Theresa Fischer (links) und Anna Bauer sind Finalistinnen beim Frankfurt Style Award Foto: Max Kovalenko

Wo die Mode-Metropolen der Welt  nur einen Luftsprung entfernt sind, hebt der Nachwuchs zur Karriere ab: auf dem Airport Frankfurt, Schauplatz des Finales im Wettbewerb Frankfurt Style Award. Unter den 60 Besten hoffen auch  Theresa Fischer und Anna Bauer aus Stuttgart auf den Sieg.

Wo die Mode-Metropolen der Welt  nur einen Luftsprung entfernt sind, hebt der Nachwuchs zur Karriere ab: auf dem Airport Frankfurt, Schauplatz des Finales im Wettbewerb Frankfurt Style Award. Unter den 60 Besten hoffen auch  Theresa Fischer und Anna Bauer aus Stuttgart auf den Sieg.

Stuttgart - Die Prüfung ist geschafft. Nach fünf Semestern an der Staatlich anerkannten Berufsfachschule für Mode Brigitte Kehrer haben Theresa Fischer und Anna Bauer ihr berufliches Traumziel erreicht. Sie sind Modedesignerinnen mit Brief und Siegel – und großen Plänen für die Zukunft. Doch erst einmal dreht sich alles um ihre Entwürfe für den Frankfurt Style Award: Sitzt und passt das Outfit, muss hier noch etwas verändert, eine Naht neu gestichelt oder dort noch ein Glanzlicht aufgesetzt werden? Die Konkurrenz ist groß und international, und ein Erfolg würde viele Türen und Chancen in der Welt der Mode öffnen.

„Transforma“ heißt das Modell, mit dem es Anna Bauer unter die 20 Besten in der Kategorie „Unisex“ geschafft hat. Das Spiel mit den Möglichkeiten der Veränderung und der Tragbarkeit für Mann und Frau hat die 23-Jährige dabei perfekt umgesetzt. Mit einem dreiteiligen Hosenanzug in ihren Lieblingsfarben Schwarz und Grau: Zu den Leggings aus schwarzem Kunstleder, angenehm zu tragen und sexy anzuschauen, gehören eine Weste und eine Jacke, deren Form und sogar Farbe durch auffällige und prägnant gesetzte Reißverschlüsse verändert werden können. Bis hin zu den unterschiedlichen Verschluss-Richtungen, die bei Männern korrekt links über rechts und bei Frauen rechts über links sein müssen.

Warum ist das eigentlich so? „Keine Ahnung“, gesteht nicht nur die junge Designerin, sondern auch Schulleiterin Brigitte Kehrer. Offenbar ein ungeschriebenes Gesetz.

Mit einem glamourösen Mix aus Farben und Materialien hat Theresa Fischer ihre Idee zur Kategorie „Unicult“ verwirklicht und damit von der Jury die Einladung ins Finale bekommen. „United Africa“ nennt sie den Overall in einem dunklen Rot, der mit Tüll, Pailletten, Straußenfedern und einem metallischen Gittergespinst den gewünschten Hauch von Exotik verbreitet. „Ich wollte“, erklärt die 19-Jährige aus Marbach, „mit diesem Entwurf auch den Wunsch nach einem friedlichen und einigen Afrika aus-drücken. Und die Lebensfreude und Lust an intensiven und glühenden Farben der Afrikaner zeigen.“

Theresa Fischer hat ein Praktikum in der Kostümschneiderei im Stuttgarter Staatstheater absolviert, ehe sie sich für die Ausbildung bei Brigitte Kehrer entschieden hat. Ihre Liebe zu opulenten Kreationen, denkt man beim Anblick ihres Wettbewerb-Modells, hätte sie für Bühnenausstattungen gewiss prädestiniert. Theresa lächelt und sagt: „Ich wollte dann aber doch lieber in die Mode.“ Und hat für ihre weitere Laufbahn auch schon ganz feste Vorstellungen: „Keine große Konfektionsfirma, sondern ein kleineres und avantgardistisches Label.“ Brigitte Kehrer nickt zustimmend: „In eine stinknormale Firma passen Sie nicht.“

Angehende Modemacher aus 52 Schulen in 19 Ländern, darunter Mexiko und Australien neben Deutschland und neun weiteren europäischen Ländern, haben sich am Frankfurt Style Award beteiligt, der von der Fraport AG als Hauptsponsor und Gastgeber der Gala unterstützt wird und als exzellentes Karrieresprungbrett gilt. Im August müssen die Modelle abgegeben werden: „Für das Fitting“, erklären die jungen Damen. Denn auf dem Laufsteg führen professionelle Models die je 20 Entwürfe zu den drei Kategorien Uniform, Unisex und Unicult vor.

Neben der Jury hat auch ein Online-Voting auf der Frankfurt-Style-Award-Facebook- Seite ein Wort mitzureden, wer bei der Gala am 28. September erfolgreich ist. Und was ist dabei zu gewinnen? „Es gibt in jeder Kategorie drei Gewinner und Geldpreise von 1500, 1000 und 500 Euro“, weiß Anna Bauer. Aber wichtiger als Geld seien die Praktikumsplätze, die dem erfolgreichen Nachwuchs von Modefirmen angeboten werden.

„Daniela Wolf“, erzählt Brigitte Kehrer von einer Schülerin im letzten Jahr, „hat nach dem Frankfurt Style Award sofort einen Praktikumsplatz bei Boss bekommen.“ Mit Stolz sprudelt sie eine ganze Liste von Absolventen hervor, die in den vergangenen Jahren bei den verschiedensten Wettbewerben Erfolge eingeheimst und ihren Weg gemacht haben. Was natürlich das Prestige einer Schule mehrt. Im Übrigen mache noch eine Schülerin aus der zweiten Kehrer-Schule in Mannheim das Trio beim Finale in Frankfurt komplett.

Nun wird dem großen Tag, dem 26. Sep-tember, entgegengefiebert. Aber wie die Sache auch ausgeht, die Pläne für die nächste Zukunft stehen fest. Theresa Fischer wird erst mal nach Los Angeles gehen und ihr Englisch perfektionieren. Denn das ist längst die Sprache der Mode, Bewerbung, Konzeption und Beschreibung der Entwürfe müssen in Englisch abgeliefert werden. Danach will sie eine Ausbildung zum Make-up-Artist dranhängen und die Selbstständigkeit mit einem eigenen Label wagen: „Über das Internet und eine eigene Website.“

Anna Bauer, die aus der Gegend von Würzburg stammt, hat sich nach dem Wirtschaftsabitur schon in der Welt umgetan, in London ein Praktikum in einer Design-Agentur und in Los Angeles einen Sprachkurs absolviert. Ein Preis im Wettbewerb würde das Rüstzeug für den Einstieg in den Beruf komplett machen.

Die Aussichten sind generell nicht schlecht: „Die Modebranche hat sich erholt“, versichert Brigitte Kehrer, an deren Schule keine schneidertechnische Ausbildung vorausgesetzt wird. „Das ist das Schöne hier“, sagt Anna Bauer, „dass man bei null anfangen und alles lernen kann.“

Bleibt noch eine Warnung an Fluggäste: Am 26. September gehört das Terminal 1 im Airport Frankfurt der Mode. Dann wird der Laufsteg zur Karriere-Startbahn für den Nachwuchs. Und vielleicht auch für Anna Bauer und Theresa Fischer.