Der Mann, der Stuttgart zum Tanzen bringt: Der Festivalchef Eric Gauthier beim Flashmob auf dem Stuttgarter Schlossplatz Foto: 7aktuell.de/Oskar Eyb

Gewaltige Auslastung, mitreißende Atmosphäre: Der Erfolg des Stuttgarter Tanzfestivals Colours ist auch ein Auftrag an die Stadt, die Szene stärker zu fördern, meint unsere Kritikerin Andrea Kachelrieß.

Stuttgart - Wer in den vergangenen zwei Wochen im Theaterhaus aus Versehen gegen die Zuschauer ankommen musste, die in die Colours-Veranstaltungen strömten, konnte sich nur wundern: So viele Tanzfans gibt es in Stuttgart! Gemeinsam sorgten sie dafür, dass die zweite Auflage von Eric Gauthiers Festival mit einer Auslastung von 93 Prozent und mehr als 17000 Besuchern nicht nur zahlenmäßig ein Erfolg war. Auch die Atmosphäre und der Beifall selbst für Anspruchsvolles war so mitreißend, dass internationale Gäste, die für Colours-Koproduktionen und Premieren bis aus Australien anreisten, ein schönes Bild von Stuttgart mit nach Hause nehmen dürfen.

Eric Gauthier und sein Colours-Mann Meinrad Huberhaben alles richtig gemacht: mit einem Programm voller Entdeckungen und mit einer Botschaft hinter der Kunst. Zwei Wochen lang hat Colours auf Begegnungen gesetzt, die dem Trennenden, das unsere Zeit prägt, das Verbindende des Tanzes entgegenstellten.

Dass just in der Colours-Zeit der städtische Kulturausschuss eine Entscheidung für ein neues Tanzquartier aufgeschoben hat, ist dagegen kein schönes Signal. Der geplante Theaterhaus-Anbau soll Gauthier Dance sowie der freien Szene Arbeits- und Auftrittsräume bieten. Ohne diese Arbeit an der Basis wird ein Festival wie Colours, das alle zwei Jahre für zwei Wochen Spitzenkunst in die Stadt holt, ein Fremdkörper bleiben. Der Tanz in Stuttgart hat einen Ort verdient, an den seine Fans auch in coloursfreien Zeiten strömen können.