Auch die vereinzelten Leerstände auf den Einkaufsmeilen sind den Gewerbetreiben vor Ort und der Stadtverwaltung ein Dorn im Auge. Foto: Christian Hass

Die Stadtverwaltung, Bezirksbeiräte, Hauseigentümer und Gewerbetreibende arbeiten an Konzepten, um die Einkaufsmeilen in den Bezirken attraktiver zu machen.

Stuttgarter Norden - Leerstände, fehlender Branchenmix, vermüllte Straßen und bröckelnder Putz an den Fassaden: Wenn die Zentren und Einkaufsmeilen in den Bezirken an Attraktivität verlieren, hat das schwerwiegende Folgen. Die Nahversorgung ist gefährdet. Dieser sogenannte Trading-Down-Prozess ist nur schwer aufzuhalten, wenn er in Gang gesetzt wurde.

Die Stadtverwaltung und der Gemeinderat möchten solchen Prozessen entgegenwirken und vor Ort helfen. Das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung hat 2015 gemeinsam mit der städtischen Wirtschaftsförderung die Stadtteilzentren in den Fokus genommen und bewertet. Das Ergebnis: In sechs Bezirken wurden Bereiche entdeckt, die nun genauer untersucht werden. Handlungskonzepte sollen her, die für mehr Attraktivität und eine bessere Kaufkraftbindung sorgen sollen. Unter anderem beschäftigt sich das Büro „Dr. Donato Acocella Stadt- und Regionalentwicklung“ seit diesem Frühjahr intensiver mit der oberen Stuttgarter Straße in Feuerbach, dem Löwen-Markt in Weilimdorf und der Unterländer Straße in Zuffenhausen.

Eine erste Bestandsanalyse gab es vor wenigen Tagen für die Feuerbacher Bezirksbeiräte und den Vorstand des Gewerbe- und Handelsvereins – hinter verschlossenen Türen. „Es war eine sehr gute Arbeitsatmosphäre. Es war schnell klar, dass es gemeinsame Grundüberzeugungen gibt, wo die Reise hingehen soll“, sagt Hermann-Lambert Oediger vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung auf Nachfrage unserer Zeitung. Ins Detail gehen will er aber noch nicht. Im Februar gebe es ein zweites Treffen. Dort habe man dann vor, konkrete Handlungsempfehlungen zu besprechen. Stadtteilmanager Torsten von Appen betont, dass die Qualität der Geschäfte in Feuerbach sehr gut sei. Darum ginge es nicht. Vielmehr fehle im oberen Teil der Stuttgarter Straße vielleicht ein sogenannter Magnet, der dort für mehr Kundenfrequenz sorge. „Man muss sich aber vor Augen halten, dass die Stuttgarter Straße so lang ist wie die Königsstraße.“ Wenn man nun den oberen Teil der Einkaufsmeile zusätzlich stärke und dann auch noch das Schoch-Areal fertig sei, stelle sich die Frage, ob das alles belebt werden und funktionieren könne. Darüber müsse auf jeden Fall noch gesprochen werden.

In Zuffenhausen kam das neue Gesetz noch nicht so gut an

In Weilimdorf und Zuffenhausen finden die Treffen in der kommenden Woche statt. Ein Thema am Rande wird dann laut Oediger auch das „Gesetz zur Stärkung der Quartiersentwicklung durch Privatinitiative“ (GQP) sein. Seit dem 1. Januar 2015 ist es in Baden-Württemberg in Kraft. „Die Idee ist, dass die gewerblichen Anlieger in einem Gebiet gemeinsam eine Strategie entwickeln, wie sie ihre Ausgangslage verbessern können“, sagt Baubürgermeister Peter Pätzold. Gemeinsam könne man für ein ansprechendes Umfeld, eine gemeinsame Marketingstrategie und ein zentrales Leerstandsmanagement sorgen. Die Kosten würden sich dabei alle gewerblichen Eigentümer teilen, die eine Immobilie im Geltungsbereich besitzen. „Bei diesem Verfahren gibt es keine Trittbrettfahrer.“

Allerdings müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein, damit das GQP auch umgesetzt werden kann. Das Verfahren kommt nur in Gang, wenn unter anderem mindestens 15 Prozent der Grundstückseigentümer aus dem Quartier mit dabei sind. Zudem müssen die Immobilienbesitzer auch über mindestens 15 Prozent der Fläche des Gebiets verfügen. Wenn allerdings ein Drittel der Eigentümer die Umsetzung des GQP ablehnt, ist die Sache vom Tisch.

In Zuffenhausen wurden das Gesetz und die Möglichkeiten, die es bietet, schon vorgestellt. Knapp 40 Eigentümer kamen damals zu der Veranstaltung. So richtig überzeugt waren sie am Ende allerdings nicht. Zehn Immobilienbesitzer hatten sich bereit erklärt, ein Konzept für das GQP zu erarbeiten. „Wir haben das jetzt aber erst einmal hinten angestellt“, sagt Torsten von Appen. Zunächst einmal warte er die Handlungsempfehlungen des Büros Acocella ab.

In Untertürkheim ist der GQP-Prozess übrigens im September in Gang gesetzt worden. Mehr als 20 Eigentümer haben den Verein „Untertürkheim.Mittendrin“ gegründet und arbeiten nun an einem Konzept, wie der Ortskern und das Gebiet rund um den Bahnhof attraktiver werden kann. „Ein schöner Nebeneffekt ist schon jetzt, dass sich die Immobilienbesitzer kennengelernt haben und sich über die Probleme und Möglichkeiten vor Ort austauschen“, sagt Stadtteilmanagerin Mareike Merx.