die Reisesenden von den Bahnsteigen in die Schalterhalle spült, wird zur Zone der Gemütlichkeit. Heute fällt das Trolley-Wettrennen aus. Alles bewegt sich beinahe in Zeitlupe.

Über die Entschleunigung und die Ausweitung der Radzone freut sich eine junge Bikerin im Schlosspark. „Heute fällt der Fußgänger-Slalom aus“, ruft sie und braust in Richtung Bad Cannstatt. Von dieser Richtung kommt ein Herr aus Gaisburg. Der Mann scheint ein guter Kunde der Elektronikfachmärkte zu sein. Sein Smartphone verrät über Smarthome alles über die aktuelle Wetterlage in der Stadt und seiner Dachterrasse: „Auf meiner Terrasse herrschen gerade 33 Grad Celsius im Schatten. Gefühlt sind es 37 Grad, der Wind kommt mit 3 km/h aus Nordosten. Und die Luft ist mit 36 Prozent furztrocken.“

Lust auf Eis erst am Nachmittag

Kurzum: Den Stuttgartern sind diese Bedingungen an einem Werktag zu viel des Guten. Und sie sind nicht so gut fürs Geschäft. Der Gärtner im Bankenviertel am Pariser Platz muss mehr gießen – und selbst der Chef des Eiscafés Santin am Kronprinzplatz meint, die Lust auf Gelati sei „so lala“. Obwohl Bullenhitze ist, gehen nicht ganz so viele Kugeln über den Tresen. Erst am Nachmittag und frühen Abend werde mehr geschlotzt. Aber der Eisverkäufer kann aufatmen. Schon an diesem Dienstag wird es kühler. „Von Südwesten her kommt feuchtere Luft. Im Bergland rechnen wir mit Gewittern und Starkregen“, sagt ein Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst, „am Mittwoch wird’s wolkig, aber das Schauerrisiko ist gering.“ Angeblich soll es bis Freitag so bleiben. Angenehme 25 Grad, trocken. Weniger Licht – und weniger Schatten.