Auf Trainersuche: Michael Zeyer Foto: Baumann

Bei den Stuttgarter Kickers gibt es keinen Trainer mehr und auch noch keine Mannschaft. Sportdirektor Michael Zeyer steht deshalb vor wegweisenden Entscheidungen für den Verein – und für sich selbst.

Stuttgart - Wenn es so etwas wie die Stunde null im Fußball gibt, dann befinden sich die Stuttgarter Kickers aus sportlicher Sicht an diesem Zeitpunkt. Der abgestiegene Fußball-Drittligist hat keinen Trainer mehr, der Vertrag mit Tomislav Stipic wird nicht verlängert. Darüber hinaus ist auch noch völlig unklar, mit welcher Mannschaft die Blauen in der Regionalliga antreten. Auf Sportdirektor Michael Zeyer kommt viel Arbeit zu – er muss erst einen Trainer finden und mit ihm dann eine funktionierende Mannschaft zusammenstellen.

Das wird reichlich anspruchsvoll, schließlich stand der Sportdirektor nach dem Abstieg gerade deshalb extrem in der Kritik, weil ihm unglückliche Personalentscheidungen vorgeworfen worden waren. Diese neuerliche Aufgabe ist mit den Gegebenheiten bei den Kickers eine extrem knifflige Angelegenheit, denn für die vierte Liga muss der Etat abgespeckt werden – es fehlen 800 000 Euro Fernsehgeld, zudem wird die Kalkulation für den Zuschauerschnitt von 5000 auf etwa 3000 abgesenkt. „Wir müssen aus wenig viel machen“, betont Zeyer, der weiß, dass er von vielen Seiten unter strenger Beobachtung steht. Kleines Geld, großer Erfolg. Er muss es irgendwie mit König Midas aufnehmen – alles, was der Kickers-Sportdirektor in den kommenden Wochen anfasst, sollte sich in Gold verwandeln.

Vier Spieler könnten sich vorstellen zu bleiben

Das beginnt mit der Wahl des Trainers. An einen Mann mit bekanntem Namen, hoher Reputation und reichhaltiger Erfahrung ist bei aufkommender Etat-Schwindsucht unterm Fernsehturm nicht zu denken. „Wir können keinen brauchen, der Forderungen stellt, sondern jemanden, der unsere Beschränkungen akzeptiert“, sagt Zeyer, „jemand, der sich beweisen will.“ Daher suchen die Blauen nach einem Coach, der eher noch nicht bundesweit in Erscheinung getreten ist; einer, der am Anfang seiner Entwicklung steht; einer der aber nicht zwingend aus der Region stammen muss. In Internet-Foren und an der Gerüchtebörse werden bereits allerhand Namen gehandelt: Marc Kienle (zuletzt SV Wehen Wiesbaden), Thomas Brdaric (TSV Steinbach), Tomislav Maric (zuletzt Dunajská Streda/Slowakei) oder Ralf Stehle (FSV Hollenbach). Kommentieren mochte Zeyer diese problemlos erweiterbare Liste jedoch nicht.

Beim Zusammenstellen des Teams sitzt der Ex-Profi auch vor einem leeren Blatt Papier, es existiert kein Vertrag für die Regionalliga. Die meisten Profis werden sich wohl verabschieden; immerhin haben Torhüter Rouven Sattelmaier, Sandro Abruscia, Bentley Baxter Bahn und Marc Stein signalisiert, dass sie sich vorstellen könnten, zu bleiben. Zeyer weiß um die Bedeutung seiner Aufgabe, die Neuverpflichtungen müssen passen. „Bei diesem knappen Budget darf man keine Fehler machen“, unterstreicht er. Seine Bewährungsprobe hat nun begonnen. Ein Händchen wie einst Midas würde ihm dabei sicher nicht schaden.