Kein Mann für die Drecksarbeit: Bajram Nebihi Foto: Baumann

„Wenn du elf Spieler wie mich auf dem Platz hast, verlierst du jedes Spiel“: Der Instinktfußballer soll für die Kickers auch gegen RW Erfurt am Samstagnachmittag (14 Uhr) den Unterschied ausmachen.

Stuttgart - Bajram Nebihi ist ein selbstbewusster Typ. Er kennt seine Stärken ganz genau. Doch der Winter-Neuzugang des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers ist auch eine ehrliche Haut. Seine Schwächen spricht er ganz offen an. Die selbstkritischen Töne münden in einen Satz: „Wenn du elf Spieler wie mich auf dem Platz hast, verlierst du jedes Spiel.“

Was der 27-Jährige damit sagen will: Er braucht eine Mannschaft um sich, die seine künstlerische Freiheit erträgt, Mitspieler, die auch die Drecksarbeit gegen den Ball erledigen. „Das Mannschaftsgefüge darf durch solch einen Ausnahmespieler nicht verrutschen. Das Team steht über allem“, stellt Trainer Tomislav Stipic klar.

Er macht Dinge mit dem Ball, die man nicht lernen kann

Nebihi ist ein Instinktfußballer voller Emotionen. Er macht Dinge mit dem Ball, die man nicht lernen kann. Trotz seiner Länge von 1,92 Metern und seines robusten Körpers bringt er eine exzellente Technik mit. Er ist torgefährlich und kann seine Mitspieler mit präzisen Pässen gut in Szene setzen. Seine Stärken kann er am besten zum Tragen bringen, wenn er aus der Tiefe kommt. Deshalb wird er im Heimspiel an diesem Samstag (14 Uhr/SWR) gegen Rot-Weiß Erfurt auch nicht an vorderster Front zum Einsatz kommen. „Wenn ich das Spiel vor mir habe, tue ich mich leichter“, sagt der Offensivmann selbst.

Der in Mitrovica im Kosovo geborene Nebihi kam als Fünfjähriger mit seiner Familie (er hat drei Schwestern) nach Deutschland. Über die Jugend des FC Ingolstadt 04 und des SSV Jahn Regensburg begann seine Laufbahn als Aktiver beim Bayernligisten TSV Aindling. Es folgte eine wahre Odyssee, die über vier weitere Stationen in Deutschland, dem Iran (FC Zob Ahan) und der Türkei (Bursaspor) 2012 zum FC Augsburg II führte. „Man ist zwar immer für sich selbst verantwortlich, aber bis zu diesem Zeitpunkt war ich vielen schlechten Einflüssen und Beratern aufgesessen“, sagt Nebihi im Rückblick. In Augsburg bekam er in Dieter Märkle einen Polizisten als Trainer.

„Er braucht auch eine straffe Führung“

Die strenge, harte, aber auch ehrliche Art tat ihm gut. In 34 Spielen erzielte er 15 Tore (16 Vorlagen). Manager Stefan Reuter und Trainer Markus Weinzierl beförderten ihn im März 2013 zum Profi. Eine Außenbandverletzung warf Nebihi zurück. Im Sommer 2014 ging es zu Zweitligist Union Berlin. Auch dort gelang ihm der Durchbruch nicht.

Seit dem Winter nimmt er den nächsten Anlauf bei den Blauen. „Die bewegte Transferhistorie zeugt von Ungeduld“, sagt Stipic. Er kennt Nebihi schon lange. Er weiß, wie er ihn anzupacken hat. Baki, wie Nebihi von allen gerufen wird, brauche Freiräume für seine Kreativität. „Deshalb drück’ ich auch mal ein Auge zu“, sagt Stipic. „Aber er braucht auch eine straffe Führung, er wünscht sich sogar, immer wieder korrigiert zu werden.“

Nebihi hofft inständig auf den Klassenverbleib mit den Kickers: „Ich will unbedingt hier bleiben und dann voll angreifen.“ Dann wird es vielleicht auch wieder etwas mit weiteren Nationalmannschaftseinsätzen für das Kosovo. Dort spielte er schon viermal zusammen mit Besar Halimi. Mit dem ehemaligen Kickers-Profi verbindet Nebihi nicht nur die Nationalität. Beide sind auch Instinktfußballer mit exzellenter Technik. Und sie brauchen einen Trainer, der hart, aber herzlich mit ihnen umgeht.