Sehen die Blauen gut aufgestellt: Präsident Rainer Lorz (links) und Aufsichtsratschef Christian Dinkelacker Foto: Baumann

Vor acht Wochen war bei den Blauen noch alles im grünen Bereich. Inzwischen steckt der Fußball-Drittligist sportlich in der Klemme. Vor der Mitgliederversammlung an diesem Dienstag sehen Präsident Rainer Lorz und Aufsichtsratschef Christian Dinkelacker die Stuttgarter Kickers dennoch auf einem guten Weg.

Stuttgart - Vor acht Wochen war bei den Blauen noch alles im grünen Bereich. Inzwischen steckt der Fußball-Drittligist sportlich in der Klemme. Vor der Mitgliederversammlung an diesem Dienstag sehen Präsident Rainer Lorz und Aufsichtsratschef Christian Dinkelacker die Stuttgarter Kickers dennoch auf einem guten Weg.

Herr Lorz, Herr Dinkelacker, erinnern Sie sich noch an den 11. September dieses Jahres?
Lorz: Das war ein herrlicher Fußballabend unter Flutlicht. Wir haben in einem sehr guten und hoch interessanten Spiel den 1. FC Magdeburg mit 1:0 besiegt. Dinkelacker: Und hätten weitaus höher gewinnen können. Wir standen auf Platz zwei, und wirklich in allen Bereichen war alles im grünen Bereich.
Keine acht Wochen später waren die Blauen auf einen Abstiegsplatz abgerutscht.
Lorz: Irre, wie schnell das ging. Bei unserer Negativserie von sieben Niederlagen in Serie war es ja sogar fast ein kleines Wunder, dass bei uns nicht die rote Laterne unterm Tribünendach hing. Das 1:1 in Halle war nun aber ein guter Anfang, ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung. Dinkelacker: Auffallend war, dass die Mannschaft in der Abwehr stabiler stand und mit höherer Aggressivität zur Sache ging.
Wie konnte es zur rasanten Talfahrt kommen?
Dinkelacker: Da kam unglaublich viel zusammen. Zum einen eine gewisse Selbstüberschätzung des Teams. Die Mannschaft glaubte, nur mit spielerischen Mitteln zum Erfolg kommen zu können. Das funktioniert in dieser Liga nicht. Da ist jedes Spiel ein Kampf, ein echter Ritt auf der Rasierklinge. Lorz: Hinzu kam die Unruhe um den Trainer, der immer wieder bei anderen Vereinen gehandelt wurde.
Am 4. November haben Sie sich dann von Horst Steffen getrennt. Warum sind Sie in der ersten schlechten Phase seiner Amtszeit nicht länger zum Trainer gestanden?
Lorz: Es ist die Aufgabe von uns Verantwortlichen, eine Entwicklung zu begleiten und zu beurteilen. Diesbezüglich haben wir einen sehr engen Blick auf die Dinge, enger, wie es vielleicht nach außen scheint. Von daher war die Trennung keine Kurzschlussreaktion, sondern Ergebnis unserer Analyse. Ich kann aber feststellen, dass wir ein gutes und enges Verhältnis zu Horst Steffen hatten und uns nicht nur aus finanziellen Gründen mit der Trennung sehr schwergetan haben. Dinkelacker: Die Entscheidung tat weh, keine Frage. Aber es drohte höchste Gefahr. Die sportliche Leitung und das Präsidium kamen zu der Erkenntnis, dass eine andere Konstellation eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit verspricht.
Schon mal haben die Kickers einen Trainer gefeuert, der in der Bundesliga gelandet ist.
Lorz: Stimmt. Und wir trauen Horst Steffen auch die gleiche Entwicklung zu wie Dirk Schuster. Dinkelacker: Für Dirk Schuster war die Zeit bei uns sicher sehr lehrreich. Er hat daraus für seine Arbeit bei Darmstadt 98 gelernt und sich enorm weiterentwickelt. Das wird bei Horst Steffen ähnlich sein. Er ist ein Mensch, der reflektiert.
Wie meinen Sie das konkret?
Dinkelacker: Horst Steffen war eine Vaterfigur. Vielleicht war gerade das sein Problem. Für die Spieler waren die Kickers eine Wohlfühloase.
Und Tomislav Stipic schlägt nun dazwischen?
Lorz: Er ist ein anderer Typ. Wir sind von seinen Qualitäten zu 100 Prozent überzeugt. Er ist sehr analytisch, er ist ein bestimmender Mensch, der ein Team führen kann und sich Tag und Nacht mit Fußball beschäftigt.
Kommen wir zur Mitgliederversammlung, bei der Neuwahlen anstehen. Welche Veränderungen wird es geben?
Dinkelacker: Fest steht, dass die kooptierten Mitglieder Rudolf Louis Schweizer und Karl Weinmann künftig nicht mehr mit von der Partie sein werden. Heinz Höfinger rückt in den Ehrenrat. Zu unserer erfolgreichen Mannschaft soll Fabian Gerster hinzukommen, der sich zur Wahl stellen wird. Lorz: Im Präsidium wird der bisher für den sportlichen Part zuständige Frieder Kummer aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stehen, dem ich bereits an dieser Stelle für seinen Einsatz danken möchte. Ansonsten bleibt das Team zusammen.
Wer bildet dann im Präsidium das Korrektiv zu Sportdirektor Michael Zeyer – oder ist er der Alleinherrscher?
Lorz: Nein, Michael Zeyer ist kein Alleinherrscher. Er wird von uns eng begleitet. Doch wir sehen nicht die zwingende Notwendigkeit, wie früher einen Weltmeister Guido Buchwald im Gremium zu haben. Dinkelacker : Michael Zeyer besitzt ein hohes Abstraktionsvermögen, er ist in seiner Analyse klar und konsequent. Er ist keiner, der sein Fähnchen in den Wind hängt. Genau das wollen wir. Im Übrigen geht es auch gar nicht um einzelne Personen. Der Verein steht über allem. Wir alle wollen Erfolg haben.