Klaus Gjasula (re.): Der Neuzugang der Kickers ärgert sich nach dem Schlusspfiff über das 1:1 gegen Erzgebirge Aue. Foto: Baumann

Während des Spiels gegen Erzgebirge Aue führte sich Tomislav Stipic an der Seite auf wie Rumpelstilzchen – nach der Partie hatte sich der Trainer der Stuttgarter Kickers schnell gefasst, obwohl er nach dem 1:1 des Fußball-Drittligisten allen Grund gehabt hätte, sich grün und blau zu ärgern.

Stuttgart - Während des Spiels gegen Erzgebirge Aue führte sich Tomislav Stipic an der Seite auf wie Rumpelstilzchen – er warf seine Jacke weg, er gestikulierte wild, er feuerte an. Nach der Partie hatte sich der Trainer der Stuttgarter Kickers schnell gefasst, obwohl er nach dem 1:1 des Fußball-Drittligisten allen Grund gehabt hätte, sich grün und blau zu ärgern. Der Treffer von Steve Breitkreuz in der Nachspielzeit verdarb den ersten Sieg des SVK seit 14 Spielen; es wäre der erste unter dem neuen Coach gewesen. Erich Berko hatte die Führung erzielt (27.). „Wir haben eine Basis, die uns neuen Mut gibt“, sagte Stipic ohne jede Emotion.

Mut und Hoffnung, das brauchen sie auf der Waldau, denn noch immer sind die Kickers Schlusslicht. Aber die Einschätzung des 36-Jährigen ist keine Halluzination eines Coaches, der irgendetwas Positives sehen muss. Die Blauen zeigten gegen die Sachsen vor allem vor der Pause ein gepflegtes Kurzpassspiel, schöne Kombinationen, sie erspielten sich einige Torchancen – und erinnerten die 3800 Fans ein wenig an die wunderbaren Zeiten unter Ex-Trainer Horst Steffen. Auch Aue-Coach Pavel Dotchev meinte: „Die Kickers besitzen eine höhere Qualität als ihr Tabellenplatz aussagt.“

Die Gäste übernahmen das Kommando

Mut ist gut, aber ein Plus an Stehvermögen würden den Blauen auch guttun. Denn von der 60. Minute an kamen die Männer in Hellblau mehr und mehr auf dem Zahnfleisch daher, die Gäste übernahmen das Kommando im Gazistadion und schnürten die Kickers zeitweise in deren Hälfte ein. Dank des erstklassigen Torhüters Rouven Sattelmaier hätte es dennoch zum 1:0 reichen können, wenn die Verteidiger bis zum Schlusspfiff wach gewesen wären und nicht vergessen hätten, Breitkreuz zuzustellen. Aber bei körperlicher Erschöpfung leidet bekanntlich auch die Konzentration. „Wir haben kräftemäßig zu stark abgebaut“, bekannte Sportdirektor Michael Zeyer, und Stipic erklärte: „Die Neuzugänge hatten in den alten Clubs wenig Spielzeit, deshalb sind sie körperlich noch nicht im allerbesten Zustand. Wir brauchen noch Zeit.“

Von den Neuen, die ran durften, machte Klaus Gjasula die beste Figur. Der 26-Jährige spielte auf der Sechserposition, er war präsent im Zweikampf, verlieh der Abwehr Stabilität und war aktiv im Spiel nach vorn. „Er geht voran, so einen haben wir gesucht“, sagte Zeyer. Bajram Nebihi mühte sich im offensiven Mittelfeld zwar, nennenswerte Aktionen leitete er nicht ein; mitunter unterliefen ihm dumme Stockfehler. Bei Sturmspitze Stephane Mvibudulu dürfen die Fans hoffen, dass er noch Luft nach oben hat – der 22-Jährige blieb wirkungslos. Der in der 79. Minute eingewechselte Petar Sliskovic fiel ebenfalls nicht auf. Der Kroate war für Elia Soriano verpflichtet worden, der sich im Trainingslager mit Stipic überworfen hatte und zu den Würzburger Kickers gewechselt ist. „Es dauert Zeit, die Neuen ins Team und in unser Spiel zu integrieren“, sagte Stipic. 16 Spieltage stehen noch aus, die Zeit läuft – spätestens am 14. Mai müssen die Kickers die Abstiegsränge verlassen haben.

Nicht mehr im Kader ist bis dahin Marco Gaiser, der bis Saisonende an Regionalligist FC 08 Homburg ausgeliehen wird. Mittelfeldspieler Daniel Kaiser absolvierte zuletzt ein zweitägiges Probetraining beim Regionalligisten BSV Schwarz-Weiß Rehden.