Mit Bonuscard kostet die Monatskarte für zwei Zonen noch 40,35 Euro Foto: Max Kovalenko

Die Fraktionen haben im Sozialausschuss mehrheitlich die Einführung des Sozialtickets beschlossen und damit der Ablösung des Verbundpasses für Bonuscard-Inhaber zugestimmt. An den Schaltern führt dies im Januar 2015 zu größerem Aufwand – und vermutlich längeren Schlangen.

Die Fraktionen haben im Sozialausschuss mehrheitlich die Einführung des Sozialtickets beschlossen und damit der Ablösung des Verbundpasses für Bonuscard-Inhaber zugestimmt. An den Schaltern führt dies im Januar 2015 zu größerem Aufwand – und vermutlich längeren Schlangen.

Stuttgart - Bus und Bahn werden für Inhaber der Bonuscard vom 1. Januar 2015 an deutlich billiger. Das Monatsticket für zwei Zonen und ohne zeitliche Beschränkung (Jedermannticket) kostet dann nur noch 40,35 Euro. Das entspricht einer 50-Prozent-Ermäßigung, die auch bei anderen Tickets gelten soll. Die Ermäßigung darf jedoch 40,35 Euro nicht übersteigen.

Gemessen an den vom 1. Januar 2015 geltenden neuen Fahrpreisen kostet ein 14-Uhr-Junior-Monatsticket fürs ganze Netz dann 10,40 Euro, das Senioren-Monatsticket 25,50 Euro und das 9-Uhr-Monatsticket für zwei Zonen 31,50 Euro.

Insgesamt haben zurzeit 66 167 Personen Anspruch auf die Bonuscard, das entspricht 11 Prozent der Stuttgarter Bevölkerung. 16 817 davon sind nach Angaben des Sozialamts Schüler, die aus dem Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung bezuschusst werden, 42 766 sind Arbeitslosengeld- oder Sozialhilfeempfänger, 19 bis 64 Jahre alt und nutzen entweder das 9-Uhr-Umweltticket oder das Jedermannticket ohne zeitliche Beschränkung. 6584 Personen sind mit dem Seniorenticket unterwegs.

Sie alle müssen zum 1. Januar 2015 einen neuen Verbundpass machen lassen. Die Bonuscard-Inhaber werden schon Ende Oktober schriftlich über die neue Regelung informiert. Dadurch erhoffen sich der Verkehrs- und Tarifverbund VVS und die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) eine gewisse Entzerrung des Ansturms in den Kundenzentren. „Den Wechsel dieser Verbundpässe versuchen wir postalisch abzuwickeln“, sagt Dirk Dietz vom VVS, allerdings sei auch damit zu rechnen, dass eine gewisse Zahl an Kunden, etwa „im vierstelligen Bereich“, erst im Januar in die Kundenzentren kommt. Dietz: „Wir tun was wir können.“

Laut SSB-Vorstand Jörn Meier-Berberich bestellen inzwischen 70 Prozent der Studenten ihre Monatsmarken im Netz, 700 000 Kunden haben ein Handy-Ticket gelöst. „Wir arbeiten dran“, sagt der SSB-Vorstand. Entlastung könnte auch das neue Kundenzentrum bringen, das seit September gegenüber des Hauptbahnhofs ausgebaut wird. Es liegt am Arnulf-Klett-Platz 1, oberirdisch an der Bushaltestelle Hauptbahnhof in Fahrtrichtung Schlossplatz. Vier Beratungsplätze sind dort von Dezember an eingerichtet und sollen, zunächst parallel zu den Schaltern in der Klett-Passage, besetzt werden. In einem Jahr, so Meier-Berberich werde das Kundenzentrum in der Klett-Passage dann geschlossen.

Für das Sozialticket stellt die Stadt maximal 4,9 Millionen Euro bereit, 2,2 Millionen Euro beim Sozialamt, 2,7 Millionen Euro steuert die Stadt aus den Deckungsreserven bei. Bei Preiserhöhungen tragen Stadt und Fahrgäste den Betrag jeweils zur Hälfte.

„Wir haben eine kritische Haltung zum Sozialticket“, sagte Rose von Stein (Freie Wähler) am Montag im Sozialausschuss. Sie fürchtet Ungerechtigkeiten gegenüber Schwellenhaushalten. Die Mehrheit der Fraktionen aber stimmte dem vorgeschlagenen Zuschuss sowie dem Griff in die Deckungsreserve zu.

Jochen Stopper (Grüne) wollte sich das Sticheln nicht verkneifen und lobte, „dass die CDU nach langem Schlingerkurs auch dabei ist“. Das allerdings stellte Philipp Hill (CDU) gleich klar: „Was ursprünglich eingebracht war, hätte wesentlich mehr gekostet.“ Thomas Fuhrmann (CDU) schlägt vor, das Ticket nicht Sozialticket, sondern Bonus-Ticket zu nennen, was Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer und Michael Münter, der persönliche Referent von OB Kuhn, als Idee mitnehmen wollen.

Der Wunsch von Hannes Rockenbauch (SÖS) nach einem Verbundpass, der den sozialen Status des Inhabers nicht sichtbar nach außen trägt, ist laut Dietz kaum zu erfüllen: Verbundpass, Wertmarke und Bonuscard müssen bei Kontrollen immer zusammen gezeigt werden, um Betrug zu verhindern. Aber egal, wie das Kind später heißen wird: Am 16. Oktober wird der Gemeinderat über das neue Ticket abstimmen.