Martin, Simone und Heike Bischoff genießen die Tuk-Tuk-Tour durch Marbach am Neckar. Foto: Ralf Recklies

Mit feuerroten Dreirad-Limousinen namens Chilli und Pepper kann man in Marbach f ast lautlos die Altstadt, die Schillerhöhe und die Natur erkunden. Die Teilnehmer der StZ-Sommerferienaktion haben sich mit den beiden Gefährten aus Thailand durch die Schillerstadt kutschieren lassen.

Marbach - Einfach wunderbar!“ Zwei Worte genügen den StZ-Lesern Karen und Markus Girsch, um auf den Punkt zu bringen, wie sie die Tuk-Tuk-Tour durch Marbach mit Christa und Sonja Schultheiß erlebt haben. Was dem Ehepaar besonders gefallen hat, ist, dass es in knapp anderthalb Stunden den Facettenreichtum Marbachs kennengelernt und viele sehenswerte Orte der schmucken Neckarstadt aus nächster Nähe gesehen hat – enge Fachwerkgassen, das Schillerdenkmal, das Geburtshaus Friedrich Schillers sowie die am Stadtrand liegenden Weinberge.

Nicht nur die besonderen Marbach-Impressionen, die 15 StZ-Leser auf ihrer Tuk-Tuk-Tour im Rahmen der StZ-Sommerferienaktion erlebt haben, seien ein Genuss gewesen. „Was mich begeistert hat, war die sehr liebevolle Betreuung“, sagt Robert Schnadt. Er hatte sich für die Teilnahme an der Rundfahrt gemeinsam mit seinem Sohn Florian und dem Enkel Jannick beworben und seine Wahl aus den 36 Aktionen des StZ-Sommerferienangebots auch nicht bereut. „Man merkt einfach, dass es den beiden Frauen richtig Spaß macht, Gäste mit dem Tuk-Tuk durch Marbach zu fahren“, sagt Schnadt.

Die Stadt aus einer neuen Perspektive gesehen

Schnadt ist seit nunmehr 40 Jahren StZ-Leser und kannte Marbach bereits: Vor vier Jahrzehnten sei er dort erstmals auf den Spuren des am 10. November 1759 in der Neckarstadt geborenen Dichters Friedrich Schiller gewandelt. Da ihn sein Weg aber schon lange nicht mehr aus Böblingen nach Marbach geführt habe, sei die Fahrt ein besonderes Erlebnis gewesen. „Ich habe die Stadt aus einer neuen Perspektive und mit neuen Augen gesehen“, so Schnadt.

Dass die Rundfahrten für alle Teilnehmer zu einem Erlebnis geworden sind, ist das Verdienst von Christa Schultheiß und ihrer Partnerin Sonja. Schultheiß bietet seit dem April 2015 Rundfahrten mit den aus Thailand stammenden Dreirädern an. Die beiden Threewheeler, auf die Namen Chilli und Pepper getauft, werden aber nicht – wie in asiatischen Ländern sonst üblich – von knatternden Zweitaktmotoren angetrieben. Schultheiß hat die rot leuchtenden Gefährte mit Elektromotoren ausstatten lassen. Dies, um einerseits geräuscharm durch die Stadt rollen zu können, andererseits aber auch den in Asien so typischen Geruch von Zweitaktmotoren nicht in die Gassen zu bringen. „Anfangs mag es für die Fahrgäste ja vielleicht etwas Besonderes sein, wenn man das Motorengeräusch hört und die Abgase riecht“, sagt Sonja Schultheiß, die ihre Partnerin an Wochenenden als Chauffeurin unterstützt. Der Genuss einer Tuk-Tuk-Rundfahrt verfliege aber schnell, wenn man auf den bis zu anderthalb Stunden dauernden Touren ständig das Knattern im Ohr und die Abgase in der Nase habe.

Viel Wissen über die Stadt und ihre Geschichte

Mit dem Elektroantrieb könne man die Fahrt durch das malerische Städtchen von Anfang bis Ende ungestört genießen. Von Vorteil ist dabei auch, dass keine der Fahrerinnen auf einen Lautsprecher zurückgreifen muss, wenn sie während der Fahrt Erklärungen zu den Orten und Sehenswürdigkeiten abgibt, an denen man nahezu lautlos vorbeifährt. So leise sind die beiden Dreiradlimousinen, dass man bei gemeinsamen Touren mit Chilli und Pepper mitunter sogar den Erklärungen der voraus- oder hinterherfahrenden Stadtführerin lauschen kann, die viel wertvolles Wissen über die Geschichte der Stadt, deren Kinder und Bewohner parat hat.

Schnell wird dabei deutlich, dass man Marbach eines nicht antun darf: die Stadt auf die Geburtsstadt Friedrich Schillers reduzieren. Zwar dreht sich – wie bei der Rundfahrt bei strahlendem Sonnenschein deutlich wird – dank des berühmten Sohnes der Stadt viel um Literatur. Dass aber auch der Physiker, Mathematiker sowie Geograf, Kartograf und Astronom Tobias Mayer aus Marbach stammt, wird mitunter gerne vergessen. Er ist dort 36 Jahre vor Schiller geboren worden. Bei der Tuk-Tuk-Tour verweisen die Führerinnen gerne auf Mayer, auf dessen Vermächtnis man an verschiedenen Stellen in der Stadt stößt – beispielsweise ein Museum, das in seinem Geburtshaus eingerichtet ist, oder ein Messingband an dessen Fassade. Das Metall markiert einen Teil des Meridians 9º15’36“ östlicher Länge. Ohne Mayer, so verrät Sonja Schultheiß, wäre „die moderne Schifffahrt mit genauer Steuerung“ nicht möglich gewesen. Mayer hat einst die Navigation auf See revolutioniert.

Schöner Blick auf den Neckar

Bei der Fahrt durch Stadttore und entlang der imposanten Stadtmauern erfahren die Fahrgäste von verheerenden Stadtbränden, beim Passieren der Holdergassen erinnern Christa und Sonja Schultheiß an die Wengerter und Bauern, die dort einst gelebt und gewirkt haben. Was für die Menschen damals ein beengtes Leben bedeutete, hat heute einen besonderen Charme. So finden sich in der mittleren der drei Holdergassen kleine, schmucke Läden, in denen man Dekoratives, aber auch Leckeres wie hausgebrautes Bier oder selbst gebrannte Brände verkosten und natürlich auch kaufen kann, in der darüberliegenden Oberen Holdergasse gibt es außerdem frisches Öl, das dort nach historischer Art gepresst wird.

Die Enge der Marbacher Altstadt ist schnell vergessen, wenn man schließlich mit den Tuk-Tuks vorbei an der spätgotischen Alexanderkirche oder dem weitaus jüngeren Marbacher Krankenhaus in die Weinberge fährt. Dort bietet sich aus luftiger Warte ein wunderbarer Blick auf den Neckar und die Schleuse.