StN-Redakteur Tom Hörner (re.) begrüßt illustre Gäste beim traditionellen Weindorftreff Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Weindorf-Treff von Stuttgarter Nachrichten und SWR 4 geriet ins Schwitzen. Auch Eiswürfel im Sprudel halfen nur bedingt. Dafür lernten die Gäste, guten und schlechten Kaffee zu unterscheiden. Und dass lustige Witze besser sind als Yoga: Sie lassen einen schweben.

Stuttgart - Papier ist geduldig. Es erträgt vielerlei Unsinn, ohne sich zu wellen oder zu erbleichen. Insofern sind wir guter Dinge, dass diese Zeitung auch den Auftakt des diesjährigen Weindorf-Treffs überstehen wird. Wer Oliver Gimber, den König der Witze-Erzähler aus Pforzheim zu Gast hat, der will sich selbst nicht lumpen lassen. Also packte Moderator Tom Hörner am Donnerstagabend in der Laube der Alten Kanzlei gleich mal einen Kalauer aus. Er fragte, ob Schweizer da seien? Keine?! Kein Problem. „Heute sind wir doch alle Schwyzer!“ Also Schwitzer. Man merkt an dieser Stelle, Witze, die man erklären muss, zählen nicht zu den allerbesten.

Witz komm raus . . .

„Kategorie Zwei“, wie Gimber sagen würde. Er erzählt natürlich nur Kategorie eins, oder „europäische Weltklasse“. Seine Witze auf Youtube und Facebook sind bisher sage und schreibe 300 Millionen mal angeschaut worden. Eigentlich ist er Malermeister mit 22 Angestellten. Nebenbei erzählt er Witze. 10 000 habe er parat, sagt er. Wie man sich die alle merken kann? „Ich speichere sie in Bildern und Schubladen“, sagte er. Als Moderatorin Diana Hörger anfing, den einen zu erzählen, den sie sich merken kann, „gehen zwei Streichhölzer spazieren“, riss er umgehend eine Schublade auf, grätschte dazwischen und fuhr fort: „und sehen einen Igel vorbeilaufen. Sagt das eine zum anderen Streichholz; wenn ich gewusst hätte, dass es einen Bus gibt, wäre ich nicht gelaufen!“

Zum Trost für alle Normalbegabten sei gesagt: Gimber kann sich zwar Witze, aber keine Orte merken. Und mit Rechnen habe er es auch nicht so. Wie man überhaupt feststellen konnte, gute Noten in der Schule sind nicht nötig für eine Karriere. Gimber: „Meine drei erfolgreichsten Jahre in der Schule waren in der vierten Klasse.“ Man kann auch schlecht in Mathe sein und in der Pause immer Leberwurst essen und es trotzdem zu was bringen: zum Beispiel Kultusministerin werden. Susanne Eisenmann wohnt nicht weit weg von ihrem alten Mathe- und Physiklehrer. „Er glaubt heute allen Ernstes, dass ich eine gute Schülerin war.“ Sie lässt ihn in dem Glauben. Apropos Vergangenheit, wie komme man eigentlich auf die Idee mit 16 in die Junge Union einzutreten, wollte Hörner wissen. „Das war damals in“, sagte Eisenmann, wenngleich sich bei ihr wohl niemals ein Helmut-Kohl-Starschnitt an der Wand fand. Sie plädierte bereits für Ganztagsschulen, da hielten ihre Parteikollegen dies für Teufelszeug. „Ich werde mich in dem Amt nicht ändern, sagte die langjährige Stuttgarter Kulturbürgermeisterin, „ich bin kein Überraschungspaket.“ Ob’s allerdings dem Ministeramt geschuldet war, dass sie bei der Blindverkostung einen Johannisbeersaft vorgesetzt bekam? Da muss man Vorbild sein, und liebe Schüler, jetzt kommt der pädagogische Teil: Mit zu viel Alkohol im Kopf kann man sich keine Witze merken und ist alsbald den Führerschein los.

Kalter Kaffee macht schlau

Wie macht das eigentlich eine Weinprinzessin, die durchs Land fahren muss und deren Expertise bei Festivitäten und Weinproben gefragt ist? Anja Gemmrich versichert, Wein zu meiden, wenn sie am Steuer sitze. Dann muss ein Sprudel reichen. Ist bei der Hitze ohnehin besser. Gimber wäre nicht Gimber hätte er dazu nicht einen Witz parat. „Wie kommt eine Württemberger Weinprinzessin auf 0,3 Promille? Indem sie zwei Tage lang nichts trinkt.“

Eine Expertin in Getränken anderer Art sass auch am Tisch. Martina Hunzelmann leitet die Stuttgarter Kafferösterei Hochland. Fünf Tassen Kaffee trinkt sie am Tag, am liebsten Schwarz. „Wenn der Kaffee gut ist, brauchen Sie keine Milch und keinen Zucker.“ Das habe man früher in den Kafffee gekippt, um die schlechten Aromen zu übertünchen. Die tausend Tonnen Kaffee, die Hochland im Jahr produziert, glänzen selbstverständlich mit wohlschmeckenden Aromen. Und er wird feinrieselnd gehandelt, nicht in Kapseln eingesperrt. Hunzelmann: „Kaffekapseln sind für die Umwelt eine Katastrophe“. Es gibt übrigens einen einfachen Test, guten von schlechtem Kaffee zu unterscheiden. „Wenn er kalt auch noch schmeckt, ist es ein guter Kaffee.“

Oscar Wilde war einst der Meinung, „nach einem guten Kaffee verzeiht man auch den Eltern“. Und kann sogar noch einen Witz hören. Gimber: „Treffen sich eine Null und eine Acht. Sagt die Null: Schicker Gürtel.“ Wenn Sie sich nun vor Lachen schwerelos fühlen, haben Sie den Zustand erreicht, den man laut Gimber mit guten Witzen erreichen könne. Dermaßen euphorisiert, sagte er ,er könne auch seinen Namen tanzen, sogar ohne Kleider. Das wollen wir nicht näher beschreiben. So geduldig ist Papier dann doch nicht.