Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt am Freitag nach Stuttgart, um Sebastian Turner beim OB-Wahlkampf zu unterstützen. Foto: dapd

Einsatz für Sebastian Turner: Die Bundeskanzlerin spricht zum OB-Wahlkampf auf dem Stuttgarter Marktplatz. Die Polizei rechnet mit vielen Gegendemonstranten.

Stuttgart - Die Kanzlerin soll es richten – und binnen einer Stunde das Blatt wenden für den OB-Kandidaten Sebastian Turner: Angela Merkel tritt am heutigen Freitag um 15 Uhr auf dem Marktplatz vor dem Stuttgarter Rathaus auf. Turner, der gemeinsame Kandidat von CDU, FDP und Freien Wählern, hat einen Rückstand von 3740 Stimmen aufzuholen, wenn am 21. Oktober das neue Stadtoberhaupt von Stuttgart gewählt wird.

Turners Organisationsbüro hat 5000 Zuhörer angemeldet, die auf dem Marktplatz Platz finden sollen. Für Ehrengäste gibt es einen abgesperrten bestuhlten Bereich vor der Bühne, der Zugang wird von Helfern kontrolliert. Die Anhänger der bürgerlichen Parteien erhoffen sich von der Bundeskanzlerin einen Motivationsschub, nachdem der Grünen-Kandidat Fritz Kuhn am vergangenen Sonntag beim ersten Wahlgang in Führung gegangen war.

Für den Politikwissenschaftler Oscar Gabriel ist prominente Unterstützung von außen durchaus eine Hilfe für kommunale Kandidaten: „Dies hilft ihnen umso mehr, je beliebter die Spitzenpolitiker sind“, so Gabriel. In der amerikanischen Wahlforschung spreche man von „Rockschoß-Effekten“. Der Auftritt der Bundeskanzlerin werde dem Kandidaten „sicher nicht schaden“. Dass Sebastian Turner eigentlich parteilos ist, sei für das Gros der Wähler unbedeutend. Turner trete „als Lagerkandidat an und wird von der Mehrheit der Wähler so wahrgenommen“, sagt Gabriel.

Eine Mahnwache unter dem Motto „Nein zur EU-Diktatur“ muss umziehen

Freilich dürften sich am Freitag nicht nur CDU-Anhänger einfinden, wenn die Veranstaltung um 14 Uhr mit Musik und Bewirtung eingeleitet wird. Erwartet werden auch zahlreiche Gegendemonstranten, die sich vorab übers Internet verabredet haben.

Stuttgart-21-Gegner haben ihren Besuch bereits angekündigt, mit Trillerpfeifen und Protestplakaten. Eine Gruppierung will in Sportkleidung das Motto der CDU-Kundgebung veräppeln. „Die Kanzlerin kommt zu Turner“, heißt es offiziell. Für die sportlichen Protestierer kommt sie zum Turnen. Eine Mahnwache unter dem Motto „Nein zur EU-Diktatur“ muss dagegen umziehen. Der Protest mit zehn angemeldeten Teilnehmern muss vom Marktplatz in Richtung Kirch-/Stiftstraße weichen.

Die Polizei ist bei Bedarf mit mehreren Hundert Beamten im Einsatz, Hinweise auf größere Zwischenfälle gibt es bisher aber nicht. Für die Anreise der Kanzlerin ist keine Eskorte vorgesehen – es ist ja kein offizieller Staatsbesuch. Auch das Rathaus wird durch Merkels Auftritt nicht zur Sperrzone. Das Gebäude soll geöffnet bleiben, sofern die Sicherheitslage keine anderen Maßnahmen notwendig macht. Immerhin gibt es auch noch andere Veranstaltungen. Bei einem Fachtag der Sozialverwaltung geht es darum, wie Kinder und Jugendliche mit Behinderungen am Gemeinwesen teilhaben können. Zu dieser Veranstaltung im Großen Sitzungssaal werden 300 Teilnehmer erwartet.