Die Teppich-Galerie ist schon lange weg, bald soll hier nun gebaut werden – aber mit jahrelanger Verzögerung Foto: Kraufmann

Jahrelang wird am Projekt der Neubebauung in der Eberhardstraße 65 schon herumgemacht – jetzt soll es ernst werden damit. Der Baubeginn ist für Mitte Juli 2015 geplant. Nebenan will die Stadt Stuttgart das Gebäude Nummer 63 ersetzen.

Stuttgart - Was lange währt, kommt endlich doch: Im Schatten des denkmalgeschützten Tagblattturms werden Mitte Juli die Neubaumaßnahmen beginnen. Danach wird von der ehemaligen Teppichgalerie in der Eberhardstraße 65 nur noch die Fassade zur Straße hin zu sehen sein – in rekonstruierter Form. Dahinter sowie in der Lücke zwischen ehemaliger Teppichgalerie und Tagblatturm entstehen Neubauten.

Am Mittwoch gelang es einem runden Tisch aus Vertretern von Gemeinderatsfraktionen, städtischen Ämtern, der Kultureinrichtungen unter dem Turm und dem Architekten Stefan Willwersch, den Fahrplan festzuzurren. Und zwar so, dass die Bauarbeiten möglichst ohne existenzbedrohende Auswirkungen wie Lärm und Erschütterungen auf die Kulturbetriebe abgehen.

Das ist wichtig: Unterm Turm sind die beliebten Theater tri-Bühne, Fitz und Jes sowie ein theaterpädagogischer Dienst angesiedelt. Je größer die Folgen und je stärker die Zuschauerzahlen bröckeln, desto spendabler müsste die Stadt am Ende für Kompensation in Form von höheren Zuschüssen sorgen, und da spreche man von Steuergeldern. In dieser Einschätzung waren sich Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne) und Stadtrat Jürgen Sauer (CDU) einig. Letzterer hatte die Initiative ergriffen und die Runde zusammengebracht. Als die rund 20 Teilnehmer nach anderthalb Stunden wieder auseinandergingen, waren alle zufrieden.

Die Abrissarbeiten für das private Bauprojekt anstelle und hinter der ehemaligen Teppichgalerie sollen zeitlich zusammengelegt werden mit den Abrissarbeiten am Gebäude Eberhardstraße 63. Das hat die Stadt erworben, indem sie ihr Vorkaufsrecht wahrnahm. Sie will einen Neubau mit Büros und Wohnungen über Ladengeschäften erstellen. Die Abrissgenehmigung liege seit 14 Tagen vor, sagte ein Vertreter des Liegenschaftsamts. In seinem Amt sehe man es wie im Bezirksbeirat und in den Fraktionen: Die zeitliche Koordination mit dem Abbruch in der Eberhardstraße 65 sei sehr sinnvoll.

Der Bezirksbeirat wünscht aber – wie die Fraktionsvertreter – Wohnungen auf mindestens zwei Etagen und außerdem zwei Etagen für Kulturnutzungen. Sprich: weniger Büros. Auf dem Grundstück Eberhardstraße 65 plant der Architekt Stefan Willwersch Ladengeschäfte und Büros direkt hinter der Fassade des bisherigen Denkmals, die den Arbeiten weichen und später wieder aufgebaut werden soll. Im rückwärtigen Bereich sollen in zwei Flügelbauten über Ladengeschäften an die 40 kleinere Wohnungen entstehen.

Die Abbrucharbeiten und die Pfahlbohrungen für die Gebäudegründung sollen etwa vier Monate bis Mitte November dauern, zum Teil in der Sommerpause der Theater stattfinden, sagte Willwersch. Zum 1. Dezember ist der Beginn der Aufbauarbeiten geplant, die dann 18 bis 20 Monate dauern dürften. Willwersch signalisierte Entgegenkommen, was den Wunsch nach theaterfreundlichen Zeiten für die Bauarbeiten angeht. Samstags und sonntags soll gar nicht gearbeitet werden. Montags bis freitags werde voraussichtlich von kurz vor 7 bis 18 Uhr gearbeitet. Damit sei für die tri-Bühne und das Fitz der Abendbetrieb ab 19 Uhr gerettet, sagten die Kulturvertreter.