Projektsprecher Wolfgang Dietrich: Dass der Aufwand für den Erhalt insbesondere der bis zu 900 Tonnen schweren Platanen riesig und damit teuer sei. Foto: dpa

Die Bahn will nach Dreikönig für Stuttgart 21 den Südflügel des alten Bahnhofs abreißen.

Stuttgart - Bei den nächsten großen Bauarbeiten für das Bahnprojekt Stuttgart 21 drohen Anfang nächsten Jahres wieder größere Auseinandersetzungen. Die Bahn will nach Dreikönig nicht nur den Südflügel des Hauptbahnhofs abreißen, sondern wohl auch einige alte Bäume fällen lassen. Ein neuer Streit mit Projektgegnern wie den sogenannten Parkschützern scheint programmiert. Das Fällen von 25 Bäumen im Park hatte vor gut einem Jahr zu gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt. Die Bahn geht davon aus, dass nur rund die Hälfte der 176 Bäume problemlos verpflanzt werden kann. Nach einem Gutachten, das am Freitag in Stuttgart vorgestellt wurde, ist zumindest bei 46 Bäumen ein Erhalt nicht sinnvoll. Schlichter Heiner Geißler hatte aber vorgeschrieben, dass alle Bäume versetzt werden müssen.

Projektsprecher Wolfgang Dietrich verwies darauf, dass der Aufwand für den Erhalt insbesondere der bis zu 900 Tonnen schweren Platanen riesig und damit teuer sei. „Letztendlich muss man abwägen“, sagte Dietrich. Stadt und Land müssten rasch entscheiden, da die Arbeiten Anfang Januar beginnen sollen. Bei manchen Bäumen wäre der Aufwand so groß, dass es „gaga“ wäre, sie zu versetzen. Der Sprecher der „Parkschützer“, Matthias von Herrmann, warf dem Konzern vor: „Die Bahn ignoriert Geißlers Schlichterspruch.“ Die Bahn habe die Bürger mit ihren Zusicherungen ruhigstellen wollen. „Gegen solche Falschspielerei setzen wir uns weiterhin zur Wehr (...)“.

Geeigneten Standort für die Baumriesen zu finden, gestaltet sich schwierig

Experten gehen davon aus, dass die Verpflanzung aller Bäume mindestens acht Millionen Euro kosten würde. Die Bahn wollte sich nicht auf Gesamtkosten festlegen, da unklar sei, welcher Aufwand genau betrieben werden müsste. Die Verpflanzung der etwa 80 kleinen und mittelgroßen Bäume werde insgesamt bis zu 400 000 Euro kosten, erklärte Dietrich. Für die riesigen Platanen müsse aber ein anderes Verfahren angewandt werden, das bis zu 400.000 Euro pro Baum koste. Der Nürnberger Baum-Sachverständige Bodo Siegert erläuterte: „Technisch gesehen sind alle Bäume versetzbar.“ Die Bäume bis zu einem Durchmesser des Stamms von 50 Zentimeter könnten samt Wurzeln einigermaßen problemlos ausgegraben werden. Die Verpflanzung von Bäumen mit einem Durchmesser von bis zu fünf Metern könne aber große „Kolletaralschäden“ nach sich ziehen. „Man sollte nicht zum Mond fliegen wollen, wenn man nur Treibstoff bis zur ersten Wolke hat“, sagte Siegert. Dietrich stellte klar: „Die Bahn ist offen.“

Das größte Problem sei derzeit aber, einen neuen Standort für diese Riesen zu finden. Das Land, das Besitzer des Schlossgartens ist, sei in dieser Frage bisher nicht sehr kooperativ gewesen. „Beim Land hapert es noch ein bisschen.“ Dagegen habe die Stadt Stuttgart mittlerweile einige Standorte für kleinere Bäume angeboten. Zudem müssten für den Transport der großen Bäume womöglich andere gefällt werden. Die Kosten für solche Aktionen seien nicht kalkulierbar. Siegert erläuterte, dass es um 40 kleine, 120 mittlere, 20 große Bäume geht. 88 davon seien sehr gut versetzbar, 20 etwas schwieriger, für 22 sei es ungünstig und bei 46 sei ein Erhalt nicht sinnvoll.