Von Blau zu Rot: Marco Grüttner hat einen Vertrag beim VfB Stuttgart II unterschrieben Foto: Pressefoto Baumann

Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers setzt im Kampf gegen den Abstieg auf italienisches Temperament und Begeisterungsfähigkeit: Bereits an diesem Dienstag (19 Uhr/Gazistadion) gegen Borussia Dortmund II soll Trainer Massimo Morales für die entscheidenden Impulse von außen sorgen.

Stuttgart - Auch die Nachricht vom Rauswurf löste bei Gerd Dais am Sonntag keinen Gefühlsausbruch aus: „Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, kann man nicht 20 Spieler austauschen, dann ist eben der Trainer der Leidtragende“, sagte der bisherige Chefcoach der Kickers gewohnt gelassen. 2:16 Tore und nur ein Punkt – so lautet die Negativbilanz der Blauen nach dem 0:1 gegen Rot-Weiß Erfurt aus den vergangenen sieben Spielen. Eines wollte Dais dann aber doch noch in Richtung Vereinsführung loswerden: „Wenn man es mit zwei Trainern probiert hat und es nicht gefruchtet hat, dann sollte man sich Gedanken machen.“ Er spielt auf fehlende Qualität und Klasse im Kader an – zu dem in der kommenden Saison Marco Grüttner (27) nicht mehr gehören wird. Der Torjäger (14 Saisontreffer) hat nach Informationen unserer Zeitung einen Dreijahresvertrag beim VfB Stuttgart II unterschrieben und wird vom kommenden Sommer an beim Drittligarivalen Stürmer Soufian Benyamina (Ziel unbekannt) ersetzen.

Noch aber trägt Grüttner sieben Spiele lang das Trikot der Blauen – und natürlich zählt der neue Trainer auf ihn: „Ich erwarte die Bereitschaft von allen Beteiligten, sich dem großen Ziel Klassenverbleib unterzuordnen“, sagte Morales, der sich am Sonntag bereits der Mannschaft vorstellte und ein Zimmer im Waldhotel bezogen hat. Der im italienischen Caserta geborene Fußball-Lehrer mit Hauptwohnsitz in München war in Deutschland von 1994 bis 1995 im Trainerstab von Giovanni Trapattoni beim FC Bayern. Danach arbeitete er unter anderem in Ghana, in den Niederlanden, in der Schweiz, in Tschechien und zuletzt von 2009 bis 2010 in Ungarn beim Erstligisten Honved Budapest. In Baden-Württemberg hatte er Anfang 2006 den SV Waldhof Mannheim trainiert. Damals war Ex-Kickers-Trainer Dirk Schuster einer seiner Spieler.

Morales gilt als sehr emotional

Seinen größten Erfolg in Deutschland hatte er zuvor mit Fortuna Düsseldorf gefeiert – 2003/04 gelang der Regionalliga-Aufstieg. Damals war bei der Fortuna der frühere VfB-Profi Thomas Berthold Manager. Über ihn und seine Verbindung zu Kickers-Präsidiumsmitglied Guido Buchwald und Aufsichtsratschef Christian Dinkelacker kam der Kontakt zu Morales zustande. Warum sich die Blauen für ihn entschieden – und nicht etwa für den ebenfalls gehandelten Rainer Scharinger, der zuletzt den österreichischen Zweitligisten SC Rheindorf Altach trainierte? „Wir sind einfach von den Kompetenzen von Massimo Morales überzeugt und wollen neue Reize in unserer Mannschaft setzen“, teilte Buchwald mit.

Morales, der auch schon als Scout für den AC Mailand tätig war, hatten die Blauen bereits in der Winterpause auf der Rechnung. Damals fiel die Wahl auf Dais. Der neue Mann mit eigener Homepage (www.massimo-morales.com) pflegt ein ähnlich umgängliches Verhältnis mit den Spielern wie sein Vorgänger. Damit hat es sich aber auch schon mit den Parallelen. Im Gegensatz zum stillen, introvertierten Kurpfälzer gilt der Italiener als sehr emotional. Dieses Temperament konnte er einst in Düsseldorf erfolgreich auf die Mannschaft übertragen. Bei der Fortuna schwärmen sie heute noch von seiner Fähigkeit, eine Mannschaft zu begeistern. Weiterer Unterschied zu Dais: Morales ist ein Verfechter des Offensivfußballs.

„Die Zeit für die Vorbereitung auf unser Heimspiel gegen Dortmund ist knapp. Ich bin aber überzeugt, dass ich der Kickers-Elf die richtigen Impulse vermitteln kann“, sagt Morales. Sein Vertrag gilt zunächst nur bis Saisonende. Ob er im Fall der Rettung bleiben würde oder auch einen möglichen Neuaufbau in der Regionalliga leiten würde, ist offen. Fest stehen dürfte nur eines: Kommt es zum Abstieg, wird Sportchef Buchwald die Konsequenzen ziehen und sich aus dem operativen Geschäft zurückziehen.