Wie muss im Stuttgarter Rathaus das Lokal im Untergeschoss gestaltet werden? Darüber müssen sich die Fraktionen jetzt klar werden Foto: Max Kovalenko

Ende März wird im kommenden Jahr der Stuttgarter Ratskeller vorübergehend seine Türen schließen. Sanierung und Wiedereröffnung könnten kostspieliger und zeitaufwendiger werden als man bisher dachte. Die Fraktionen neigen im Moment eher zur Vorsicht und zur Begrenzung der Kosten auf rund eine Million Euro.

Stuttgart - Die Stadtverwaltung und die Fraktionen im Stuttgarter Gemeinderat müssen sich überlegen, wie viele Millionen Euro ihnen der Ratskeller wert ist. Ob man es bei etwa einer Million belässt oder ob man noch bis zu 4,5 Millionen Euro zusätzlich hineinsteckt. Diese Frage hat sich bei der Suche nach einem neuen Pächter ergeben, der den Ratskeller nach der Zwangspause betreibt.

Es zeichne sich ein erheblicher finanzieller Mehrbedarf ab, sagt Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) mit Blick auf die Million, die bereits früher im Stadthaushalt bereitgestellt wurde. Er selbst hat zwar vor fast einem Jahr auch schon mal von „bis zu drei Millionen Euro“ für die Sanierung gesprochen, aber selbst das war offenbar noch etwas zu kurz gegriffen.

Das Lokal, das seit rund 20 Jahren von der Familie Brunner betrieben wurde, ist neu ausgeschrieben worden. Danach hat Wölfle den Stadträten jetzt vier Interessenten vermeldet, ohne die Namen zu nennen, verlautet von Stadträten. Zwei Gastronomen hätten Konzepte vorgelegt, die mit der bisher im Stadthaushalt zur Verfügung stehenden Million in etwa harmonieren. Die zwei anderen würden deutlich mehr Investitionen der Stadt erwarten.

Kontroversen um Ratskeller-Ausbau

Bei einer ersten Erkundung, wie die Fraktionen damit umgehen wollen, stieß Wölfle dem Vernehmen nach auf zurückhaltende Stadträte. Motto: Für einen zusätzlichen Millionenaufwand gebe es bei den Haushaltsberatungen keinen Spielraum. Die CDU möchte vor einer Festlegung allerdings erst einmal genauer wissen, wie die Konzepte aussehen und wie es um ihre Wirtschaftlichkeit bestellt ist. Wenn die Ertragsaussichten besser seien, sagte Fraktionschef Alexander Kotz, könnte möglicherweise auch die Pacht höher angesetzt werden und ein größeres Maßnahmenpaket infrage kommen.

SPD-Stadtrat Hans H. Pfeifer geht klarer auf Distanz zu aufwendigeren Konzepten. Viereinhalb Millionen Euro auf das draufzulegen, was man für eine neue Lüftung und besseren Brandschutz investieren müsse, scheide aus. So ein starker kommunaler Eingriff in das Gastronomieangebot sei auch keine kommunale Aufgabe. Seine Fraktion sei in dieser Angelegenheit „mit angezogener Handbremse“ unterwegs.

Lüftung und Brandschutz sind die Problemfelder, deretwegen die Schließung und Erneuerung nach Wölfles Worten nicht mehr länger zu vermeiden war als bis Ende März 2016. Inzwischen befürchtet der Bürgermeister, dass man auch die Stromleitungen teilweise erneuern muss. Sobald man eine Wand antaste, ergebe sich ein Zusatzaufwand – und manche Pachtinteressenten wollten Eingriffe in die Substanz. Die Verwaltung und die Fraktionen nahmen sich vor, in dieser Lage noch mal zu rechnen, was mit der vorhandenen Million zu erreichen ist. Dass der Ratskeller saniert werden muss, betonte Wölfle aber auch am Montag wieder. Die Auflagen hätten sich in den vergangenen Jahren verschärft. Man rede über das Untergeschoss – und das sei bei der großangelegten Sanierung des Rathauses vor einigen Jahren ausgeklammert worden.

Die ganz große Lösung wird es nicht geben

Der Zeitplan könnte jetzt ebenfalls noch einmal auf den Prüfstand kommen. Ein bis zwei Wochen werden das städtische Hochbauamt und das Baurechtsamt mit den Überlegungen voraussichtlich noch beschäftigt sein. „Dann machen wir einen neuen Vorschlag“, sagt Wölfle. „Wenn die Sanierung dann 1,2 oder 1,3 Millionen Euro kosten sollte, wird man auch eine Lösung finden“, sagt Pfeifer. Nur eben nicht die große Lösung. Das ganz große Konzept, das vor einem Jahr Pfeifer selbst vertreten hatte, wird es sowieso nicht geben: dass man auch im Erdgeschoss des Rathauses einiges verändert.

Die SPD wollte es öffnen, Läden und Cafés einrichten und so das ganze Quartier um den Marktplatz zusätzlich beleben. Das wäre konsequent, wenn man schon die Rathausgarage durch einen attraktiveren Neubau ersetze und den Ratskeller modernisiere. Doch diese Initiative sei „im luftleeren Raum verpufft“, sagt Pfeifer. Die Verwaltung habe die Idee abgewehrt.