Viertes siegloses Spiel in Folge: Kickers-Profi Marc Stein nach dem 0:4 gegen die SG Sonnenhof Großaspach Foto: Baumann

„Aufhören“ rufen die Kickers-Fans beim 0:4 gegen die SGS Großaspach, bei dem der Fußball-Drittligist aus Stuttgart böse gedemütigt wird. Nach vier sieglosen Spielen in Folge muss Trainer Horst Steffen handeln.

Stuttgart - Planlos. Harmlos. Hilflos. Ratlos. So kann man das Derby Stuttgarter Kickers gegen SG Sonnenhof Großaspach aus Sicht der Blauen im Stenogramm beschreiben. Mit 0:4 (0:1) wurden die Kickers abserviert, und irgendwie spürten viele der 5050 Zuschauer im Gazistadion schon nach der Führung der SGS durch Maximilian Dittgen (22.), dass die Blauen an diesem Samstag diese Partie nicht mehr würden drehen können. Keine Präsenz in den Zweikämpfen, eklatante Passungenauigkeit, kein geordneter Spielaufbau, keine Torchancen. Die Großaspacher demontierten die Kickers, Timo Röttger, Michele Rizzi und Sebastian Schiek erhöhten auf 4:0 – die Höhe des Ergebnisses spiegelte fraglos den Leistungsunterschied wider. „Das war zum Kotzen“, schimpfte Außenverteidiger Fabio Leutenecker danach, „heute lief bei uns alles falsch, was falsch laufen kann. Das war wirklich erschreckend, so kenne ich uns gar nicht.“

Im Grunde hätte Horst Steffen die gleichen Worte aussprechen können, gedacht mag er sie sich vielleicht sogar haben, doch der Trainer drückte sich weniger brachial aus. „Ich habe keine Erklärung dafür“, sagte er, „es war nicht erkennbar, dass die Spieler so eine Leistung abliefern.“ Seine Mannschaft habe einen rabenschwarzen Tag erwischt, und der Coach wies darauf hin, dass in drei vorangegangenen sieglosen Spielen gegen Wehen (3:3), Dresden (1:2) und Münster (2:4) zwar das Resultat nicht gestimmt habe, jedoch Spielweise und Engagement seiner Schützlinge. „Ich sehe daher keinen Anlass alles umzukrempeln“, sagte der 45 Jahre alte Fußball-Lehrer, „abgesehen von heute haben wir vieles richtig gemacht.“

Es spricht für Steffen, dass er sich vor das Team stellt und die Profis keiner vernichtenden, öffentlichen Einzelkritik unterzieht. Allein auf die Selbstheilungskräfte einer (im Grunde) intakten Mannschaft zu vertrauen, dürfte kaum in Köln beim Kurs für Fußball-Lehrer gelehrt werden. Es wäre zu einfach, die Talfahrt und den erbärmlichen Auftritt im Derby lediglich mit der Erkenntnis abzuhaken, dass man eben mal einen rabenschwarzen Tag erwischt. Es herrscht Alarmstufe Rot bei den Blauen nach vier sieglosen Partien und dem Abrutschen in die untere Tabellenhälfte auf Rang zehn.

Defensive ist die Achillesferse

Widmen wir uns der Defensive. 13 Gegentore in vier Spielen dürften nicht nur den Trainer grämen, der Blick auf die Saison ist erschreckend: Nur die Clubs auf den Abstiegsrängen kassierten mehr Treffer als die Blauen. Die Innenverteidiger Manuel Bihr und Marc Stein offenbarten zuletzt oft unvermutete Schwächen; die Auswechslung Bihrs gegen die SG begründete Steffen mit einer Verletzung; im Grunde war der Tausch gegen Hendrik Starostzik zur Pause eine Erlösung für den Ex-Nürnberger. Die Abstimmung zwischen Stein und Rouven Sattelmaier war erneut mangelhaft, als sich beide bei einem hohen Ball unsicher waren und der Keeper als Folge SG-Stürmer Tobias Rühle von den Beinen holte. So wirklich hat keiner der neuen Keeper überzeugt, weder Sattelmaier, der gegen Großaspach sonst gut hielt, noch Carl Klaus. Das 0:4 war ein Kopfball nach einer Ecke. Die Verteidigung von Flanken stellt für die Kickers zudem ein zu oft unlösbares Problem dar. Und: Es drängt sich aus der zweiten Reihe keiner auf – hätten die Kickers die Verträge von Nick Fennell und Fabian Gerster verlängert, hätte Steffen mit den Routiniers zwei Alternativen gehabt. Aber hätte hilft nichts im Sport.

Was bleibt also? Wunden lecken, neu motivieren, angreifen. Der nächste Gegner ist die TSG Backnang im WFV-Pokal-Achtelfinale am nächsten Samstag (15.30 Uhr). Beim Verbandsligisten erwartet Steffen einen Erfolg, „es waren nun zu viele Spiele ohne Sieg“. Setzt sich der Trend aber fort, dann wird’s richtig ungemütlich im ADM-Sportpark.