Kleiner Ball, große Kerls: Kickers-Neuzugänge Gjasula (li.), Nebihi Foto: Baumann

Zwei Dinge haben Klaus Gjasula, Bajram Nebihi und José-Alex Ikeng gemeinsam: Ein Gardemaß und das Ziel, die Stuttgarter Kickers mit ihrer Kopfballstärke in der dritten Liga zu halten.

Stuttgart - Michael Zeyer schaute zufrieden drein, als er am Sonntag gemeinsam mit Trainer Tomislav Stipic und der Mannschaft der Stuttgarter Kickers das neue Jahr begrüßen durfte. Der Grund für Zeyers Optimismus: Mit Klaus Gjasula (26), Bajram Nebihi (27) und José-Alex Ikeng (27) hat er seine Wunschspieler für den Rest der Saison beisammen – auch wenn Ikeng noch nicht mit den neuen Kollegen trainierte. Mit dem Neuzugang von Ligakonkurrent Hansa Rostock sind noch letzte Vertragsdetails zu klären. „Wenn man auf dem letzten Platz steht, ist es nicht so einfach mit Neuverpflichtungen“, sagte der Sportdirektor. Im Sommer war das noch anders: Damals ließen sich die Spieler mit der Perspektive zweite Liga auf die Waldau locken – im Jahr 2016 droht ihnen bei drei Punkten Abstand zum rettenden Ufer der Sturz in die Viertklassigkeit.

Auch wenn Tomislav Stipic daran keinen Gedanken verschwenden will. „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir unser Ziel erreichen“, sagte der Coach. Mit den drei Neuen glaubt er die größte Baustelle im Spiel der Blauen in den Griff zu bekommen: die notorische Schwäche bei hohen Bällen. Bei der Neuausrichtung des Kaders haben die Kickers-Strategen gezielt nach Spielern mit Gardemaß gesucht: Sowohl Ikeng (1,88 Meter) als auch Gjasula und Nebihi (jeweils 1,92 m) erfüllen dieses Kriterium. „Die Größe ist ein wichtiger Punkt“, sagt Stipic, „außerdem sind wir mit ihnen taktisch flexibler.“ Der Kroate will nicht fest an ein 4-3-3-System gebunden sein. Die letzte Partie vor der Winterpause, als gegen den VfL Osnabrück nach einer taktischen Umstellung noch der späte Ausgleich glückte, soll der Maßstab für die restlichen 17 Spiele sein.

Die Neuen im Kurzporträt

José-Alex Ikeng: Der Deutsch-Kameruner ist in Stuttgart ein alter Bekannter. In der Jugend spielte der Mittelfeldspieler beim VfB, er galt als eines der vielversprechendsten Talente der Roten. Doch der Durchbruch gelang dem 27-Jährigen nicht, genauso wenig bei seinen weiteren Stationen Werder Bremen, FC Ingolstadt und Austria Lustenau. Zuletzt versuchte der als schwieriger Charakter geltende Ikeng sein Glück bei Hansa Rostock, wo er sich gleich mit zwei Trainern überwarf. Dennoch hält Zeyer große Stücke auf den früheren deutschen Junioren-Nationalspieler. „An ihm bin ich bereits seit zwei Jahren dran“, verriet der Sportchef. Vorbehaltlich letzter zu klärender Details hat es nun endlich geklappt – mit einem Vertrag bis 2017.

Bajram Nebihi: Ähnlich wie bei Ikeng klaffen auch bei dem offensiven Mittelfeldspieler Anspruch und Wirklichkeit schon länger auseinander. Bei seinem letzten Verein Union Berlin, so heißt es, habe er es im Training mit seinen Dribblings so lange übertrieben, bis er ausgemustert wurde. Der frühere Auswahlspieler des Kosovo sieht es anders: „Ich habe es drauf, habe nur nicht die Chance bekommen.“ Berlin sei aber„geil“ gewesen, sagt der 27-Jährige, der seinen Wechsel nach Stuttgart mit dem Trainer begründet: „Stipic ist ein super Coach. Und so schlecht ist die Mannschaft nicht.“ Etwaige Vergleiche mit Besar Halimi stellt Zeyer in Abrede: „Aufgrund seiner Größe ist Nebihi ein ganz anderer Typ Offensivspieler.“

Klaus Gjasula: Gegenüber Ikeng und Nebihi ist der gebürtige Albaner ein eher unbeschriebenes Blatt. Hervorstechendes Merkmal des Defensiv-Allrounders, dessen Bruder Jürgen bei Greuther Fürth unter Vertrag steht, ist ein Kopfschutz, den er seit einem Jochbeinbruch trägt. Viertligist Kickers Offenbach hätte den unermüdlich rackernden und grätschenden Gjasula gerne behalten – darf sich aber immerhin über eine Ablöse von 50 000 Euro freuen.

„Im Trainingslager werden wir die Neuen so schnell wie möglich integrieren“, sagte Stipic. Für Marco Gaiser, Andreas Ivan, Daniel Engelbrecht und Marco Calamita geht es in die entgegengesetzte Richtung. Sie fliegen nicht mit nach Teneriffa und können sich – mit Ausnahme von Calamita – einen neuen Verein suchen. Der Langzeitverletzte soll sich über die U 23 zurückkämpfen.