Rainer Lorz, Präsident der Stuttgarter Kickers Foto: Pressefoto Baumann

Präsident Lorz wehrt sich gegen die Unterstellung, bei den Kickers werde gemauschelt – Attacke gegen Ex-Mitarbeiter Zimmermann.

Stuttgart - Bei den Stuttgarter Kickers rumort es: Der vorzeitige Abgang – inklusive Rauswurf – des ehemaligen Marketingleiters Jens Zimmermann sorgt für reichlich Unruhe bei dem Fußball-Drittligisten.


Herr Lorz, das Präsidentenamt hat Ihnen vermutlich schon mal mehr Vergnügen bereitet.
Da haben Sie vollkommen recht. Es sind sehr unschöne Dinge, die uns unterstellt werden.

Ihr ehemalige Marketingleiter Jens Zimmermann fühlt sich von den Kickers gemobbt . . .
. . . und rächt sich nun in einer despektierlichen Weise, mit absolut haltlosen Vorwürfen. Für mich ist das einzig und allein verletzte Eitelkeit.

Sein Grundtenor lautet, die Kickers hätten mit dem Investor Ihre Seele verkauft.
Das ist ein geradezu skurriler Vorwurf.

Warum?
Zum einen geht es ab einem gewissen Niveau nicht mehr nur mit einer familiären Oberliga-Gemütlichkeit. Zum anderen sind die Vorwürfe auch wegen der zeitlichen Abfolge an den Haaren herbeigezogen. Der Vertrag mit dem Investor wurde im Januar 2010 abgeschlossen und vom damaligen Präsidenten Edgar Kurz und Ex-Schatzmeister Frieder Kummer unterzeichnet. Das Geschäftsmodell, das sich im übrigen bei vielen Clubs bewährt hat, wurde von Edgar Kurz und mir vorgestellt und sauber kommuniziert. Jens Zimmermann war damals Geschäftsführer. Wir haben nichts verheimlicht.

Außer dem Namen des Investors und den Rückzahlungsmodalitäten?
In dem Vertrag wurde beiderseitige Vertraulichkeit vereinbart, was absolut üblich ist. Auch sonst ist es schließlich nicht üblich, Vertragsdetails nach außen zu geben.

Es heißt, die Kickers müssten mehr als die marktüblichen Zinsen zahlen.
Hierzu müsste man erst einmal definieren, was in dem konkreten Fall marktüblich ist. Die vereinbarte Mindestrendite liegt jedenfalls unter dem Zins, den wir damals für unsere Bankdarlehen zahlen mussten, die dazu noch durch Bürgschaften der Kickers-Gremiumsmitglieder abgesichert sind. Und eines muss ich noch einmal klar sagen: Wir sind damals händeringend auf den Investor zugegangen, weil wir das Geld dringend benötigten, um unsere Ziele zu verwirklichen.

Und jetzt wird dem Investor Einflussnahme auf das operative Geschäft vorgeworfen.
Der Vertrag sieht ausdrücklich vor, dass die volle Entscheidungshoheit des Vereins unangetastet bleibt, gerade bei Entscheidungen sportlicher Natur. Und wir haben den Vertrag vom DFB prüfen lassen. Unabhängig davon, ist es das gute Recht von jedem, der Geld gibt, zu wissen, was mit diesem Geld geschieht. Hierzu war konkret ein Mittelverwendungsplan vereinbart worden. Nach kurzer Zeit war ein Großteil des Geldes jedenfalls sehr schnell ausgegeben – unter der Verantwortung unseres damaligen Geschäftsführers Jens Zimmermann.

Deshalb haben Sie Tobias Schlauch als Schatzmeister ins Präsidium geholt.
Er war Direktor bei der Deutschen Bank und ist ein absoluter Finanzexperte. Dass Tobias Schlauch ins Präsidium kommt, war eine klare Forderung von mir, sonst wäre ich nicht als Präsident angetreten.

Seit 1. Juli 2011 sitzt er für den Investor Quattrex Sports AG im Vorstand – Ihnen wird Vetternwirtschaft vorgeworfen.
Ein ungeheuerlicher Vorwurf und absoluter Unsinn. Tobias Schlauch hat durch seine Arbeit die Trendwende bei den Kickers eingeleitet. Er arbeitet 25 Stunden pro Woche ehrenamtlich für die Blauen und hat mehr für den Verein geleistet als viele andere Präsidiumsmitglieder vor ihm.

Und die Doppelfunktionen von Schlauch sowie dem neuen Kickers-Aufsichtsratsmitglied und Quattrex-Gesellschafter Christoph Dietrich verstoßen auch nicht gegen die Satzung?
Nein. Der Passus lautet ja, dass Organmitglieder von Unternehmen, die zu mehreren Vereinen der Lizenzligen in wirtschaftlich erheblichem Umfang in vertraglichen Beziehungen im Bereich der Vermarktung oder des Spielbetriebs stehen, nicht Mitglied der Gremien der Stuttgarter Kickers sein können. Dies ist aus unserer Sicht bereits deshalb nicht erfüllt, weil die Quattrex weder in den Bereichen Marketing noch Spielbetrieb tätig ist. Unabhängig hiervon haben wir natürlich mit dem DFB darüber gesprochen. Es liegt Stand heute kein Verstoß vor.

Aber die Quattrex Sports AG unterhält doch geschäftliche Beziehungen zu anderen Clubs.
Die Zusage der Quattrex zur Mitarbeit von Herrn Schlauch im Kickers-Präsidium gilt nur so lange, wie kein anderer Club in deren Portfolio in unserer Liga spielt. Ändert sich dies, muss es also entsprechende Veränderungen geben.

Können Sie sich vorstellen, dass die Mitglieder eine außerordentliche Mitgliederversammlung beantragen?
Ich denke, die Vereinsführung hat Vertrauen verdient und keine Schlammschlacht. Wenn es aber Mitglieder gibt, die meinen, es besser machen zu können, dürfen sie es sagen.