Auch in einem Gebäude an der Katharinenstraße in Stuttgart-Mitte sollen Flüchtlinge untergebracht werden.Auch in einem Gebäude an der Katharinenstraße in Stuttgart-Mitte sollen Flüchtlinge untergebracht werden.Auch in einem Gebäude an der Katharinenstraße in Stuttgart-Mitte sollen Flüchtlinge untergebracht werden.Auch in einem Gebäude an der Katharinenstraße in Stuttgart-Mitte sollen Flüchtlinge untergebracht werden.Auch in einem Gebäude an der Katharinenstraße in Stuttgart-Mitte sollen Flüchtlinge untergebracht werden.Auch in einem Gebäude an der Katharinenstraße in Mitte sollen Flüchtlinge untergebracht werden. Foto: Jürgen Brand

Die Stadt ist auf der Suche nach neuen Unterkünften für Flüchtlinge. In den Innenstadtbezirken werden keine neuen Bauten erstellt. In Mitte und im Süden kommen aber weitere Flüchtlinge in den bestehenden unter.

Stuttgart - Derzeit leben rund 1500 Flüchtlinge in der Landeshauptstadt. Doch die 59 Unterkünfte, in denen sie wohnen, sind an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Der stellvertretende Leiter des Sozialamtes, Stefan Spatz, geht davon aus, dass wie im vergangenen halben Jahr auch 2014 jeden Monat rund 120 Flüchtlinge nach Stuttgart kommen werden. „Wir brauchen deshalb dringend neue Unterkünfte“, sagt Spatz. Die Innenstadt ist von den geplanten Neubauten nicht betroffen. Allerdings werden in den Bezirken Mitte und Süd weitere Flüchtlinge in neu gemieteten Gebäuden untergebracht.

Zwei Objekte kommen in Mitte in Frage

In Mitte wurde das Thema bereits in der Bezirksbeiratssitzung am Montagabend diskutiert. „Es geht nicht nur um Unterbringung und Verpflegung“, sagte die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle, „wir müssen unsere humanitäre Aufgabe erfüllen“. Im Zweifel will die Bezirksvorsteherin zum Wohle der Vertriebenen sogar eine Straße sperren lassen. Das Sozialamt hat zwei Adressen im Stadtbezirk als tauglich eingestuft, ein Haus an der Landhausstraße, das direkt auf der Gemarkungsgrenze zum Stuttgarter Osten liegt, ein zweites an der Katharinenstraße. Beide sollen gemietet werden, um je 50 bis 70 Flüchtlinge einzuquartieren. Das Kolpingwerk besitzt das eine Haus, die evangelische Kirche das andere.

Die Adresse an der Landhausstraße war den Lokalpolitikern keine Diskussion wert. Gegen die zweite Unterkunft hegen die Beiräte aber von den Grünen bis zur CDU Bedenken – der Nachbarschaft wegen. Sie erwarten keineswegs Protest gegen die Flüchtlinge, eher Protest der Flüchtlinge gegen die neuen Nachbarn, denn an der Katharinenstraße werben Prostituierte Freier. Illegal zwar, aber hartnäckig. „Mit dieser Gebäudeauswahl habe ich ein bisschen Probleme“, sagt Renée-Maike Pfuderer für die Grünen – Bedenken, ob vor allem minderjährigen Flüchtlingen die Umgebung zumutbar ist. Vertriebene aus ländlichen Gebieten „werden an dieser Stelle in der Stadtmitte einen Kulturschock bekommen“, fürchtet der Christdemokrat Ersin Ugursal.

Die Stadt Stuttgart habe Erfahrung darin, „Flüchtlinge gewissermaßen handverlesen unterzubringen“, sagt Stefan Spatz. Dass keine verfeindeten Nationalitäten oder Religionen unter einem Dach leben, gilt ohnehin als selbstverständlich. Minderjährige, die ohne ihre Familien nach Deutschland kommen, würden auf keinen Fall am Rande des Rotlichtbezirks untergebracht. Kienzle will die Nähe zum Straßenstrich sogar nutzen – als zusätzliches Argument gegen die Prostitution im Sperrbezirk. Spätestens nach dem Einzug der Flüchtlinge seien „alle Behörden gefragt, das Problem in den Griff zu kriegen“, sagt sie. Sofern dies auch unter den neuen Voraussetzungen nicht gelinge, müsse die Katharinenstraße eben zumindest zeitweise gesperrt werden.

Flüchtlingsheim statt Youth Hostel im Süden

Im Stadtbezirk Süd konnte schnell eine Lösung gefunden werden. In der Böblingerstraße 18 hätte ursprünglich ein Youth Hostel einziehen sollen. Der Eigentümer des Gebäudes hat dieses bereits saniert. Nun habe er das Gebäude der Stadt angeboten, sagt Bezirksvorsteher Rupert Kellermann. Und ergänzt: „Das ist natürlich ein Geschenk des Himmels.“ Maximal 160 Plätze stehen dort zur Verfügung. Das Gebäude ist fast fertig, gerade wird möbliert.

Im Norden leben bereits 360 Flüchtlinge

Was S-Nord angeht, so weist Bezirksvorsteherin Andrea Krueger darauf hin, dass der Bezirk seinen Beitrag leiste und nicht über Gebühr strapaziert werden sollte. Rund 360 Menschen sind in zwei Unterkünften untergebracht, weitere sind vorerst nicht geplant. Von der Verwaltung wünscht sich Krueger eine „Handreiche, wie wir mit dem Thema Beschäftigungsmöglichkeiten umgehen sollen.“ Neben Familien seien auch allein stehende Männer im Bezirk untergekommen, die, wie alle Flüchtlinge, zunächst nicht arbeiten dürfen. Jegliche Beschäftigungsangebote seien aber rechtlich kompliziert, so Krueger. „Die Verwaltung ist in der Pflicht, uns eine Hilfestellung zu geben, was man darf und was nicht.“