Haben die Autofahrer in der Eberhardstraße bald ausgeparkt? Sie liegt in dem Gebiet, wo eine Gemeinderatsmehrheit die Autos in Parkgaragen verweisen will. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Wegfall von 150 bis 200 oberirdischen Parkplätzen im Stadtzentrum wird so emotional diskutiert, als ob ein totales Parkverbot in Stuttgart beabsichtigt wäre. Unser Redakteur Josef Schunder hält das für überzogen. Er fordert im Kommentar einen nüchternen Umgang mit dem Thema.

Stuttgart - Man hätte meinen können, es ginge um ein totales Parkverbot in der Stuttgarter Innenstadt – so emotional und pathetisch ist im Technik-Ausschuss gestritten worden. Dabei ging es gerade mal um 150 bis 200 oberirdische Parkplätze im Herzen der Stadt und um die Frage, ob man auf ein paar wenigen Straßen weiter nach Herzenslust fahren kann oder nur dann, wenn man zu einer Parkgarage will. Nein, die Aufregung ist, auch wenn der Handel diesen Stellplätzen große Bedeutung beimisst, nicht angemessen. Allen Beteiligten ist dringend eine nüchterne Betrachtung anzuraten.

Viele Details müssen noch geklärt werden

CDU-Fraktionschef Alexander Kotz gehörte bei den Gegnern der Mehrheitsempfehlung zur Parkplatzbeseitigung noch zu den differenzierteren Rednern. Dass sein Appell ans andere Lager für eine Denkpause erfolglos blieb, kann aber nicht überraschen. Er selbst hat früher immer wieder zu handstreichartigen Aktionen und Machtdemonstrationen geneigt. Das machte seine Appelle nicht gerade glaubwürdiger. Völlig abwegig ist, wenn Stadträte der AfD und der FDP von Parkplätzen auf dem Marktplatz schwadronieren. Oder wenn sie verstanden werden wollen, weil sie von Heslach lieber mit dem Auto nach Echterdingen zum Einkaufen fahren als mit dem Fahrrad oder mit der Stadtbahn ins Stuttgarter Zentrum. Solche politischen Irrfahrten passen nicht in die Zeit, in der die Bürger vermehrt eine am Menschen orientierte Stadtplanung fordern.

Zur Aufregung besteht auch deshalb kein Anlass, weil viele Detailuntersuchungen für das vom OB freundlich behandelte Konzept des ökosozialen Lagers noch ausstehen und die notwendigen Geldbewilligungen für Maßnahmen auch. Das bietet noch viele Gelegenheiten zu diskutieren, was wirklich machbar und wünschenswert ist. Dann zählen gute Argumente, nicht ideologische Ladenhüter.

josef.schunder@stzn.de