Nachdenklich: Kickers-Cheftrainer Tomasz Kaczmarek. Foto: Baumann

Nur noch 1920 Zuschauer im Gazistadion. Und die Treusten der Treuen verließen die Waldau nach dem 3:3 der Kickers gegen Schott Mainz mit einer Mischung aus Frust, Wut, Entsetzen und tiefer Ratlosigkeit. Am Trainer halten die Blauen fest: „Wir stellen nach ersten Rückschlägen nicht alles in Frage“, sagt Präsident Rainer Lorz.

Stuttgart - Manchen, die den Stuttgarter Kickers durchaus Sympathien entgegenbringen, sind die Blauen inzwischen gleichgültig. Das 3:3 (2:1) gegen die Feierabendfußballer vom TSV Schott Mainz wollten nur noch 1920 Zuschauer sehen. Die Treuesten der Treuen verließen das Gazistadion mit einer Mischung aus Frust, Wut, Entsetzen – und tiefer Ratlosigkeit. Zu ihnen gehörte auch Ralf Vollmer. „Ich würde dem Verein ja gerne helfen, aber ich wüsste nicht einmal wie, es sei denn, es kommt einer mit dem ganz großen Geldbeute“, sagte der frühere Torjäger und legte die Stirn in tiefe Falten.

Die Perspektivlosigkeit, das fast schon aussichtslose Unterfangen, die Fußball-Regionalliga kurz- oder mittelfristig nach oben zu verlassen, ist das eine. Die prekäre aktuelle Lage, verbunden mit dem drohenden Kampf gegen den Absturz in die Oberliga, das andere. Wer die trostlosen 90 Minuten vom Samstag zum Maßstab nimmt, kommt unweigerlich zu der Erkenntnis: Da spielten zwei Absteiger. Mit dem Unterschied, dass die Kickers-Mannschaft schon beweisen hat, dass sie es besser kann. Doch seit dem 2:1 gegen den SV Waldhof Mannheim am 23. August geht’s steil bergab: Vier Spiele, ein Punkt, 4:14 Tore lautet die niederschmetternde Bilanz. Die Beinahe-Pokal-Blamage bei Bezirksligist SV Bonlanden (2:0) hellte die Stimmungslage in diesem Zeitraum auch nicht auf.

Kein Plan zu erkennen

„Natürlich haben wir uns das heute ganz anders vorgestellt. Wir brauchen jetzt einfach ein positives Ergebnis, um zur alten Sicherheit zurück zu kommen“, sagte Kickers-Coach Tomasz Kaczmarek. Der starke Sandro Abruscia (39., Foulelfmeter und 44.) hatte den 0:1-Rückstand (29.) gedreht, Luca Pfeiffer (74.) nach dem Mainzer 2:2 (69.) das 3:2 (74.) erzielt. Doch die Blauen brachten den Sieg nicht nach Hause. Die Verunsicherung hatte zu katastrophalen Abwehrfehler geführt. Doch nicht nur das: Es fehlte der Biss, es fehlten Ideen, es fehlte ein Chef auf dem Platz, und es drängte sich der Verdacht auf: Diese Mannschaft hat keinen Plan. Weder im Spiel gegen den Ball. Und schon gar nicht, wenn sie ihn hat. Warum Präsident Rainer Lorz dennoch weiter am Trainer festhält? „Weil wir nicht bei den ersten Rückschlägen alles in Frage stellen“, sagte er am Sonntag. Schonfrist für Kaczmarek.

Personeller Nachschlag nicht augeschlossen

„Das Trainerteam bekommt noch Zeit, die Probleme zu lösen, aber klar ist Fußball auch Ergebnissport“, erklärte Aufsichtsratschef Christian Dinkelacker, der personellen Nachschlag für die Defensive nicht ausschloss. Doch erst einmal geht es an diesem Sonntag (14 Uhr) zu 1899 Hoffenheim II. Mit Kaczmarek auf der Bank und bestimmt auch noch ohne Neuzugang auf dem Rasen.