Steht womöglich auf den Infotafeln statt „Feinstaubalarm“ bald „Austauscharme Wetterlage“? Foto: dpa

CDU, Freie Wähler und FDP im Rathaus wollen den Begriff Feinstaubalarm abschaffen, weil er angeblich imageschädigend ist. Damit machen sich die Fraktionen lächerlich, meint unser Redakteur Thomas Braun.

Stuttgart - Die CDU-Fraktion im Stuttgarter Rathaus fällt beim Thema Feinstaub in alte, längst überwunden geglaubte Muster zurück. Anstatt sich konstruktiv mit dem durch vielfache Studien und Daten belegten Gesundheitsrisiko für die Bürger durch die objektiv vorhandene Luftverschmutzung auseinanderzusetzen, setzt die Union auf Semantik. Und das auch noch mit fadenscheinigen Behauptungen: Der Begriff Freinstaubalarm sei schädlich für den Tourismus, Menschen würden vom Zuzug in die Landeshauptstadt oder vom Studium an den Stuttgarter Unis abgeschreckt, behaupten CDU-Fraktionschef Alexander Kotz und die Seinen im Verein mit Freien Wählern und der FDP – entgegen objektiver Daten und Fakten.

Dass die Luftqualität in Stuttgart Jahr für Jahr besser geworden sei und Überschreitungen der Feinstaub-Grenzwerte nur noch am Verkehrsknotenpunkt Neckartor registriert werden, hat Kotz schon in der Vergangenheit immer wieder betont. Hartnäckig ignoriert die CDU bis heute freilich die Gesundheitsrisiken durch Stickstoffdioxid, das vor allem aus Autoabgasen stammt und laut der Weltgesundheitsorganisation WHO nicht nur Lungen-, sondern auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht. Den bürgerlichen Fraktionen geht es offenbar weniger um den im Grundgesetz verankerten Gesundheitsschutz für die Bevölkerung, sondern vor allem um den angeblichen Imageschaden durch den Begriff Feinstaubalarm.

Sprachliche Verrenkungen lösen das Problem nicht

Das Problem der Luftverschmutzung bekommt man aber nicht dadurch in den Griff, dass man es sprachlich verniedlicht oder gar positiv belegt: Vorgeschlagene Synonyme wie „Austauscharme Wetterlage“ oder „Feinstaubtag“ sollen lediglich suggerieren, es sei alles gar nicht so schlimm. CDU, Freie Wähler und FDP im Stuttgarter Gemeinderat wären gut beraten, sich bei ihren Parteifreunden in Bund und Land endlich mit Nachdruck für wirksame Maßnahmen zur Reduzierung der Luftschadstoffe einzusetzen, anstatt sich in überflüssigen Diskussionen über verharmlosende Wortschöpfungen zu verzetteln. Damit machen sie sich allenfalls eines: nämlich lächerlich.